Optionsscheine sind riskante Produkte und eignen sich eigentlich für kurzfristige Anlageideen. In Marktphasen mit geringer Volatilität können Optionsscheine aber auch ausgezeichnet für Langfrist-Wetten verwendet werden, die ein vergleichsweise besseres Chancen- und Risikoprofil als ein Direktinvestment haben. Die Volatilität bestimmt neben der Laufzeit und dem Basispreis den Wert eines Optionsscheins. Ist die Schwankungsbreite groß, wächst die Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Niveau erreicht wird. Entsprechend hoch sind die Aufgelder, die für den indirekten Erwerb eines Basiswertes gezahlt werden müssen. Weil die Börse in den vergangenen Monaten stetig gestiegen ist und die einzelnen Kursrückschläge gering waren, ist die Volatilität auf ein sehr niedriges Niveau gefallen. Das impliziert, dass Aktien nicht stark schwanken werden. Die Aufgelder der Optionsscheine sind vergleichsweise gering.

In dieser Konstellation bietet es sich an mit Optionsscheinen mittel- bis langfristig auf solide Wachstumswerte zu setzen. Ein möglicher Kandidat dafür ist die Aktie von Fresenius Medical Care, dem weltweit größten Anbieter von Dialyse-Dienstleistungen. Das Geschäft hat aus demografischen Gründen Wachstumspotenzial. Ende 2013 waren mehr als 2,5 Millionen Patienten mit chronischem Nierenversagen in Behandlung. Bereits im Jahr 2020 glaubt FMC-Chef Rice Powell wird die Zahl auf beinahe vier Millionen angestiegen sein. Die Gründe dafür liegen in einer immer älter werdenden Bevölkerung und der Zunahme von Risikofaktoren für Nierenversagen.

Während die langfristigen Aussichten gut sind, lief es in den vergangenen Monaten nicht so reibungslos. Fresenius Medical Care hat seinen Schwerpunkt in den USA. Dort drohten Einnahmeausfälle auf Grund niedriger Erstattungen von den staatlichen Krankenkassen. Um mehr als 20 Prozent sollten die im Jahr 2014 fallen. Doch mittlerweile hat sich die Bedrohung deutlich entschärft. Im Herbst nahmen die Behörden die Preiskürzung etwas zurück und wollten sie vor allem auf das Jahr 2015 verschieben. Nun scheint sich die Situation weiter zu Gunsten von FMC zu verschieben. Offensichtlich haben die Behörden bei der Berechnung Fehler gemacht. Deren Risiko ist, dass die beiden großen Anbieter, neben FMC ist das die ebenfalls börsennotierte DaVita, sich mehr auf Privatpatienten konzentrieren, die selbst zahlen. Die Kommission MedPAC, die Vorschläge für die Höhe der Kosten von Gesundheitsdienstleistungen erarbeitet, hat berechnet, dass die bisherigen Leistungen angemessen seien. Dem Kongress wird empfohlen, die Zahlungen auch 2015 beizubehalten. Auch aus dem Gesundheitsministerium kommen leisere Töne. Weil die Kosten für Blutmittel wie Epo gefallen waren, sollten diese Preissenkungen weitergereicht werden. Nun scheint die Behörde auf der Stelle gedreht zu haben. Offensichtlich sind die Gesamtkosten für alle Medikamente der Behandlung gestiegen. Würde die Behörde ihre alten Pläne verfolgen, müssen viele kleinere Anbieter ausscheiden und die Versorgung der Patienten wird leiden. Diese Ausgangslage bietet FMC nun die Möglichkeit im Geschäft mit integrierter Versorgung zu wachsen. Dabei ist der Dienstleister neben der Dialyse auch für die medizinische Versorgung verantwortlich. Das kann den Anteil an den Gesamterlösen pro Patienten deutlich erhöhen. In der Summe eröffnen sich FMC ein Umsatzpotenzial von mehr als drei Milliarden Dollar.

Nach den USA war im vergangenen Jahr China der zweitgrößte Markt für FMC. Dort startete die Regierung Kartellermittlungen gegen Hersteller von Dialyseprodukten. Das Unternehmen geht davon aus, dass es keine Rechtsnormen gebrochen hat. Commerzbank-Analyst Volker Braun glaubt, das die Ermittlungen im politischen Kontext zu sehen seinen. China könne aber FMC als wichtigsten Kooperationspartner beim Ausbau der Dialysebehandlungen im Land nicht einfach so links liegen lassen. Braun bleibt bei seinem Kaufen-Rating mit Kursziel 61 Euro.

Vom aktuellen Niveau ein langer Weg. Zuletzt setzte die Aktie auf der starken Unterstützung bei dem Niveau von 47 Euro auf. Für Optionsscheinanleger, die über den günstigen Call mit einem Aufgeld von nur 2,8 Prozent auf die FMC-Aktie setzte, reichen schon Kurszuwächse bis zum alten Hoch bei 54 Euro, um einen Gewinn von mehr als 70 Prozent zu erzielen.