In ihrem aktuellen Aktienmarktausblick auf das 2. Halbjahr 2019 vertritt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) eingangs zunächst die These, dass es derzeit drei große langfristige Trends zu beobachten gibt. Gemeint sind damit erstens Nationalismus/Populismus, zweitens Disruptionen(Klimawandel/Digitalisierung) und drittens Überalterung der westlichen Welt. Die aktuellen Herausforderungen ließen sich weitgehend unter diese Oberthemen einsortieren.

Mit Blick auf das Geschehen beim DAX heißt es, der aktuelle Zyklus dauere bereits weit mehr als doppelt so lange wie der Bullenmarkt der 1990er-Jahre, habe jedoch auch eine weit geringere Dynamik aufzuweisen. Dies sein zum einen einer massiven Flutung der Märkte mit Liquidität im Nachklang an die Finanzkrise geschuldet, sowie zum anderen auch den seither unterdurchschnittlichen Wachstumsraten geschuldet.

Ansonsten ist man der Ansicht, dass nach der guten ersten Jahreshälfte der Markt bereits viel Positives vorweg genommen haben dürfte, insbesondere in puncto Unterstützung durch die Notenbanken, aber auch im Hinblick auf die Gewinnentwicklung.

Wirtschaftspolitische Risiken wie Handelsstreit und Brexit sowie geopolitische Risiken wie die Spannung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien schienen die Anleger auf die leichte Schulter zu nehmen, weshalb man die immer noch vergleichsweise niedrigen Volatilitäten als gefährliche Sorglosigkeit interpretiere und auf Sicht stärkere Ausschläge erwarte. Weil nun zudem die saisonal schwierigste Phase des Jahres bevorstehe, raten die Analysten dazu, den bisherigen Rückenwind auszunutzen und die einen oder anderen Gewinne mitzunehmen

Man verweist gleichzeitig aber auch auf das LBBW-Modell für die mittelfristige Performance des DAX. Dieses beruht auf den Faktoren Dividendenrendite (Ertragskomponente) und Börsenwert zu Geldmenge M3 (Bewertungskomponente). Es sei seit Herbst 2003 im Echt-Einsatz und habe bislang eine sehr hohe Prognosequalität bewiesen. Dieses Modell zeige für den DAX, dass eine Langfristanlage in Aktien nach wie vor äußerst attraktiv sei. Schließlich avisiere es für die kommenden fünf Jahre eine Performance von 7,3 Prozent p.a.

Abgesehen davon gibt es aber natürlich auch in dem von der LBBW beobachteten Anlageuniversum einige Einzeltitel, bei denen man deutliche Kursgewinne wittert. Wir haben daraus fünf deutsche Nebenwerte herausgefiltert, die gemessen an den Kurszielen über ein Kurspotenzial von 17 Prozent bis 46 Prozent verfügen. Mehr dazu nachfolgend.


Takkt-Aktie


Eine der Kaufempfehlungen der LBBW zu deutschen Nebenwerten bezieht sich auf die Takkt-Aktie. Das positive Anlagevotum ist mit einem Kursziel von 18,00 Euro versehen, wobei diese Vorgabe im Juni von zuvor 20,00 Euro gesenkt worden war. Bei einer aktuellen Notiz von 13,66 Euro ergibt sich daraus aber noch immer ein Aufwärtspotenzial von 46,4 Prozent.

Der B2B-Versandhändler verfügt nach Einschätzung des zuständigen Analysten Thomas Hofmann durch die Expansion bestehender und neuer Marken in weitere Länder sowie über verschiedene Vertriebskanäle, ergänzt durch gelegentliche Akquisitionen, über ein solides Wachstumsmodell.

Dieses solide Geschäftsmodell dürfte aus seiner Sicht zusammen mit der Optimierung der Vertriebswege - insbesondere der Ausbau des E-Commerce - bzw. des Produktportfolios auch weiterhin ein solides Umsatz- und Ergebniswachstum bei einer hohen Cashflow-Marge ermöglichen.

Nach der Sichtung der zuletzt vorgelegten Geschäftszahlen hat Hofmann die Prognosen aktualisiert und anhand historischer Bewertungsmultiplikatoren einen fairen Wert von unverändert 20,00 Euro ermittelt. Diesen Wert reduziert er allerdings um einen zehnprozentigen Risikoabschlag (konjunkturelle Eintrübung), womit sich als Kursziel 18,00 Euro ergebe. Risiken für den Investment Case bestünden insbesondere in gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten in den Kernregionen Nordamerika und Europa.

Zu den Vorteilen zählt Hofmann Wachstumschancen wie eine geografische Expansion, das Internet-Geschäft, neue Vertriebsformen sowie Akquisitionen. Hinzu komme eine schlanke Holding-Struktur. Positiv bewertet er auch den hohen freien Cash Flow sowie die sehr soliden Bilanzrelationen.

Als Nachteile verweist er auf den Liquiditätsbedarf von Mehrheitsaktionär Haniel und darauf, dass das Wachstumsfeld E-Commerce wettbewerbsintensiver ist als herkömmliche Vertriebskanäle. Zudem sei der Geschäftsverlauf abhängig von der Konjunktur.

Den Gewinn je Aktie sieht die LBBW für 2019 bei 1,39 Euro und für 2020 bei 1,58 Euro je Aktie. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,6. Die Dividende je Aktie taxiert man für das laufende Geschäftsjahr auf 0,60 Euro je Anteilsschein und für das kommende Geschäftsjahr auf 0,65 Euro. Das läuft für 2019 auf eine Dividendenrendite von 4,4 Prozent hinaus.


Charttechnik

Der Langfristchart der Takkt-Aktien ist von einiger Volatilität geprägt. Die letzte nennenswerte Bewegung vollzog die Notiz im Vorjahr, als es sehr deutlich nach unten ging. Seit Oktober versucht sich der Titel an einer Bodenbildung. Damit diese gelingt, ist es wichtig, das diesjährige Zwischentief von 12,28 Euro nicht mehr zu unterschreiten.




Profil

Die Takkt AG ist ein B2B-Versandhändler für Geschäftsausstattung. In dem zersplitterten Markt ist Takkt Marktführer in Europa und Nordamerika. Das Unternehmen hat rund drei Millionen Kunden in über 25 Ländern, wobei Westeuropa und Nordamerika mit einem Umsatzanteil von über 95 Prozent den Schwerpunkt bilden.

Des Weiteren ist Takkt in Osteuropa, Russland, der Türkei, China, Japan und Mexiko tätig. Takkt bietet über 200.000 Produkte einer Vielzahl von Herstellern mit hohem Service über die Vertriebskanäle Print, Online, Tele und Field im Rahmen eines Multi-Channel-Ansatzes. Das Unternehmen ist im Mehrheitsbesitz des Haniel-Konzerns.


Bertrandt-Aktie

Der zweite portraitierte LBBW-Favorit aus dem deutschen Nebenwertesegment heißt Bertrandt. Auch hier reduzierte die LBBW im Juni nach der Vorlage von Zahlen das Kursziel von 90,00 Euro auf 84,00 Euro. Gemessen an der aktuellen Notiz von 63,90 Euro lässt das aber noch immer 31,5 Prozent Luft nach oben.

Wie der zuständige Analyst Frank Biller erklärt, führen technologische Umbrüche und Konsolidierungen in der Automobilindustrie derzeit zu einer verzögerten Projektvergabe und damit zu temporären Ergebnisbelastungen bei Bertrandt. Grundsätzlich bleibe das Geschäftsmodell aber intakt.

Die maßgeblichen Wachstumstreiber für die Ingenieurdienstleistungsbranche wie steigende Modell- und Variantenvielfalt, umweltfreundliche individuelle Mobilität sowie automatisiertes und vernetztes Fahren behielten ihre Gültigkeit. Zudem besitze Bertrandt mit den Branchen Energie, Elektro-/Medizintechnik und Maschinen-/Anlagenbau einen über die Automobilindustrie hinausgehenden Kundenkreis mit Wachstumspotenzial.

Die insgesamt positiven Aussichten sehe man derzeit nicht ausreichend im Aktienkurs reflektiert. Das Rating lautet daher Kaufen. Das größte Risiko aus Sicht von Biller ist eine nachlassende Fremdvergabe von Ingenieurdienstleistungen seitens der Kunden. Auf Basis der angewandten Bewertungsmodelle (abgezinster Cash Flow und Branchenvergleich) kommt Biller basierend auf leicht überarbeiteten Schätzungen wie oben erwähnt auf einen fairen Wert von rund 84,00 Euro.

Vorteile sieht Biller in einem steigenden Entwicklungsbedarf bei den Automobilherstellern sowie in der sehr soliden Finanzsituation. Nachteile seien ein hoher Fixkostenblock und eine sich eventuell schwierig gestaltende Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Den Gewinn je Aktie taxiert die LBBW für 2019 auf 4,84 Euro und für 2020 auf 5,64 Euro je Aktie. Auf letztgenannter Basis beträgt das geschätzte KGV 11,3. Die Schätzung zur Dividende je Aktie beläuft sich für das laufende und für das kommende Jahr auf 2,10 Euro sowie auf 2,40 Euro je Anteilsschein. Für 2019 winkt damit eine Dividendenrendite von 3,8 Prozent.


Charttechnik

Die Aktien von Bertrandt können von November 2005 bis März 2015 auf einen Anstieg von 8,05 Euro auf 138,05 Euro zurückblicken. Allerdings steckt der Titel seitdem in einem Abwärtstrend. Der tiefste Punkt im Zuge dieser Bewegung stammt vom 21. Juni und beträgt 60,60 Euro. Das heißt zum einen, für eine Chance auf eine nachhaltige Stabilisierung darf diese Marke nicht mehr unterschritten werden und zum anderen, dass der Abwärtstrend derzeit noch als intakt einzustufen ist.




Profil

Bertrandt ist ein Partner der Automobil- und Luftfahrtindustrie im Entwicklungsbereich und beschäftigt derzeit mehr als 13.000 Mitarbeiter. Die Dienstleistungen decken hierbei unter anderem die Bereiche Elektronik, Entwicklungsbegleitende Dienstleistungen, Interieur, Karosserie, Powertrain, Modellbau und Rapid Technologies, Simulation und Versuch ab. Das Leistungsspektrum reicht von einzelnen Komponenten über komplexe Module bis hin zu kompletten Derivaten.

Zu den Kunden zählen nahezu alle europäischen Automobilhersteller, zahlreiche bedeutende Systemlieferanten sowie Airbus. Zudem wurde das Kundenspektrum im Dienstleistungsbereich um weitere Branchen ausgeweitet, deren Bedeutung für das Gesamtunternehmen mit einem Anteil von rund 10% allerdings (noch) gering ist.


Freenet-Aktie

Als einen Kauf stuft die LBBW im Nebenwertebereich auch die Aktien von Freenet ein. Der Mobilfunk Service Provider ist mit einem Kursziel von 23,00 Euro ausgestattet. Das verspricht im Falle einer Zielerreichung einen Anstieg von 26,4 Prozent, wenn als Maßstab der aktuelle Kurs von 18,19 Euro Verwendung findet. Das genannte Kursziel und das Kaufen-Rating basieren dabei primär auf einem abgezinsten Cash Flow-Modell.

Auch nach den jüngsten Zukäufen dominiert laut dem zuständigen Analysten Thomas Hofmann bei Freenet noch das Mobilfunkgeschäft. Hier weist die Gesellschaft bereits seit einiger Zeit wieder kontinuierlich steigende Vertragskundenzahlen aus, so sein Urteil. Auch wenn naturgemäß Risiken im Hinblick auf die Preisentwicklung auf dem Mobilfunkmarkt bestünden, sieht er aktuell ein recht positives Marktumfeld, maßgeblich geprägt durch hohe Nachfrage nach mobilen Datentarifen.

Unterstützung für die Aktie bietet laut Hofmann die attraktive Dividende, die in den nächsten Jahren noch weiter steigen dürfte. Durch die Akquisition von Media Broadcast sowie der Anteile an Sunrise und Ceconomy sei die Verschuldung zwar deutlich gestiegen, stelle jedoch angesichts der Cash Flow-Stärke von Freenet die erwartete hohe Dividendenrendite nicht in Frage.

Die Risiken für den Investment Case ergäben sich vor allem aus einem möglicherweise wieder verschärfenden Preiswettbewerb im Mobilfunk. Als Nachteile finden auch eine relativ hohe Nettoverschuldung Erwähnung, die Abhängigkeit vom Vertriebskanal Mediamarkt Saturn sowie hohe Kundenakquisitionskosten.

Für das Gesamtjahr rechnet das Management des Unternehmens unverändert mit einem stabilen Umsatz und einem EBITDA von 420 Millionen bis 440 Millionen Euro. Die LBBW sieht das bereinigte EBITDA bei 428 Millionen Euro, nach 405 Millionen Euro im Vorjahr. Den Umsatz taxiert man auf 2,90 Milliarden Euro nach 2,897 Milliarden Euro in 2018.

Den Gewinn je Aktie schätzt Hofmann für das laufende Jahr auf 1,65 Euro und für das kommende Jahr auf 1,67 Euro je Aktie. Letztgenannter Wert wäre gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 10,9. Die Dividendenzahlung taxiert die LBBW bis auf weiteres auf 1,65 Euro je Anteilsschein. Das verspricht eine Dividendenrendite von sehr ansehnlichen 9,07 Prozent.


Charttechnik

Die Aktien von Freenet hatten im Vorjahr keinen leichten Stand. Der Kurs sackte da von 32,54 Euro auf 16,26 Euro ab, wobei sich das letztgenannte Tief vom 15. Januar 2019 stammt. In diesem Jahr arbeitet der Wert nun an einer Stabilisierung. Die Chancen auf eine Bodenbildung sind intakt, damit diese gelingt, ist aber ein Sprung über den unverändert bestehenden Abwärtstrend erforderlich.




Profil

Freenet ist der mit Abstand größte Mobilfunk Service Provider in Deutschland, etabliert sich daneben aber auch zunehmend im Bereich Digital Lifestyle als Anbieter von Lösungen für den Haushalt des Kunden, welche zur Telekommunikation nicht unmittelbar in Bezug stehen. Nach der Akquisition von Debitel/Talkline in 2008 betreut Freenet unter der Marke "mobilcom-debitel" etwa zwölf Millionen Mobilfunkkunden in Deutschland.

Die Vertriebsplattform umfasst neben den Online- und Direktvertriebskanälen rund 600 eigene Shops (inklusive fast 50 Gravis-Shops) und 6.000 Vertriebsstellen. Als Mobilfunk Service Provider bietet Freenet seinen Kunden Produkte von allen drei deutschen Mobilfunknetzbetreibern an. Die Freenet-Gruppe hat rund 5.000 Mitarbeiter. Die Aktie ist einer der größten Werte im TecDAX.


1&1 Drillisch-Aktie

Auch die Kaufempfehlung der LBBW für die Aktien von 1&1 Drillisch verspricht im Falle einer Zielerreichung deutliche Gewinne. Denn das Kursziel für den Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen beträgt 42,00 Euro, während der Titel aktuell bei 30,50 Euro handelt. Daraus ergibt sich eine Differenz von 37,7 Prozent.

Wie es von Seiten der LBBW heißt, stoße Drillisch mit der Übernahme der 1&1 Telecommunication SE zusammen mit dem Großaktionär United Internet in neue Dimensionen vor. Das drücke sich aus darin aus, dass man an der Auktion für die Frequenzen des neuen 5G-Netzes teilgenommen habe.

Gleichzeit resultiere hieraus aber auch eine hohe Unsicherheit hinsichtlich der weiteren Entwicklung. Denn 1&1 Drillisch ändere dadurch das Geschäftsmodell vom reinen MVNO hin einem Netzbetreiber, wobei die zukünftige GuV-Struktur ebenso wenig seriös abschätzbar sei wie die zukünftige Dividende, die bisher ein wesentliches Kaufargument für die Aktie gewesen sei.

Vor diesem Hintergrund orientiert sich die LBBW bei der Bewertung stärker an den Multiplikatoren von Netzbetreibern und auch mit Hilfe eines Peergroup-Vergleichs kommt man auf ein Kursziel von 42,00 Euro je Aktie, was trotz einer Reduktion von bislang 58,00 Euro zu einer Kaufeinstufung führe. Wie es weiter heißt, dürften die erwähnten Unwägbarkeiten aus der absehbaren signifikanten Veränderung des Geschäftsmodells im aktuellen Aktienkurs eingepreist sein.

Die LBBW geht für 2019 von einem Rückgang beim Gewinn je Aktie von 4,30 Euro auf 2,50 Euro aus und für 2020 kalkuliert man mit 2,53 Euro. Daraus ergibt sich ein geschätztes KGV von 8,3. Die Dividende sehen die Analysten für das laufende und für das kommende Geschäftsjahr bei 0,50 Euro bzw. bei 0,55 Euro je Anteilsschein. Das verspricht für 2019 eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent.


Charttechnik

Der Kurs von 1&1 Drillisch hat von März 2009 bis Januar 2018 mit einem Anstieg von 0,90 Euro auf 72,05 Euro einen starken Anstieg verzeichnet. Allerdings ist seitdem der Ofen aus und es hat sich ein Abwärtstrend breit gemacht. Gemessen an dem am 17. Juni markierten Jahrestief von 24,86 Euro hat die Notiz aber deutlich zugelegt, damit der Abwärtstrend geknackt ist, muss der Kurs aber noch etwas draufsatteln.




Profil

Die 1983 gegründete Drillisch AG bietet mit über 900 Mitarbeitern Telekommunikationsdienstleistungen an. Der Großteil der über 3,4 Millionen Kunden nutzt dabei von Drillisch selbst generierte Mobilfunkprodukte/Tarife, die vor allem auf den Mobilfunknetz von Telefónica Deutschland basieren. Durch eine 2014 abgeschlossene Vereinbarung mit Telefónica Deutschland erhält Drillisch seit dem 1.7.2015 garantierten (und im Rahmen eines Gleitpfads ansteigenden) Zugriff auf 20 Prozent der Kapazitäten des kombinierten O2/E-Plus-Netzes mit der Option auf weitere zehn Prozent.

Durch diese so genannte "Mobile Bitstream Access MVNO"-Vereinbarung hatte sich Drillischs Struktur grundlegend mit substanziellen Auswirkungen auf Kunden- und Mitarbeiterzahlen, Wettbewerbsposition sowie Kosten- und Vertriebsstruktur verändert. Mit der Übernahme der 1&1 Telecommunication SE erfährt die bisherige Wachstumsstory von Drillisch eine zusätzliche Dynamik.


USU Software-Aktie


Als fünften und letzten Favoriten der LBBW aus dem deutschen Nebenwertesegment stellen wir im Rahmen dieses Beitrags die Aktien von USU Software vor. Die Valoren des Software-Unternehmens sind mit einem Kursziel von 20,50 Euro versehen. Das lässt auf einen Anstieg von 17,5 Prozent hoffen, da der Wert beim Schreiben dieses Artikels bei 17,45 Euro handelt.

Das grundsätzlich positive Umfeld für das Produktportfolio von USU sollte nach Einschätzung des zuständigen Analyten Mirko Maier ein über dem Branchenwachstum liegendes Wachstum ermöglichen. Mit kleineren Übernahmen ergänze USU das eigene Produktportfolio.

Das weitere Wachstum des Unternehmens sollte von der vollen Produktpipeline, dem im Wachstumsbereich Industrie 4.0 positionierten neuen Geschäftsbereich Katana und dem Ausbau der Auslandsaktivitäten getrieben werden.

Maier hat seine Prognosen für 2019 trotz der als enttäuschend bezeichneten Gewinnentwicklung im ersten Quartal unverändert gelassen. Die Wette des Unternehmens auf ein starkes zweites Halbjahr erscheint ihm fundiert zu sein. Das oben erwähnte Kurszielt basiert primär auf einem abgezinsten Cash-Flow-Berechnungsmodell.

Vorteile von USU sind für Maier mehrfach ausgezeichnete Softwareapplikationen sowie die Aussicht darauf, dass sich Big Data, Industrie 4.0 und Digitalisierung der Unternehmen als Wachstumstreiber erweisen. Hinzu kämen die angestoßene Auslandsexpansion und die soliden Bilanzrelationen. Nachteile seien dagegen die geringe Free-Float-Marktkapitalisierung und der Umstand, dass einzelne größere Aufträge für höhere Volatilität zwischen den Quartalen sorgen können.

Der Gewinn je Aktie dürfte sich bei USU Software laut den Prognosen von Maier in diesem Jahr auf 0,51 Euro belaufen und im kommenden Jahr auf 0,86 Euro je Aktie. Das ist auf letztgenannter Basis gleichbedeutend mit einem geschätzten KGV von 20,3. Bei der Ausschüttung kalkuliert die LBBW für 2019 mit einer Zahlung von 0,45 Euro und für 2020 mit 0,50 Euro. Für 2019 läuft das auf eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent hinaus.


Charttechnik

Bei USU Software ging es mit den Kursen von Februar 2009 bis November 2017 von 1,78 Euro auf 31,50 Euro nach oben. In dieser Zeit hat die Aktie somit viele Anleger reich gemacht. Allerdings ist seitdem der Ofen aus- Stattdessen hat sich nach dem Bruch des langfristigen Aufwärtstrends ein Abwärtstrend breit gemacht. Vom Jahrestief von 13,30 Euro hat sich der Titel zuletzt aber merklich abgesetzt und dadurch besteht inzwischen sogar eine Chance darauf, den zuvor erwähnten Abwärtstrend hinter sich zu lassen.




Profil

USU entwickelt Applikationen zur Erfassung von IT-Infrastrukturen hinsichtlich deren Leistungsfähigkeit, Ausbreitung und Aufwand. Des Weiteren bietet USU mit dem KnowledgeCenter wissensbasierte Datenbanklösungen an. Das Produktportfolio wird durch flankierende Serviceleistungen abgerundet.

2018 generierte USU mit 694 Mitarbeitern einen Umsatz von 90,5 Millionen Euro. Die Bilanz ist gekennzeichnet durch eine hohe Eigenkapitalquote, das Fehlen von Bankverbindlichkeiten sowie einer hohen Nettoliquidität. Mit knapp über 50 Prozent ist Gründer Udo Strehl Mehrheitseigentümer der Gesellschaft.