Die Commerzbank ging vor rund eineinhalb Jahren mit den hauseigenen Top-Aktienideen an den Start. Seitdem reichte es mit Stichtag zum 27. Mai 2021 zu einer um 260 Basispunkte besseren Wertentwicklung als bei HDAX, der als Vergleichsmaßstab dient und alle Unternehmen aus den deutschen Auswahlindizes DAX, MDAX und TecDAX umfasst.

Konkret reicht es für das Favoriten-Portfolio zu einem Plus von 17,7 Prozent seit der Auflegung und von 9,4 Prozent seit dem bisher letzten Update im Februar 2021 (150 Basispunkte Outperformance seitdem).

Wie es ansonsten allgemein zur Ausgangslage heißt, hat die besser als erwartete DAX-Quartalsgewinnsaison einen breit angelegten, deutlichen Anstieg der Gewinnerwartungen ausgelöst. Insgesamt sind demnach die DAX-Gewinnprognosen für das Geschäftsjahr 2021 um elf Prozent gestiegen). Nach Einschätzung der Commerzbank dürfte das kräftige, synchronisierte globale Wachstum die DAX-Gewinnerwartungen dank des impfstoffbedingten Endes der Sperrfristen weiter beflügeln.

Der zunehmende Druck durch steigende Inputkosten und der geringere Rückenwind durch die chinesische Wirtschaft könnten die Gewinnaussichten im zweiten Halbjahr jedoch abschwächen. Die starke Erholung des globalen Wachstums habe einen starken Anstieg der Rohstoffpreise, himmelhohe Transportkosten und einen Mangel an Halbleitern ausgelöst. Der anhaltende Anstieg der Inflationserwartungen sei aufgrund der Befürchtung einer weniger expansiven Fed-Politik zu einem wichtigen Risikofaktor für die globalen Aktienmärkte geworden.

Steigende Inflationserwartungen in der Eurozone und den USA könnten in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu einer Konsolidierung der Aktienmärkte führen. Als Konsequenz daraus prognostiziert man eine Kontraktion des geschätzten DAX--KGV auf 13x von aktuell 15x bis zum Ende dieses Jahres, was einem DAX-Jahresendziel von 14.200 Punkten entspricht.

Die Top-Aktienfavoritenliste der Commerzbank umfasst zehn Titel. Davon stellen wir nachfolgend jene fünf Werte vor, die gemessen an den Kurszielen über das meiste Aufwärtspotenzial (von bis zu 47 Prozent) verfügen.

Covestro-Aktie



In der Top-Favoritenliste der Commerzbank sind unter anderem die Aktien von Covestro enthalten. Diesem DAX-Mitglied traut man einen Anstieg bis auf 75,00 Euro zu. Gemessen am Schlusskurs von 54,68 Euro vom Mittwoch verspricht das einen Anstieg von gut 37 Prozent.

Die Skepsis hinsichtlich der Nachhaltigkeit der zuletzt beobachteten Erholung der PUR-Spreads habe den Aktienkurs des Werkstoffherstellers zuletzt zurückgehalten. Der aktuelle Handel im zweiten Quartal unterstreiche die positive Einschätzung der Nachhaltigkeit der Margentrends bei PUR durch die hauseigenen Analysten. Vor allem sei das bei europäischem/nordamerikanischem MDI der Fall.

Die sehr gesunden TDI-Spreads zeigten bisher keine Anzeichen einer Entspannung, während man bei einer vorsichtigen Einschätzung für das zweite Halbjahr bleibe. Die Vorteile der Rückwärtsintegration mit der eigenen BPA-Produktion bei Polycarbonat zahlten sich bei den Standardtypen weiterhin aus, zusätzlich zum verbesserten Mix bei PCS. Die Ausweitung der BPA-Zwischenprodukte in China halte bei knappem Angebot länger an und verbessere Covestros bereits führende Kostenposition weiter, da 1/3 der PC-Kapazität in China und 52% in APAC angesiedelt seien.

Daher sind die Analysten zuversichtlich, dass ihre Prognose für das Konzern-EBITDA von 836 Millionen Euro für das zweite Quartal 2021 aufgeht, auch wenn sie etwas über der Konsensschätzung liegt. Man sagt gleichzeitig einen Anstieg des Konzern-EBITDA für das Gesamtjahr 2021 von 69 Prozent auf 2.483 Millionen Euro voraus, einschließlich 388 Millionen Euro aus einer Volumenerholung und einem um 1.168 Millionen Euro besseren Preisdelta, was teilweise kompensiert werde durch Gegenwind in Höhe von 545 Millionen Euro aus der Rücknahme temporärer Kosteneinsparungen, der Rückstellung für den Bonuspool und Währungseffekte.

Die Erholung des operativen freien Cashflows auf 1.401 Millionen Euro im Jahr 2021 von 530 Millionen Euro im Jahr 2020 finanziere die 1,55 Milliarden Euro schwere RFM-Akquisition fast vollständig in einem einzigen Jahr. Inklusive RFM und trotz des integrationsbedingten Null-EBITDA-Beitrags werde Covestro mit einem EV/EBITDA-Multiplikator von 5,6 für 2021 gehandelt. Das bedeute einen 25-prozentigen Abschlag gegenüber der Vergleichsgruppe dar, die auf einen 7,4-fachen Multiplikator komme. Die erwarteten Zahlen für 2020 sprächen für einen Abschlag von 19 Prozent. Die operative freie Cashflow-Rendite von 12,8 Prozent bzw. von 8,7 Prozent für die Jahre 2021 und 2022 sei besser als die Durchschnittswerte der Konkurrenz mit 4,7 Prozent bzw. von 6,3 Prozent.

Beim angepassten Gewinn je Aktie kalkuliert man mit 5,95 Euro für 2021, mit 5,65 Euro für 2022 und mit 5,96 Euro für 2022. Auf letztgenannter Basis errechnet sich ein geschätztes KGV von 9.2. Die Dividendenvorhersagen für diese drei Geschäftsjahre betragen 1,50 Euro, 1,90 Euro und 2,00 Euro je Anteilsschein.



RWE-Aktie



Die Commerzbank hat auch RWE mit Kaufen eingestuft und das positive Urteil mit einem Kursziel von 40,00 Euro verknüpft. Außerdem ist auch dieser Wert in der Top-Empfehlungsliste enthalten. Aus der genannten Zielvorgabe ergibt sich bei einer Schlussnotiz am Mittwoch von 30,88 Euro fast 30 Prozent Luft nach oben.

Die zuständigen Analysten sind bei dem im DAX vertretenen Versorger unter anderem deshalb konstruktiv gestimmt, weil der Konzern durch die Integration der Erneuerbare-Energien-Aktivitäten von E.ON/Innogy nach einem Asset-Tausch zum zweitgrößten Betreiber von Offshore-Windparks und zu einem der größten Anbieter von erneuerbaren Energien aufgestiegen ist.

Der Ausbau des Erneuerbare-Energien-Portfolios und die geplanten/bestehenden Kohleausstiegsprogramme in Deutschland, den Niederlanden und in Großbritannien dürften die CO2-Intensität von RWE reduzieren und dem Unternehmen helfen, seinem Ziel, bis 2040 klimaneutral zu werden, näher zu kommen. Außerdem hält man das überwiegend regulierte/vergebene Geschäft mit erneuerbaren Energien für vergleichsweise robust.

Man geht davon aus, dass die RWE-Bereiche Offshore-Wind und Onshore-Wind/Solar im Jahr 2022 rund 60 Prozent des RWE-EBITDA ausmachen werden, während der neu geschaffene Bereich Hydro/Biomass/Gas und der Bereich Supply & Trading für rund 17 Prozent bzw. acht Prozent verantwortlich zeichnen dürften. Der Ergebnisbeitrag des Nicht-Kerngeschäfts Kernenergie/Kohle dürfte sich aufgrund des deutschen Atomausstiegs bis Ende 2022 und der staatlich veranlassten Abschaltung von Braunkohlekraftwerken auf rund vier Prozent im Jahr 2023 verringern.

Man prognostiziert, dass die CO2-Emissionen des RWE-Erzeugungsportfolios bis 2030 um sieben Prozent p.a. auf 40 Millionen Tonnen sinken. Grund dafür seien die bereits erwähnten Kohleausstiegspläne in Großbritannien (2025), den Niederlanden (2030) und Deutschland (2038) sowie der Ausbau des RWE-Fuhrparks für erneuerbare Energien.

Die Analysten prognostizieren ein Wachstum des angepassten EBITDA um rund ein Prozent jährlich auf 3,3 Milliarden Euro im Zeitraum 2020-2022, was nahe am Konsens und der mittelfristigen Prognosespanne von RWE von 3,1-3,4 Milliarden Euro liege.

Die Schätzungen für den Gewinn je Aktie sehen für die Geschäftsjahre 2021 bis 2023 wie folgt aus: 1,48 Euro, 1,73 Euro und 1,62 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von gut 19. Die Dividendenschätzungen für die genannten Jahre betragen 0,90 Euro, 0,95 Euro und 1,00 Euro je Aktie.

Die RWE-Aktien werden laut Commerzbank mit einem Abschlag gegenüber der durchschnittlichen Unternehmenswert/EBITDA-Bewertung der Wettbewerber im Bereich der grünen Erzeugung gehandelt, basierend auf den Prognosen für 2021/2022. Man erwartet eine Neubewertung mit zunehmender Sichtbarkeit des zukünftigen/ saubereren Ertragsprofils von RWE.



HelloFresh-Aktie



Der Aktienkurs von HelloFresh hat in dieser Woche bereits neue Bestmarken bei der Schlussnotiz aufgestellt. Trotzdem traut die Commerzbank den Anteilsscheinen des Kochboxenversenders noch einiges mehr zu. Das Kursziel bewegt sich jedenfalls bei 104,00 Euro. Somit ergibt sich gemessen am Schlusskurs vom Mittwoch von 83,76 Euro theoretisch die Chance auf einen Anstieg von gut 24 Prozent.

Wie es heißt, ist das Jahr 2020 für HelloFresh außergewöhnlich gut gelaufen, aber die Analysten glauben nicht, dass dies nur ein einmaliges Ereignis war. Die Argumente für die verbreitete Zuversicht lauten wie folgt: HelloFresh habe erstens seinen Vorsprung gegenüber den Mitbewerbern weiter ausbauen können. Zweitens sollte 2021 ein weiteres Wachstumsjahr werden, und man hat die eigenen Schätzungen für 2021/2022 unlängst nach der Prognose-Anhebung des Unternehmens erhöht.

Drittens könnte die Aktie sogar 139 bis 171 Euro wert sein, wenn das Unternehmen seine Ziele für 2025 erreichen sollte. Vor diesem Hintergrund bleibt die Commerzbank bei einer Kaufempfehlung für HelloFresh, wobei sich auf Höhe des genannten Kursziel das Verhältnos von Unternehmenswert zum EBITDA für 2022 beim rund 27-fachen bewegt. Dazu sei ergänzend erwähnt, dass diese Relation im historischen Zweijahresdurchschnitt rund 30 betrug.

Die Analysten kommen zu dem Schluss, dass eine durchschnittliche jährliche Umsatzwachstumsrate von 20-22 Prozent hauptsächlich durch höhere Penetrationsraten in bestehenden Märkten/Kategorien entstehen könnte. Darüber hinaus wolle HelloFresh neue Regionen und angrenzende Kategorien erschließen, seine US-Marken in andere Länder bringen und mehr Zusatzprodukte anbieten.

Dies soll mittelfristig zu einem Umsatz von zehn Milliarden Euro führen, wobei dieses Niveau im Jahr 2025 erreicht sein soll, nach 3,75 Milliarden Euro im Vorjahr. Die operative Profitabilität solle im zweistelligen Bereich, das heißt bei 10-15 Prozent bleiben. Zum genannten Umsatzziel des Unternehmens für 2025 ist noch anzumerken, dass die Commerzbank mit geschätzten 9,4 Milliarden Euro derzeit noch etwas vorsichtiger ist.

Den Gewinn je Aktie sieht man in diesem Jahr zwar von 2,38 Euro auf 2,04 Euro sinken. 2021 sollen daraus dann aber wieder höhere 2,41 Euro werden und die Prognose für 2023 beträgt sogar 2,99 Euro. Auf letztgenannter Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von 28.



Sartorius-Aktie



Im Falle von Sartorius gibt die Commerzbank das Kursziel für die im MDAX enthaltenen Vorzugsaktien des Laborausrüsters mit544,00 Euro an. Das heißt, man traut diesem Neuling in der zehnköpfigen Favoritenliste einen Anstieg von fast 33 Prozent zu, gemessen am Xetra-Schlusskurs von 409,70 Euro vom Mittwoch.

Die Schätzreihe zum Gewinn je Aktie sieht für 2021 bis 2023 wie folgt aus: 4,38 Euro, 7,78 Euro und 9,27 Euro je Aktie, nach 4,38 Euro im Vorjahr. Aus der Basis für das übernächste Jahr ergibt sich somit ein geschätztes KGV von 44,2. Bei der Dividende rechnet man für das laufende, das kommende und für das übernächste Geschäftsjahr mit Zahlungen von 1,29 Euro, 1,74 Euro und 2,05 Euro je Aktie.

Laut Commerzbank brachte das erste Quartal den erwartet starken Start in das Jahr 2021. So habe die bereinigte EBITDA-Marge mit 33,Prozent deutlich über der Gesamtjahresprognose von rund 32 Prozent gelegen Besonders hervorzuheben gewesen sei auch das starke zugrunde liegende Umsatzwachstum.

Nach der Ergebnisvorlage haben die zuständigen Analysten ihre Schätzungen für den Umsatz und das angepasste EBITDA erhöht. Konkret rechnet man nun mit einem Umsatzwachstum von rund 48 Prozent (ohne Währungseinflüsse plus 52,6 Prozent) beim Bereich Bioprocess Solutions und mit einem Plus von 28,0 Prozent (ohne Währungseinflüsse plus 34,1 Prozent) beim Bereich Lab Products & Services.

Weil man gleichzeitig davon ausgeht, dass die Kosten nur allmählich steigen und beide Geschäftsbereiche weiterhin von Skaleneffekten profitieren, hat man auch die Prognose für die angepasste EBITDA-Marge für den Bereich Lab Products & Services von 24,0 Prozent auf 25,2 Prozent im Geschäftsjahr 2021 erhöht.

Nach einer überraschend frühen Anhebung der Vorhersage für 2021 im März habe das Unternehmen zuletzt die Prognose bei der Präsentation der Erstquartalsergebnisse nicht erneut angehoben. Obwohl das die Commerzbank-Analysten auch nicht erwartet hatten, gehen sie doch von einer weiteren Anhebung des Jahresausblicks spätestens mit der Vorlage der Zweitquartalsergebnisse im Juli 2021 aus.

Das hauseigene Berechnungsmodell des fairen Wertes ein geschätztes Ziel-KGV von 70 gemessen an den Schätzungen für die nächsten zwölf Monate. Dies sei eine Annahme, die sich in etwa in dem Bereich bewege, in dem Unternehmen mit ähnlichen Profilen (führende Position in einem oligopolistischen Markt mit starker zugrunde liegender Wachstumsdynamik) gehandelt würden.



Rheinmetall-Aktie



Der fünfte und letzte näher von uns vorgestellte Mitfavorit der Commerzbank ist Rheinmetall. Eine Kaufempfehlung für den Rüstungskonzern und Automobilzulieferer ist mit einem Kursziel von 125,00 Euro versehen. Eine Vorgabe, die sich um gut 47 Prozent über dem Xetra-Schlusskurs von 84,94 Euro vom Mittwoch bewegt.

Den Gewinn je Aktie sieht man von 2020 bis 2023 von 6,87 Euro auf 10,33 Euro steigen. Auf letztgenannter Basis ergibt sich somit ein geschätztes KGV von 8,2, was als moderat einzustufen ist. Bei der Dividende kalkuliert man für die Geschäftsjahre 2021 bis 2023 mit Zahlungen von 2,40 Euro, 2,80 Euro und 3,00 Euro je Anteilsschein. Damit winken Dividendenrenditen von 2,83 Prozent, 3,3 Prozent und 3,53 Prozent.

Die Aktien von Rheinmetall haben nach Einschätzung der Commerzbank-Analysten eine sehr überzeugende Transformationsstory zu bieten, die der Kapitalmarkt derzeit noch unterschätze. Zumindest komme man selbst zu einem vorteilhaften Urteil, wann man die wichtigsten Erkenntnisse aus einem überzeugenden Strategie-Update und den unlängst veröffentlichten Erstquartalszahlen

zusammenfasst.

Konkret ist es demnach erstens so, dass die Ertragsdynamik in beiden Geschäftsdivisionen unterschätzt wird, wobei sich die angepasste EBIT-Prognose der Commerzbank für die Jahre 2021-2023 um rund sechs Prozent über dem Konsens bewegt. Zweitens werde das Autosegment aufgespalten und die Vorgabe laute, bis 2023 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von rund sieben Prozent bei einer mehr als zehnprozentigen Marge zu erzielen, um eine Veräußerung zu verhindern.

Drittens stütze der Vorstand beim Rüstungsgeschäft das Umsatzziel von 5,5 Milliarden Euro für 2025, was einem unterstellten jährlichen Plus von im Schnitt rund sieben Prozent entspreche. Dies deute darauf hin, dass das Risiko nach oben gerichtet ist, auch für das EBIT nach einer elfprozentigen Marge in 2020. Viertens sei die Zielmarge beim freien Cashflow angehoben worden.

Wenn es dem Unternehmen gelingen sollte, seine Ambitionen zu erreichen, sei alleine das Verteidigungsgeschäft rund 150-180 Euro je Aktie wert. Der Autobereich sollte laut den Analysten zumindest in der Lage sein sollte, alle Finanzschulden zu bedienen. Diese betrugen zum Ende des Fiskaljahres 2020 rund 1,2 Milliarden Euro inklusive Pensionen.

Hinweis: Bei den Anlageurteilen zu den besprochenen Aktien handelt es sich um Empfehlungen des zitierten Research-Instituts. Die Meinung der dortigen Analysten kann, aber muss sich nicht mit den jeweiligen Einschätzungen der BÖRSE ONLINE-Redaktion decken.