Die Bälle rollen wieder in den europäischen Fußballligen. Auch für Anleger wird es spannend, denn einige Fußballklubs sind börsennotiert. Sicher steht bei den Fans von Borussia Dortmund der Aktienkurs nicht im Vordergrund, wenn der Titelmitfavorit am Sonntag gegen RB Leipzig sein erstes Bundesligaspiel in der Saison 2018/19 bestreitet. Doch einige Investoren dürften schon genauer hinschauen, wie sich die Borussen in der neuen Spielzeit sportlich schlagen. Ein guter Start in die Saison könnte der Aktie Rückenwind verleihen.



Noch wichtiger ist aber, wie die Mannschaft in der Champions League abschneidet. Vor allem weil dort das große Geld lockt. Schon in der Gruppenphase kassieren die Schwarz-Gelben knapp 50 Millionen Euro. "Für die Vermarktung des Vereins, für die Sponsoren und für die Zuschauer ist die Teilnahme an der Champions League extrem wichtig", sagt Analyst Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe. Einfluss hat der internationale Erfolg auch auf den Wiederverkaufswert der Spieler. Denn nur wer international Beachtung findet, bringt hohe Transfererlöse. Genau hier konnten die Dortmunder im Geschäftsjahr 2017/18 punkten. Ousmane Dembélé und Pierre-Eme-rick Aubameyang spielten zusammen mehr als 200 Millionen Euro ein.

Fußballaktien sind freilich nichts für schwache Nerven. Mit den Anteilscheinen von Borussia Dortmund, im Jahr 2000 zu elf Euro an die Börse gekommen, ging es neun Jahre lang abwärts - bis unter einen Euro. Erst zum Jubiläum nach zehn Jahren an der Börse berappelte sich der Titel wieder, kletterte bis 2017 auf ein Zwischenhoch von über acht Euro und notiert aktuell bei rund sechs Euro.

Für Schlienkamp ist die BVB-Aktie auf diesem Niveau ein Kauf. Sein Kursziel liegt bei neun Euro. Mit einem Börsenwert von 555 Millionen Euro wird der Club momentan etwa zum Preis eines Jahresumsatzes gehandelt - der Wert der Marke und des Kaders lassen Luft nach oben.

Vorstoß und Rückzug



Börsennotierte Fußballvereine sind ein Nischenbereich. Gerade einmal rund 30 Vereine tummeln sich an Europas Börsen. In England begab Tottenham Hotspur bereits 1983 Aktien - als erster europäischer Fußballklub. Wegen mangelnden Erfolgs kehrte der Verein 2012 dem Kapitalmarkt wieder den Rücken. Mit Manchester United ist auch der teuerste Verein in England beheimatet. Erst vor Kurzem markierte die Aktie ein neues Allzeithoch bei über 20 Euro. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung rund 3,3 Milliarden Euro. In einer ähnlichen Liga spielen nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG nur Real Madrid (2,9 Milliarden Euro), FC Barcelona (2,8 Milliarden) und FC Bayern München (2,6 Milliarden), deren Aktien zum Leidwesen der Fans nicht börsennotiert sind.

So ergibt sich bewertungstechnisch ein Klassenunterschied zur börsennotierten Nummer 2, Juventus Turin. Der Börsenwert des amtierenden italienischen Meisters schoss von 600 auf fast 900 Millionen Euro hoch, nachdem "Juve" mit der Verpflichtung von Cristiano Ronaldo für Aufsehen gesorgt hatte. Für 117 Millionen Euro kam der Superstar aus Madrid. Viele Experten glauben, dass sich der Deal in atemberaubendem Tempo amortisiert. Nach Bekanntgabe des Wechsels sollen laut Medienberichten binnen 24 Stunden 520 000 Trikots mit der Nummer 7 für jeweils knapp 100 Euro das Stück verkauft worden sein - das wäre ein zusätzlicher Umsatz von rund 50 Millionen Euro.

Auch wenn an den kolportierten Zahlen erhebliche Zweifel bestehen, könnte sich der Transfer auszahlen, zumal das Interesse am Verein enorm zugenommen hat und sich das Vermarktungspoten-zial vergrößert. Zudem zählen die Turiner ebenso wie Manchester United zum Kreis der Titelkandidaten in der Champions League. Obwohl zuletzt durch eine Niederlage in Brighton zurückgeworfen, hat sich "Man United" ambitionierte Ziele gesteckt - etwa in der Premier League den Stadtrivalen Manchester City vom Thron zu stoßen. Sollte dies der Elf von Trainer José Mourinho gelingen, dürfte auch die Aktie weiter zulegen.

Vor allem britische Mannschaften sorgten dafür, dass die Transfererlöse und die Umsätze einzelner Vereine exorbitant gestiegen sind. Eigentlich sollte man meinen, dass es sich dabei um ein Nullsummenspiel handelt. Verkaufen Fußball-AGs ihre Spieler teurer, müssen sie bei Neueinkäufen auch mehr Geld auf den Tisch blättern.

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Geschäftsmodell Talentschmiede



Allerdings gibt es auch Vereine wie Ajax Amsterdam, deren finanzielle Mittel begrenzt sind. Ziel ist es, mit einem exzellenten Scouting möglichst früh Talente zu entdecken, diese zu formen und dann weiterzuverkaufen. Ein sehr gutes Geschäftsmodell - findet man übrigens auch beim BVB. "Wir wollen in einem frühen Stadium Spieler finden, die uns später in der ersten Mannschaft weiterhelfen. So können auch Transferüberschüsse erzielt werden", sagt Finanzvorstand Thomas Treß.

Wer sich nicht nur an sportlichen, sondern auch an finanziellen Erfolgen erfreuen will, kann auf Fußballaktien setzen - aber bitte nur moderate Summen! Die Handelsumsätze an der Börse sind überschaubar. Oft wechseln an einem Tag nur wenige Papiere den Besitzer - ein Grund übrigens, warum der BVB-Aktie bei der kommenden Indexumstellung im September der Abstieg aus dem SDAX droht. Ein Investment ist sie dennoch wert. Auch wenn Fußballaktien wegen ihrer Abhängigkeit von sportlichen Erfolgen sicher kein Basisinvestment sind, mehr als ein Fanartikel sind sie allemal.