Sobald "SwordArt" Shuo-Chieh das Headset aufsetzt und zur PC-Maus greift, zieht er die Gamer rund um den Globus in seinen Bann. Beim Strategiespiel "League of Legends" zählt der 23-jährige Taiwanese zu den Besten seines Fachs. Demnächst ist er in der nordamerikanischen E-Sport-Liga LCS zu bestaunen. "SwordArt" wechselt aus Fernost zum US-Team SoloMid und soll dort pro Saison sechs Millionen US-Dollar verdienen.

Der rekordverdächtige Transfer liefert einen weiteren Beleg für den Gaming- Boom. In Zeiten Corona-bedingter Ausgangsbeschränkungen haben viele Menschen das "Zocken" für sich entdeckt. Sie sorgen dafür, dass die Videospiele-Industrie bald die Marke von 200 Milliarden US-Dollar überschreiten könnte (siehe "Auf einen Blick"). Als ein Wachstumstreiber gilt die nächste Konsolengeneration. Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft hat Sony die Playstation 5 in die Läden gestellt. Praktisch zeitgleich konnten Gamer die Xbox Series X|S von Microsoft ordern. Viele gingen leer aus, da Bots-Netzwerke einen beträchtlichen Teil des wegen Schwierigkeiten in den Lieferketten ohnehin knappen Angebots abgegriffen haben.

Wachstumsmotor Playstation

So ärgerlich das für die Spielefans ist: Sony dürfte mit der Playstation 5 alle Rekorde brechen. Ampere Analysis rechnet damit, dass die Japaner bis 2024 mehr als 170 Millionen Stück verkaufen und damit Microsofts Xbox klar abhängen werden (siehe "Auf einen Blick"). Schon jetzt ist das Spielesegment das Filetstück des Elektronikkonzerns. Im Fiskaljahr 2020 (per 31. März 2021) soll der operative Gewinn aus dem Verkauf von Konsolen und Spielen um gut ein Viertel steigen.

Während die Sony-Aktie auf Rekordniveau notiert, trennt Electronic Arts ein gutes Stück vom "Highscore". Nach einem etwas enttäuschenden Quartalsbericht scheint die Wall Street aber das Vertrauen in die Kalifornier zurückzugewinnen. Aus gutem Grund: Electronic Arts räumt vor allem mit Sportsimulationen groß ab. Gerade hat der Konzern "Fifa 21" für die neue Konsolengeneration veröffentlicht. Die besten virtuellen Kicker messen sich demnächst in einer Turnierserie untereinander sowie mit echten Fußballprofis.

Einen festen Platz hat "Fifa" im Programm von eSports1. Sieben Tage die Woche versorgt der Sparten- und Pay-TV-Kanal die Zuschauer rund um die Uhr mit Live-Events und News aus der Gaming-Welt. Sport1-Mutterkonzern Highlight Communications setzt voll auf den E-Sport. Der Chef der Mediengruppe, Bernhard Burgener, sieht Parallelen zur Fußball Champions League. In der Tat hat sich der in den 90er-Jahren gegründete Wettbewerb zu einem Milliardengeschäft entwickelt. Dabei spielten die Schweizer eine wichtige Rolle: Ihre Tochter Team vermarktet die Champions League. Das hier verdiente Geld hilft Highlight durch die Krise im Filmgeschäft. Die Aussicht auf eine Wiedereröffnung der Kinos spricht zusammen mit der E-Sport-Fantasie für das Comeback der Medienaktie.

Derweil geht bei Media & Games Invest (MGI) ein starkes Börsenjahr zu Ende. Das Unternehmen betreibt Plattformen für Online-Videospiele und zählt hier mehr als fünf Millionen aktive Nutzer. Die Reichweite nutzt MGI in der Mediensparte für die Vermarktung von Werbeplätzen. Neben dem organischen Wachstum sind Übernahmen ein zentraler Baustein der Strategie. Beweist CEO und Großaktionär Remco Westermann weiter ein glückliches Händchen, dürfte die im Freiverkehrssegment Scale notierte MGI noch viel Potenzial haben. Gleichwohl sind die Risiken des Spezialwerts, insbesondere in Form von Fehlgriffen bei der Einkaufstour oder der Spieleentwicklung, beachtlich.

Das gesamte Spektrum

Eine Alternative zu Einzelinvestments bietet der Vontobel E-Sports & Gaming Index. Die Schweizer Privatbank führt in diesem aktiv verwalteten Barometer aktuell 25 Branchenvertreter. Neben den bekannten Konsolenspezialisten zählen dazu die führenden Spieleentwickler sowie Streaming- und Cloud-Dienstleister. Anleger können den neuen Index mit einem Tracker-Zertifikat (s. Tabelle) abbilden und so diversifiziert auf einen anhaltenden Gaming- und E-Sport-Boom setzen.

 


Auf einen Blick

Gaming-Industrie

Große Community: Rund drei Milliarden Menschen begeistern sich weltweit für Videospiele. Gleichzeitig wächst die Fangemeinde im E-Sport rasant. Annähernd 500 Millionen Zuschauer sind dabei, wenn die besten Gamer gegeneinander antreten.