Der in große Finanznot geratene Gas-Konzern Uniper hat heute Geschäftszahlen vorgelegt, die das ganze Ausmaß des Desasters zeigen. Die Verluste belaufen sich in den ersten neun Monaten auf rund 40 Milliarden Euro. Die Uniper-Aktie rutscht daraufhin wieder Richtung Allzeittief ab. An der Börse ist der SDax-Konzern nur noch gut eine Milliarde wert.

Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper hat in den ersten neun Monaten einen Rekordverlust von rund 40 Milliarden Euro eingefahren – einer der größten jemals ausgewiesenen Nettoverluste eines börsennotierten Unternehmens weltweit. Darin enthalten seien Kosten für Gas-Ersatzmengen von zehn Milliarden Euro, teilte das Unternehmen mit. Daneben summierten sich zu erwartende Bewertungseffekte bei Derivaten sowie Rückstellungen im Zusammenhang mit den russischen Gaskürzungen auf 31 Milliarden Euro.

Konzern ist systemrelevant

Der Düsseldorfer SDax-Konzern ist in Schieflage geraten, weil Russland kein Gas mehr nach Deutschland liefert. Der Gas-Großhändler, der sich stark auf günstige Lieferungen aus Russland ausgerichtet hatte, ist Lieferant für über 100 Stadtwerken und großen Unternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgas-Versorgung in Deutschland. Das aus Russland fehlende Gas muss sich das Unternehmen jetzt teurer auf dem Gasmarkt kaufen.

"Um die Versorgungssicherheit der Kunden zu gewährleisten, kauft Uniper seit einiger Zeit Gasmengen zu deutlich höheren Preisen ein und hat dadurch bekanntlich erhebliche Verluste angehäuft, denn die Gasersatz-Beschaffungskosten werden nicht auf die Verbraucher umgelegt", sagte Finanzchefin Tiina Tuomela. "Dass dies massive Spuren in unserem Finanzergebnis hinterlässt, hat sich schon in den Halbjahreszahlen abgezeichnet."

Weitere Verluste prognostiziert

Die Umsetzung des Stabilisierungspakets habe höchste Priorität. Von der staatlichen KFW Bank hat der Konzern nach eigenen Angaben Kreditlinien in Höhe von 18 Milliarden Euro eingeräumt bekommen. Bis Ende Oktober seien rund 14 Milliarden Euro davon genutzt worden.

Der vor der Verstaatlichung stehende Energiekonzern Uniper prognostiziert für den Rest des Jahres weitere erhebliche Verluste. Eine genauere Ergebnisprognose sei derzeit und bis auf Weiteres nicht möglich. Die vor gut einer Woche vorgelegten vorläufigen bereinigten Zahlen des operativen Ergebnisses bestätigte der Konzern.

Der Bund übernimmt fast 99 Prozent an Uniper – unter anderem im Rahmen einer Kapitalerhöhung in Höhe von 8 Milliarden Euro. Der Ausgabepreis von 1,70 Euro je Aktie geschieht unter Ausschluss des Bezugsrechts der Aktionäre. Zum gleichen Preis je Aktie übernimmt der Bund die Anteile des finnischen Mutterkonzerns Fortum. Einige Details müssen noch vom Bund mit Uniper und Fortum geklärt werden.

Der Staat müsse aber – analog dem Einstieg bei der Lufthansa – von Anfang an ein Exit-Szenario mitplanen, hatte Wolfgang Steiger, Generalsekretär des Wirtschaftsrates, Anfang Oktober gefordert. Zudem müssen die Aktionäre zustimmen. Hierfür ist eine außerordentliche Hauptversammlung in der zweiten Dezemberhälfte geplant.

Uniper-Aktie rutscht wieder ab

Damit kommt es zu der von Marktteilnehmern bereits befürchteten massiven Verwässerung bei den Altaktionären. Da der Bund keinen Ausschluss (Sqeeze Out) der Altaktionäre plant, könnte sich dies als weitere Belastung für den Kurs erweisen. Denn noch mehr Investoren könnten nun versuchen, ihre Papiere am Markt zu verkaufen, um einen Totalverlust zu vermeiden.

Im Xetra-Handel am Donnerstag verliert die Uniper-Aktie zeitweilig mehr als drei Prozent auf 3,04 Euro. Das (bisherige) Allzeittief markierte der Wert im September bei 2,55 Euro. Die Marktkapitalisierung des einstigen MDax-Konzerns beträgt nur noch 1,1 Milliarden Euro.

Uniper (WKN: UNSE01)

Die Schweizer Großbank UBS erwartet in den kommenden Monaten neue Kurstiefen. Heute wurde das Kursziel für Uniper von 2,20 Euro auf 2,00 Euro gesenkt. Die Einstufung bleibt auf "Sell".

BÖRSE ONLINE schließt sich dieser Einschätzung an. Bis auf zwischenzeitliche Zocker-Bewegungen dürfte die Uniper-Aktie bis auf weiteres keine Investment-Chance darstellen.

(Mit Material von dpa und rtr)