Trotz Skepsis an den Märkten sieht Tom Lee großes Potenzial für Small Caps, Banken – und ein überraschendes Comeback bei einem Big-Tech-Schwergewicht.
Der S&P 500 ist im laufenden Jahr bereits um rund fünf Prozent gestiegen – doch an den Märkten dominiert laut Tom Lee, Head of Research und CIO bei Fundstrat, keineswegs Euphorie. Ganz im Gegenteil: Die Anleger seien „skeptisch“ wie lange nicht.
Für Lee ist das jedoch kein Warnsignal – sondern eine Einladung zum Kauf. Seine Argumentation: Wenn Märkte steigen, obwohl viele Investoren noch abseits stehen, könne daraus in der zweiten Jahreshälfte erhebliches Aufholpotenzial entstehen, wie er im Gespräch mit CNBC heute erläutert.
Das Misstrauen bleibt – trotz Rallye
„Skeptical“ – so lautet Lees Wort des Tages im Interview. Obwohl sich die Börsen eindrucksvoll erholt haben, sei das Vertrauen in die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung weiterhin gering. Gründe dafür sieht Lee unter anderem in der Sorge um die US-Handelspolitik unter Ex-Präsident Trump sowie in der unsicheren geldpolitischen Haltung der Fed. Die Sitzung der Notenbank am Monatsende werfe ihre Schatten voraus – trotz positiver saisonaler Effekte bleibe das Sentiment gedrückt.
Laut Fundstrat sitzen Anleger weltweit derzeit auf rund 7 Billionen Dollar an Cash – ein Indiz dafür, dass viele Investoren den Anstieg verpasst haben. Für Lee ist das ein bullishes Zeichen: Sobald sich diese Gelder wieder in den Markt bewegen, könnten die Kurse weiteren Schub bekommen.
Die Kombination aus niedriger Positionierung, hoher Liquidität und überraschender Stärke der Märkte ist für Lee dabei ein perfekter Nährboden für weitere Kursgewinne. Der „gehasste Bullenmarkt“ könnte sich daher im zweiten Halbjahr zu einem FOMO-getriebenen Nachkauf-Szenario entwickeln.
Chancen in der zweiten Jahreshälfte
Lee empfiehlt daher: Nicht zögern – sondern gezielt in unterbewertete Chancen investieren. Attraktive Einstiegschancen sieht Tom Lee für die zweite Jahreshälfte in mehreren bislang vernachlässigten Bereichen. Kleine Unternehmen, die Small Caps, seien derzeit stark unterbewertet und könnten bei einer wirtschaftlichen Stabilisierung überdurchschnittlich profitieren. Auch Finanzwerte hätten Nachholpotenzial – sowohl bei den großen Banken als auch bei regionalen Instituten, insbesondere wenn sich die regulatorischen Rahmenbedingungen lockern sollten.
Industriewerte wiederum, traditionell eng mit der Konjunktur verknüpft, könnten bei einer sogenannten „sanften Landung“ der US-Wirtschaft deutlich zulegen. Selbst Bitcoin zählt für Lee trotz seiner bekannten Volatilität weiterhin zu den interessantesten Makro-Assets mit beträchtlichem Aufwärtspotenzial. Und schließlich nennt er auch Tech-Schwergewichte wie Apple, die lange als überreif galten, nun aber mit neuer Dynamik und der Aussicht auf ein KI-basiertes Comeback wieder in den Fokus der Anleger rücken könnten.
Apple: Vom Absteiger zum Comeback-Kandidaten
Besonders interessant sei für Lee der Tech-Gigant Apple, der zuletzt schwach performte und mit einem Minus von 20 Prozent aus dem ersten Halbjahr ging. Viele Anleger seien enttäuscht, weil das Unternehmen beim Thema Künstliche Intelligenz zu zögerlich wirkte. Doch Lee sieht genau darin eine Chance. Apple könne aus den Fehlern anderer lernen und sich später mit einer durchdachten AI-Strategie neu positionieren – zumal der Konzern auf eine extrem loyale Nutzerbasis bauen könne.
Auch technisch gebe es laut Marktanalysten Signale für einen Turnaround: Ein Ausbruch aus einer sogenannten Dreiecksformation deute auf ein Kursziel von bis zu 238 Dollar hin – ein Anstieg von rund 15 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau. Passend dazu hat das Analysehaus Jefferies Apple am Morgen des Interviews hochgestuft.
Hinweis auf Interessenkonflikte Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple.
Hinweis auf Interessenkonflikte Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Apple