Für den legendären Investor André Kostolany funktionierte die Geldanlage an der Börse ganz einfach. Sein Erfolgsrezept: Aktien kaufen, Schlaftablette nehmen, irgendwann aufwachen und sich über die erzielten Kursgewinne freuen. Was in der Theorie simpel klingt, lässt sich in der Praxis leider nicht immer so nachbilden. Oft hakt es nämlich daran, dass man vielleicht selbst bereits hellwach ist, die Aktie im Depot aber noch im Tiefschlaf vor sich hin schlummert.

Erfahrene Anleger kennen diese Situation: Man recherchiert ausführlich über Trends oder Produkte, findet eine interessante Aktie, die davon profitieren sollte, kauft sie in der Hoffnung auf steigende Kurse und es passiert - nichts. Obwohl die Stimmung an den Finanzmärkten gut ist, die gekaufte Aktie von Analysten, Börsenmedien und Fondsmanagern gelobt wird und das Unternehmen zuletzt gute Zahlen vorlegte, will das Papier einfach nicht steigen. Das kann sich über Wochen, Monate und manchmal auch Jahre hinziehen.

Die Gründe, warum eine Aktie nicht steigt, sind vielfältig. Wenn ein Unternehmen etwa über zu wenig Geld verfügt, um grundsätzlich mögliches Wachstum vorantreiben zu können, hinkt eine Aktie oft hinterher. Manchmal liegt es auch schlicht an einem falschen Management. Investoren können einen Trend auch übersehen oder nicht richtig einschätzen. Nicht selten ist einfach die Zeit noch nicht reif für ein Produkt oder eine Dienstleistung.

Beispiel Hellofresh: Der Kochboxenlieferant ging Ende 2017 an die Börse. Die Aktie lief danach rund zwei Jahre seitwärts, der Markt honorierte das schlummernde Wachstums­potenzial des Lieferdiensts für Lebensmittel samt Rezept noch nicht. Mit der Corona-­Krise, während der viele Verbraucher lange Zeit zu Hause bleiben mussten, kam der Weckruf - und die Wende an der Börse. Seit Mitte März hat sich die Aktie mehr als verdoppelt.

Langschläfer mit hohem Kurspotenzial


BÖRSE ONLINE hat acht Aktien herausgesucht, bei denen es momentan noch irgendwo im System hakt, die aber in absehbarer Zeit durchstarten könnten, wenn an den richtigen Stellschrauben gedreht wird. Um diesen Langschläfern auf die Spur zu kommen, haben wir zahlreiche Quartals- und Jahresberichte durchforstet und den deutschen Kurszettel nach weiteren Kriterien durchleuchtet.

Wir haben etwa nach Firmen gesucht, die über aussichtsreiche Technologien oder Dienstleistungen verfügen oder eine vielversprechende Marktposition innehaben. Die finanzielle Situation der jeweiligen Unternehmen sollte zudem nicht kritisch und die Bilanz im Großen und Ganzen sauber sein. Damit an der Börse Dornröschenwerte wachgeküsst werden, braucht es einen Weckruf, ein bestimmtes Ereignis. Das kann eine gute Nachricht sein, etwa über eine neue Vertriebspartnerschaft oder einen unerwarteten Großauftrag. Der Kurstreiber kann auch durch den Einstieg eines Investors kommen, der womöglich Übernahmefantasie entfacht. Bei den meisten von uns herausgefilterten Werten ist in der Tat eine Übernahme in absehbarer Zeit möglich und mitunter sinnvoll.

Unsere Langschläfer-Aktien, die wir auf den vier folgenden Seiten vorstellen, bringen mindestens ein Kurspotenzial von 50 Prozent mit. Wir haben uns dafür an historischen Kursen oder an der Branchenbewertung orientiert. Kommen Schlafmützen einmal ins Laufen, entsteht oft eine Dynamik, die nicht zu unterschätzen ist. Ging das Interesse der meisten ­Investoren zunächst an diesen Werten vorbei, erwärmen sich mit steigenden Kursen plötzlich immer mehr Anleger für die Auferstandenen.

Erfolgsgeschichte Encavis


Ein anschauliches Beispiel fürs Erwachen einer Langschläfer-Aktie ist Encavis. Der Titel pendelte über Jahre hinweg in einer engen Kursspanne um fünf Euro seitwärts. Viele Investoren wussten zwar, dass die Solarparks des Unternehmens immer größer werden. Deren Wert wurde jedoch lange unterschätzt. Ab 2019 verstärkte sich allerdings der politische Wille zur Reduktion von CO2. Gepaart mit einem günstigen Zinsumfeld kannte die Aktie danach kein Halten mehr und hat sich seither verdreifacht.

Artec Technologies: Topkunden und Topprodukte - Ausbau des Vertriebs ist der Katalysator


Das 2000 gegründete Unternehmen Artec Technologies hat Software- und Systemlösungen entwickelt, mit denen Video-, Audio- und Metadaten bearbeitet und analysiert werden können. Das Produkt Multieye wird für komplexe Videoüberwachungs- und Sicherheitsanlagen eingesetzt, das Sendenachweissystem Xentaurix nutzt man zur Erkennung von TV-, Radio- und IP-Inhalten, um Copyrights zu schützen. Die beiden Produkte sind offensichtlich sehr gut. Artec hat erstklassige Kunden wie die Landesmedienanstalt oder Behörden anderer Länder. Das Unternehmen ist mit weniger als 30 Mitarbeitern sehr stark auf technologische Entwicklung ausgerichtet. Dabei werden die Produkte nach Kundenwunsch angepasst. Das hat in den vergangenen Jahren immer mal wieder dazu geführt, dass sich die Auslieferung verzögerte. Weil der Löwenanteil der Erlöse Auftragsfertigungen waren, schwankten die Kurse mit den Ergebnissen. Das gilt umso mehr, als dass Artec mit einem Jahresumsatz von nur zwei Millionen Euro 2019 sehr klein ist. Die Produktpalette passt perfekt zum wachsenden Sicherheitsbedürfnis und zur Überwachung von Internetinhalten. Das heißt, der Bedarf, etwa bei Behörden, wird zunehmen. Die Produkte sind nun weitgehend standardisiert und liegen zudem in einer leichter skalierbaren Form auch als Cloud-Angebot vor.

Dann klingelt der Wecker: Da Vertriebs­partnerschaften ausgeweitet wurden, dürfte der Umsatz stark anziehen. Im ersten Halbjahr 2020 liegt das Plus schon bei über 50 Prozent. Weil die Firma wichtige Nischen besetzt, ist sie auch ein spannender Übernahmekandidat. Im Fall einer ­solchen sind angesichts der absolut sehr niedrigen Bewertung zweistellige Kurse im Bereich des Möglichen.

Francotyp-Postalia: Großaktionär macht Druck und will Änderungen durchsetzen


Das Unternehmen stellt Systeme zum Kuvertieren und Frankieren von Postsendungen her. Francotyp-Postalia ist im deutschsprachigen Raum Marktführer und hat um das Stammgeschäft eine Reihe von Dienstleistungen etabliert. Nicht immer lief es in der Vergangenheit reibungslos. Die Firma erwirtschaftet zwar regelmäßig üppige Cashflows, doch bleibt davon wegen der hohen Investitionen unterm Strich nicht viel übrig. Außerdem sollten mit dem Bereich Software-­Digital-Geschäfte neue Wachstumsquellen etwa durch die Digitalisierung der Industrie erschlossen werden. Auch das kostete. Dass sich die Kennzahlen im ersten Halbjahr verbessert konnten, liegt vor allem daran, dass sich die neuen Produkte recht gut verkauft haben. Für das Gesamtjahr gab das Unternehmen jedoch einen verhaltenen Ausblick. Deshalb notiert die Aktie seit gefühlt einer Ewigkeit zwischen drei und vier Euro. Der Börsenwert beträgt nur 52 Millionen Euro. Vergleichbare Firmen, wie die französische Quadient, handeln mit dem 0,9-Fachen der Erlöse. Bei ­Francotyp liegt die Relation bei 0,3. Mit diesem Missverhältnis sind auch die Aktionäre unzufrieden. Am lautesten be­kundete Großaktionär Rolf Elgeti seinen Unmut. Mit seiner Gesellschaft Obotritia Capital kontrolliert er rund 28 Prozent der Aktien.

Dann klingelt der Wecker: Eine Übernahme könnte einen Teil der Fehlbewertung gegenüber den Wettbewerbern aufheben. Es soll bereits Gespräche gegeben haben. Auch der Verkauf des Digitalgeschäfts oder dessen Abspaltung an die Aktionäre würde Reserven heben. Letztlich könnte in den Kurs mehr Dynamik kommen, wenn Elgeti auf der Hauptversammlung im November seine Änderungswünsche durchsetzen kann.

LS Telcom: Der Ausbau der 5G-Mobilfunknetze sorgt für Kursfantasie


Der Ursprung von LS Telcom geht auf die frühen 90er-Jahre zurück. Das im badischen Lichtenau ansässige Unternehmen richtete damals für einen Fernmeldeturm TV-Frequenzen ein. Fünf Jahre später brachte es eine Lösung auf den Markt, um alle technischen und administrativen Prozesse des Frequenzmanagements bedienen zu können. Kunden sind staatliche Behörden wie Regulierungsbehörden, die Lizenzen vergeben und abrechnen, sowie Telekommunikationsunternehmen. Die Techno­logie des mit einem Umsatz von rund 30 Millionen Euro recht kleinen Unternehmens kommt gut an. Seine Lösungen kommen weltweit zum Einsatz.

Allerdings muss sich LS Telcom auch mit Zyklen beschäftigen. Der Auftragseingang kann stark schwanken. Zuletzt herrschte wegen Covid-19 eine kleine Flaute. Weil das Unternehmen weiterhin in neue Produkte und Dienstleistungen investiert, stehen die Erträge unter Druck. Das zeigt sich in der zuletzt eher schwachen Entwicklung des Aktienkurses. Der Börsenwert des wenig beachteten Technologieführers beträgt lediglich noch 22,4 Millionen Euro.

Dann klingelt der Wecker: Das Unternehmen wird automatisch von der Etablierung der neuen 5G-Mobilfunknetze rund um den Globus profitieren. Schon bei den 4G-Netzen, der vorangegangenen Vergrößerung der Bandbreite, wurde gut ­verdient. Das wird in diesem Zyklus nicht anders sein. Neu ist allerdings, dass nun neben staatlichen Stellen und Telekomkunden auch Auftraggeber aus der Privatwirtschaft hinzukommen werden, die eigene Netze betreiben und deshalb auch Frequenzen verwalten müssen. Im jüngsten Zyklus erreichte die Aktie 2014 ein zweistelliges Kursniveau. Das müsste nun wieder möglich sein.

Manz: Das Batteriegeschäft kann Anlegern positive Überraschungen bescheren


Die Reutlinger Firma bezeichnet sich gern als Hightechmaschinenbauer. Einsatzgebiete ihrer Anlagen sind der Elektronikbereich, die Solarindustrie und die Batterieherstellung. Die Aktie von Manz gehörte wegen des Solargeschäfts 2007 zu den Highflyern an der Börse. Diese glorreichen Zeiten sind inzwischen vorbei. Die Pro­bleme bestanden vor allem darin, dass Manz zwar technologisch Spitzenleistungen ablieferte, aber kaufmännisch klare Defizite offenbarte. Das Unternehmen verstrickte sich in unrentable Projekte, die Kosten waren zu hoch. Zudem entwickelten sich die Branchen, in denen die Schwaben aktiv sind, sehr unterschiedlich. Lief es in einem Bereich mal richtig gut, machten Probleme in einem anderen Sektor die Erfolge zunichte. Aktuell etwa läuft es im Elektronik- und Batteriebereich gut. Probleme bereitet jedoch das Solargeschäft. Hier setzt Manz vor allem auf den Ausbau in China zusammen mit dem Großaktionär Shanghai Electric, der nicht ganz 20 Prozent der Anteile hält. Entsprechend verhalten ist die Kursentwicklung mit einer Seitwärtstendenz um 20 Euro. Vor fünf Jahren kostete die Aktie fast das Dreifache.

Dann klingelt der Wecker: Das Geschäft als Ausrüster für die Batterieproduktion könnte viel größer werden, als heute angenommen wird. Manz ist hier stark vertreten, wie Aufträge von renommierten Produzenten von großen Akkumulatoren sowie von Mikrobatterien zeigen. Die Batterieerzeugung dürfte stark ausgebaut werden, da die Elektromobilität an ­Bedeutung gewinnt. Das dürfte Manz Aufträge bescheren. Sollte sich darüber hinaus das Solargeschäft in China verbessern, besteht die Chance, dass Manz ein Jahr ohne Blessuren durchlebt. Dann sollten Kurse jenseits von 30 Euro drin sein.

Muehlhan: Rost füllt die Auftragsbücher - die Bewertung ist sehr niedrig


Nicht viele Firmen können von sich behaupten, dass ein verschobener Auftrag mit hoher Wahrscheinlichkeit nachgeholt wird. Im Fall des Beschichtungsspezialisten Muehlhan ist das aber der Fall. Die Produkte und Dienstleistungen der Hamburger Firma schützen Anlagen wie Industrieabläufe, Brücken, aber auch Windkraftanlagen vor der Verwitterung. Rund um dieses Geschäft hat Muehlhahn eine Reihe von Dienstleistungen und Produktgruppen aufgebaut. Die Börsenhistorie ist durchwachsen. Die hohen Kurse nach der Emission im Jahr 2006 konnte die Aktie nicht mehr erreichen. Das liegt vor allem auch daran, dass der Industriedienstleister oftmals Aufträge annahm, welche die Kosten nicht deckten. Nach der Neuaufstellung herrscht mehr Diszi­plin. Das macht sich auch in den Zahlen bemerkbar. 2019 verdiente das Unternehmen 33 Cent pro Aktie, ein gutes Viertel mehr als im Vorjahr. 2020 wird es hingegen wegen Covid-19 weniger werden. Deshalb befindet sich die Aktie auch auf einem tiefen Niveau.

Dann klingelt der Wecker: Das Unternehmen bedient einige spannende Themenbereiche, die auch relevant für die weitere Kursentwicklung sein dürften. So gibt es gerade in den Industrieländern einen riesigen Stau bei Sanierungsarbeiten an Brücken. Hierauf ist Muehlhan spezialisiert und dank des globalen Netzes dürften die Hamburger profitieren. Das Unternehmen hat zudem sein Windkraftgeschäft ausgebaut. Die Dienstleistungspalette in dem strukturell wachsenden Markt wird immer größer. 2020 wird für Muehlhan sicherlich kein einfaches Jahr. Es ist davon auszugehen, dass sich die Lage 2021 normalisiert. Dann dürfte Muehlhan einen satten ­Gewinnsprung hinlegen, dem die niedrig ­bewertete Aktie folgt.

Norcom: Große Geschäftschancen treffen auf einen bescheidenen Börsenwert


Big Data ist ein Stichwort, das anderswo schon für hohe Kursgewinne gesorgt hat. So dürfte der Aufschwung der Amazon-­Aktie ausschließlich auf das Wachstum der Datensparte Amazon Web Service ­zurückzuführen sein. Große Ambitionen in diesem Geschäft hegt auch die kleine Münchner IT-Firma Norcom. Das Unternehmen hat sich immer schon in Nischen bewegt. Aus Entwicklungsaufträgen ­entstanden Produkte, die sich ebenso in anderen Bereichen einsetzen lassen. Zu potenziellen Bestsellern könnten sich Eagle und DaSense ­entwickeln. Die beiden Lösungen werden bei der Analyse und Weiterverarbeitung großer Datenmengen eingesetzt. In Pilotprojekten wurden die Produkte vor allem mit der Automobilindustrie entwickelt. Dabei ging es beispielsweise darum, die Daten bei Testfahrten von selbstfahrenden Fahrzeugen schnell zu verarbeiten. Weil das ein großer Markt werden könnte, war die Aktie stark angestiegen, sie kostete Anfang 2018 sogar 60 Euro. Nun hat die Auto­industrie ihre Investitionen zurückgefahren, die Projekte liegen auf Eis. Der Kurs der Aktie ist deutlich gefallen. Weil das Unternehmen vor allem mit seinen Projekten bei der Arbeitsagentur ein stabiles Stammgeschäft hat, kommt Norcom auch in der Pandemie gut zurecht.

Dann klingelt der Wecker: Norcom hat als kleines Unternehmen nur begrenzte Vertriebsaktivitäten. Dieses Manko wird nun vor allem bei der Vermarktung von Eagle und DaSense durch externe Partnerschaften behoben. Außerdem zielt Norcom bei der Vermarktung dieser Lösungen auf Bereiche außerhalb der Autoindustrie. Bei einer Börsenbewertung von nicht einmal 19 Millionen Euro braucht es vielleicht nur einen größeren Auftrag, um die Aktie aus ihrer Lethargie zu befreien.

QBeyond: Spannender Neustart mit der Digitalisierung des Mittelstands


Resetknopf bei QSC: Seit Dienstag heißt die Firma QBeyond. Künftig fungiert sie als reiner IT-Dienstleister. In ihrer gesamten Börsenhistorie hat sie bislang keinen Mehrwert für Aktionäre erwirtschaftet. Vor allem beim Aufbau des Geschäfts mit Telekommunikationsdienstleistungen haben die Kölner viel Geld verbraucht. Die Aktie pendelte in den vergangenen fünf Jahren zwischen einem und zwei Euro. Maximal ein Wert für Trader, aber kein Investment mit Wachstumspotenzial. Mit dem 2019 eingeleiteten Neustart könnte sich das ändern. QBeyond hatte im vergangenen Jahr sein Netzwerkgeschäft für 229 Millionen Euro verkauft. Mit den zufließenden Mitteln wurden die Schulden komplett getilgt. Ende des ersten Halbjahres hatte das Unternehmen sogar noch einen Bargeldbestand von fast 55 Millionen Euro. In den vergangenen Jahren übernahmen die Kölner zahlreiche Firmen. Etwa die Info AG, ein Spezialist für Rechenzentren. Erworben wurden darüber hinaus Firmen für Cloud-Lösungen oder Security­angebote. Nun bündelt das Unternehmen die Bereiche in eigene Produkte und Dienstleistungen. Es konzen­triert sich mit den IT-Angeboten auf den Mittelstand, der seine Prozesse digitalisieren muss. Die Nachfrage, etwa nach der Anbindung an Cloud-Systeme oder nach SAP-Lösungen, wird zunehmen.

Dann klingelt der Wecker: Die Zahlen von QBeyond verbesserten sich seit der Neuaufstellung. Auch wenn die Firma noch rote Zahlen schreibt, sollte das Betriebsergebnis im vierten Quartal bereits positiv sein. Weil ein hoher Anteil an wiederkehrenden Erlösen erwirtschaftet wird, könnte das den Aktienkurs beflügeln. Die Bewertung der Firma, abzüglich der Bargeldposition, ist sehr niedrig. QBeyond könnte zudem übernommen werden.

Tele Columbus: Stille Reserven im Kabelnetz dürften gehoben werden


Kabelnetzbetreiber Tele Columbus ist vor allem durch den Kauf von Wettbewerbern wie Primacom und Pepcom gewachsen. Das Unternehmen ist mit 3,3 Millionen angeschlossenen Haushalten zum bedeutenden Anbieter geworden. Die Netze wurden im Laufe der Zeit aufgerüstet. Tele Columbus bietet neben Kabelfernsehen auch Festnetz- und Internetanschluss an - über Partner auch Mobilfunkdienste. Durch die Akquisitionen sind die Schulden deutlich angestiegen. Zudem sorgten hohe Investitionen in den Netzausbau für einen negativen Cashflow. Weil sich auf der Einnahmeseite aber kein Wachstum einstellte, konnten die Ausgaben nicht operativ refinanziert werden. Investoren wurden nervös und stiegen aus. Die Aktie, die sich lange im zweistelligen Kursniveau bewegte, stürzte vor zweieinhalb Jahren steil ab. Das Unternehmen hat reagiert. Die Kosten wurden gesenkt, Investitionen fokussiert. Das Ergebnis ist ein positiver freier Cashflow im ersten Halbjahr. Allerdings ist die Finanzverschuldung mit mehr als 1,4 Milliarden Euro noch stattlich, weshalb sich die Aktie auf dem reduzierten Niveau nur stabilisieren kann.

Dann klingelt der Wecker: Tele Columbus strebt eine Neuordnung an. Die dürfte über die Monetarisierung des Kabelnetzes geschehen. Hier sind viele Varianten denkbar. Die reichen von einer Aufspaltung mit Börsengang bis hin zum kompletten Verkauf an eine Beteiligungsfirma. Mit einer Sale-and-lease-back-Konstruktion könnte Tele Columbus seine Schulden loswerden und müsste als Betreibermodell deutlich höher bewertet werden. Angesichts der Aktionärsstruktur mit United Internet (Anteil 29,9 Prozent) und Rocket Internet (12,3 Prozent) als größte Anteilseigner ist eine Übernahme zudem nicht ausgeschlossen.