Wenige Tage vor den Terroranschlägen des 11. September 2001 hatte Jeffrey Immelt das Amt des Vorstandschefs bei General Electric übernommen. Er folgte auf den allseits verehrten Jack Welch, der den einstigen Vorzeigekonzern zwei Dekaden lang geführt hatte. Das "Fortune Magazin" würdigte Welch als "Manager des Jahrhunderts".

Doch was er seinem Nachfolger hinterließ, war ein Gemischtwarenladen, der sich vom Elektrokerngeschäft längst entfernt hatte und neben Glühbirnen, Kühlschränken, Waschmaschinen, Medizintechnik, Flugzeugturbinen und Kraftwerken auch Kunststoffe, TV-Shows und sogar Hundeversicherungen anbot. Die Ikone hatte Risse bekommen, die in der Krise zum Vorschein kamen.

Milliardengrab Alstom

Auch wenn Immelt das unübersichtliche Konglomerat nicht geschaffen hatte, ordnen konnte er es nicht. Also vergrößerte er es weiter. Er habe zu viel für Zukäufe gezahlt, kritisieren Thomas Gryta und Ted Mann, zwei Redakteure des "Wall Street Journal", in ihrem Buch "Lights Out". Exemplarisch war die Übernahme des französischen Kraftwerkbauers Alstom, den General Electric (GE) Ende 2014 für 17 Milliarden Dollar geschluckt hatte. Die Autoren werfen Immelt vor, er habe den Blick für die Realität verloren. Wenn er im Firmenjet um den Globus flog, ließ er sich stets von einer zweiten, leeren Maschine eskortieren, um im Fall einer Störung direkt weiterreisen zu können.

Die Finanzsparte GE Capital pumpte er zu einer Art unregulierter Großbank auf, die sich in der Lehman-Krise 2007/08 als eine tickende Zeitbombe entpuppte. Während Immelt an der Spitze stand, gingen mehr als 150 Milliarden Dollar Börsenwert über den Jordan. Auch nach seinem Rauswurf im Jahr 2017 fiel der Kurs weiter, bis GE 2018 - nach 111 Jahren Mitgliedschaft - aus dem Dow-Jones-Index entfernt wurde. Die Wende gelang erst vor gut einem Jahr. Nach und nach zeigt sich, dass Immelts Nachfolger Larry Culp der richtige Mann ist, um den 1892 vom Erfinder Thomas Edison gegründeten Konzern wieder auf Kurs zu bringen.

Culp (58), der zuvor den Mischkonzern Danaher, einen hocheffizienten Börsendauerläufer, leitete, verschlankt GE - endlich. Analysten sehen den Umsatz in den kommenden Jahren bei 77 bis 82 Milliarden Dollar. Im Jahr 2018 gingen noch 122 Milliarden Dollar durch die Bücher, doch kamen 22 Milliarden Dollar Verlust heraus. Der ließ sich zwar 2020 in einen Gewinn von 5,5 Milliarden Dollar drehen, aber das ist immer noch weit entfernt von den zehn Milliarden, die 2016 unterm Strich hängengeblieben waren. Diese Marke will Culp wieder erreichen.

Bis dahin werden aber einige Jahre ins Land gehen. Zunächst strebt GE-Chef Culp bis 2023 einen freien Cashflow von sieben Milliarden Dollar an. Das steht unter der Voraussetzung, dass die Luftfahrtsparte dann wieder an das gute Jahr 2019 anknüpfen kann. Die regenerativen Energien (Windturbinen) sollen bis zu drei Milliarden Dollar beisteuern, und auch der Gesundheitssparte traut er einiges zu. Der Rest wird weiter saniert.

General Electric ist wieder profitabel und könnte in einigen Jahren an alte Zeiten anknüpfen. Eine Eigenkapitalquote von nur 14 Prozent macht die Aktie zu einer klassischen Turnaroundwette. Unsere Empfehlung: Kaufen.