Bis zum Mittag reduzierte sich das Minus der Henkel Vorzugsaktie auf knapp acht Prozent. Damit waren die Anteilsscheine von Henkel aber immer noch der schwächste Wert im Dax (DAX 40). Der deutsche Leitindex gewann unterdessen fast ein Prozent.

Die hohen Materialpreise treffen Henkel aktuell hart: "Solche Dimensionen haben wir noch nicht erlebt", kommentierte Konzernchef Carsten Knobel. Durch den Krieg in der Ukraine habe sich die ohnehin "außerordentlich angespannte" Situation an den Rohstoffmärkten und in den globalen Lieferketten nochmals deutlich verschärft.

Die bereinigte Umsatzrendite (Ebit-Marge) sieht Henkel nun bei 9 bis 11 Prozent, nach zuvor 11,5 bis 13,5 Prozent. Zwar hätten auch die meisten anderen Branchenunternehmen in diesem Quartal ihre Prognosen für die Ebit-Margen gesenkt oder etwas abgeschwächt, betonte der Experte Bruno Monteyne vom US-Analysehaus Bernstein Research. Aber angesichts des bis dato starken Engagements von Henkel in Russland und in Weißrussland leide die Profitabilität von Henkel jetzt besonders stark.

Gemessen an den neuen Zielsetzungen des Konsumgüterkonzerns müsste die diesjährige Markterwartung für den Gewinn je Aktie deutlich sinken, schrieb Analyst Olivier Nicolai von der US-Investmentbank Goldman Sachs. In einem herausfordernden Marktumfeld sieht der Experte anderswo im Sektor bessere Chancen für Anleger.

Analystin Celine Pannuti von der US-Bank JPMorgan richtete den Blick weiter in die Zukunft und bezog sich auf die Ankündigung von Henkel-Chef Knobel, den aktuellen Entwicklungen mit gezielten Gegenmaßnahmen, insbesondere weiteren Preiserhöhungen und Effizienzsteigerungen, begegnen zu wollen. Ihrer Meinung nach hat es nicht den Anschein, dass der Konsumgüterkonzern so rasch die Preise anheben könne, wie es nötig wäre. Der Expertin zufolge dürfte nun vielmehr der Druck auf das Management und den Aufsichtsrat weiter steigen, die langfristige Strategie des Unternehmens unter die Lupe zu nehmen und wieder Wert für die Aktionäre zu schaffen.

Die Aktien von Henkel haben allein seit dem Zwischenhoch Mitte Januar dieses Jahres rund 30 Prozent eingebüßt. Seit Jahresanfang gerechnet steht ein Minus von 18 Prozent zu Buche, während der Dax in diesem Zeitraum "lediglich" 11 Prozent verloren hat. Und seit dem Rekordhoch im Jahr 2017 bei fast 130 Euro sind die Anteilsscheine von Henkel mittlerweile um 55 Prozent abgetaucht.

Aus charttechnischer Sicht sind die Henkel-Aktien inzwischen auch auf kurze Sicht unter Druck, denn nach dem Kursrutsch zum Wochenschluss wurde die 21-Tage-Durchschnittslinie nach unten durchbrochen. Mittel- und vor allem langfristig ist das Chartbild bereits seit Ende Februar beziehungsweise Juni 2021 getrübt./la/bek/stk