Goldminen glänzen wie seit Jahrzehnten nicht: Trotz kurzfristig überkaufter Rallye bleibt der Superzyklus intakt. Hohe Margen und Rekordzuflüsse bieten weiteres Potenzial.
Der Goldpreis erklimmt 2025 eine Rekordmarke nach der anderen. Anleger, die auf Goldminenaktien gesetzt haben, erleben derzeit einen Bullenmarkt, wie ihn die Branche seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen hat.
Die Kurslisten lesen sich wie ein Déjà-vu aus der Hochphase von 2011: Hundert Prozent Plus und mehr waren 2025 bei den größten Goldminenbetreibern an der Börse drin. Doch die entscheidende Frage lautet: Ist die Rallye nun ausgereizt – oder kann sie noch weiterlaufen?
Goldpreis als Hebel – warum Minen outperformen
Die Mechanik ist so alt wie die Branche selbst: Minenaktien reagieren in Bullenmärkten mit einem Hebel auf den Goldpreis. Steigt das Edelmetall, wachsen Margen und Cashflows der Produzenten überproportional. 2025 ist dieses Muster besonders ausgeprägt, weil die Förderkosten vergleichsweise stabil geblieben sind, während der Goldpreis neue Höhen erreicht hat.
Der viel zitierte Branchenanalyst Tavi Costa von Crescat Capital erklärt: „Viele dieser Unternehmen handeln noch so, als ob Gold bei 2.000 Dollar läge – dabei schreiben sie heute Gewinnmargen wie selten zuvor.“
Zyklische Frühphase statt Überhitzung
Von einer Blase könne daher keine Rede sein. Costa verweist auf die Kennzahl „Goldminers-to-Gold-Ratio“, die trotz der jüngsten Kursgewinne noch rund 60 Prozent unter den Hochs von 2011 notiert. Historisch betrachtet könnten wir uns also immer noch am Anfang einer neuen Hausse befinden.
Auch das Verhältnis von Junior- zu Senior-Minenaktien liegt mehr als 50 Prozent unter den alten Spitzenwerten – ein Signal, dass die spekulative Phase noch gar nicht begonnen hat. „Wer das für eine Blase hält, hat noch keinen echten Minencycle erlebt“, resümiert Costa.
Makrotreiber spielen den Minen in die Karten
Dazu kommen die großen makroökonomischen Trends, die den Goldpreis befeuern: massive Käufe der Zentralbanken, die ihre Dollar-Bestände diversifizieren, dauerhaft hohe US-Haushaltsdefizite sowie die Aussicht auf weitere Zinssenkungen der Federal Reserve. Francisco Blanch von der Bank of America sieht in dieser Gemengelage den Beginn eines Superzyklus bei Edel- und Industriemetallen. Gold, Silber und Platin seien gleichermaßen auf dem Weg, langfristig von geopolitischen Spannungen und industrieller Nachfrage zu profitieren.
Silber, das stark in der Photovoltaik-Industrie gebraucht wird, hat die Performance von Fresnillo zusätzlich befeuert. Platin und Palladium gewinnen durch die Nachfrage aus der Automobil- und Chemieindustrie neue Fantasie. Damit rückt ein ganzes Segment von Rohstoffen zurück ins Blickfeld institutioneller Investoren.
Institutionelle Phase des Zyklus
Entscheidend ist die Marktstruktur: Goldminenaktien machen trotz des jüngsten Booms erst einen Bruchteil der Marktkapitalisierung globaler Aktien aus. Fondsströme in den VanEck Gold Miners ETF, der seit Jahresbeginn 80 Prozent zulegte, zeigen jedoch: Das große Kapital beginnt, Positionen aufzubauen. Für Costa ist das ein klassisches Muster: „Große, mehrjährige Breakouts markieren den Übergang in die institutionelle Phase eines Rohstoffzyklus. Geduldiges Kapital sucht jetzt Langfrist-Exposure.“
Tavi Costa verweist darauf, dass große makroökonomische Trends oft durch mehrjährige Breakouts bestätigt werden. Genau das scheint beim Verhältnis von Minenaktien zu Gold nun zu passieren. Trotz der jüngsten Stärke liegt dieses Ratio noch immer über 70 Prozent unter den Höchstständen von vor 19 Jahren. Für Costa markiert dies den Beginn der institutionellen Phase des Zyklus – in der geduldiges Kapital auf langfristige Exponierung setzt.
Massive Kursgewinne
Ein Blick auf die Kurslisten illustriert die Dynamik: Shandong Gold (+69 Prozent), Franco-Nevada (+86 Prozent) und Barrick Gold (+114 Prozent) liefern solide zweistellige Zuwächse.
Schwergewichte wie Newmont Mining (+127 Prozent) steigen spektakulär – und die zweite Reihe wie Kinross (+163 Prozent) oder AngloGold (+200 Prozent) übertrifft sogar die Tech-Elite an der Wall Street.
Noch lange nicht am Ende – Trading-Impuls widerstehen
Goldminen sind keine kurzfristige Wette, sondern Teil einer strategischen Absicherung gegen Schulden-, Inflations- und Währungskrisen. Wer die Branche bisher als „Old Economy“ abgetan hat, übersieht den Hebel, den Edelmetallpreise auf die Gewinne der Produzenten haben.
Nach der jüngsten Rallye besteht zwar freilich Rückschlagpotenzial – doch der langfristige Aufwärtstrend bleibt intakt. Für Anleger gilt deshalb: "own it, don’t trade it". Wer versucht, die Schwankungen zu timen, läuft Gefahr, die entscheidende Phase dieses Superzyklus zu verpassen.
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