Liebe Anlegerinnen und Anleger,



wieder einmal befinden wir uns in einer interessanten Marktphase. Einerseits beginnt nun die mit Spannung erwartete Berichtssaison der US-Unternehmen, in der die Bandbreite der durchschnittlichen Gewinnschätzungen der Analysten relativ weit auseinander liegt. Es ist also nicht vorhersehbar, wie die Masse der Anleger auf die Ergebnisse reagieren wird. Dies wiederum hat aber den Vorteil, dass wir mit hoher Wahrscheinlichkeit neue Impulse erhalten und die globalen Indizes endlich die relativ engen Seitwärtsspannen der vergangenen Wochen verlassen werden. Mit kräftigen Kursschwankungen muss also jederzeit gerechnet werden, obwohl die Volatilität noch äußerst gering ist.

Der Start in die Berichtssaison ist jedenfalls misslungen und viele Anleger sind von den Zahlen verunsichert, die der für viele Branchen als Gradmesser wichtige Aluminiumkonzern Alcoa vorgelegt hat. Dies alleine ist aber noch kein Grund zur Beunruhigung, sondern für einige Marktteilnehmer vielmehr ein willkommener Anlaß, Gewinne mitzunehmen und Positionen glattzustellen.

Obwohl es natürlich eine brotlose Kunst ist, über die Ursachen von Kursveränderungen nachzudenken wurden diese meiner Meinung nach vom überraschenden Zinsanstieg ausgelöst. Jedenfalls deutet das heftige Kursmassaker in den konjunktur- und zinssensitiven Sektoren wie zum Beispiel Immobilien, Rohstoffe und vor allem Edelmetalle darauf.



Die folgende Grafik zeigt Ihnen den gelassenen Point & Figure Chart und den deutlichen Anstieg der Rendite (Verzinsung) der wichtigen zehnjährigen US-Anleihe in den vergangenen Wochen. Um eine bessere grafische Übersicht zu erreichen, wurde die Kommastelle übrigens nach rechts verschoben.



Gut erkennen Sie die Bodenbildung der Rendite im linken und im rechten Bereich der Grafik bei etwa 1,4%, also dem Tief des Jahres 2012. Ursprünglich deutete in diesem Frühjahr alles auf eine Stabilisierung der Rendite der zehnjährigen Anleihe bereits bei 1,5%. Aber nach dem überraschenden Votum für den Brexit erlebten wir eine starke Phase der Unsicherheit und eine Flucht in vermeintliche Sicherheit. Diese löste den angesprochenen Zinsrutsch bis etwa 1,3% aus, der aber nur von kurzer Dauer war. Sehr schnell stieg von hier aus die Risikobereitschaft der Marktteilnehmer, die den Kursrutsch der Aktien (als Spiegelbild zum hier gezeigten Renditetief) als Kaufgelegenheit erkannten und sukzessive von Renten in Aktien umschichteten. Dies ließ die Rendite bereits im September (9) über den markanten Widerstand bei 1,55% steigen und löste zuletzt sogar ein klassisches Kaufsignal der P&F Technik aus, als die positive x-Achse, die für systematisch steigende Kurse steht, über die vorhergehenden x-Achse stieg. Noch deutlicher wurde aber der Zinsanstieg, als die X-Achse dann sogar bei 1,75% über die negative Widerstandsgerade sprang und den seit Ende 2013 herrschenden fallenden Zins-Trend umkehrte. Seitens der P&F Technik muß nun mit einem Zinsanstieg bis etwa 2,5% gerechnet werden.

Sehr interessant wird es nun natürlich zu beobachten, wie sich diejenigen Anlagelassen verhalten werden, die traditionell unter steigenden Zinsen leiden, also Aktien und Gold. Zu befürchten ist natürlich, daß diese unter den steigenden Zinsen leiden und unter Druck geraten. Doch wie wahrscheinlich ist die Erfüllung dieser Börsenweisheit wirklich?



Wie reagiert Gold auf steigende Zinsen?



Sehr gut zeigt Ihnen der gelassene P&F Chart, wie schnell sich beim gelben Edelmetall das Verhältnis von Angebot und Nachfrage verändert hat. Obwohl seit dem August-Hoch bei 1.370 der Goldpreis rückläufig ist, wurde die zentrale Unterstützung bei 1.310 verteidigt längere Zeit vereidigt.



Dann aber nahm die Abwärtsdynamik erneut zu. Der Goldpreis generierte ein mehrfaches Verkaufssignal bei 1.310, durchschlug die aufsteigende positive Unterstützungsgerade und fand erst bei 1.260 eine lokale Unterstützung (Hier eignete sich im Juni ein Spaltenwechsel). Trotz allem Optimismus für Gold wegen der expansiven Geldpolitik müssen wir Anleger nun natürlich aufpassen und handeln was wir sehen - und nicht was wir denken. Immerhin ist der Goldpreis unter die positive Trendgerade gerutscht und befindet sich auf einem Verkaufssignal der P&F Technik. Unterhalb dieser Gerade haben Verkaufssignale eine größere Bedeutung als oberhalb. Die Wahrscheinlichkeit ist also hoch, daß der Preis noch weiter abgibt und das Mai-Tief (Ziffer 5) bei 1,210 US-Dollar testen wird.

Fundamental betrachtet gehe ich nicht davon aus, daß der Goldpreis deutlich unter dem Zinsanstieg leiden wird. Immerhin bleiben die Notenbanken extrem expansiv auch wenn die FED demnächst einen Zinsschritt durchführen wird. Auch die physische Nachfrage nach Gold und Edelmetallen bleibt hoch, nicht zuletzt wegen der steigenden Nachfrage aus den Schwellenländern. Eher erscheint es mir so, als wäre der Goldpreis zu schnell und zu stark gestiegen, weshalb die Bullen nun ganz einfach einen ordentlichen Kater auskurieren müssten.



Goldaktien vor Bodenbildung



Wie bereits in der vergangenen Woche dauerte der Kursdruck auf die Edelmetallaktien an, wie die Sie hier als P&F Chart sehen. Gestern allerdings wurde der Fall gestoppt und der Sektor drehte - vorerst wenigstens - auf der sehr wichtigen Unterstützung bei etwa 195. Hier befindet sich nicht nur das Tief der aktuellen Woche, sondern auch das Mai-Tief.



Positiv ist vor allem, daß wir weiterhin oberhalb der aufsteigenden Unterstützungsgeraden handeln, aber natürlich auf einem Verkaufssignal und unterhalb der Unterstützung von 220.



Sehr wichtig ist nun, daß die Käufer das aktuelle Niveau verteidigen können, auf dem übrigens auch die wichtige 200-Tage-Linie verläuft. Ansonsten droht ein schneller Test der Unterstützungsgeraden bei etwa 188. Ein großer psychologischer Vorteil für die Bullen ist natürlich, daß sie nach wie vor den Sektor in einem Aufwärtstrend halten können. Entsprechend der Philosophie der P&F Technik ist die Chance für uns Anleger also gar nicht so schlecht, das wir aktuell eine gute Einstiegsgelegenheit bei den Gold- und Silberaktien erleben.

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Viel Erfolg und herzliche Grüße aus dem Rheinland,

Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".