Für die Besitzer von Bargeld und Bankeinlagen stellt dies eine wahre Hiobsbotschaft dar, schließlich würde sich dadurch ein Geldvermögen von 100.000 Dollar innerhalb eines Jahres um 5.400 Dollar reduzieren. Und würde auch im kommenden Jahr eine ähnlich hohe Inflation zu Buche schlagen, wären innerhalb von lediglich zwei Jahren bereits ein Zehntel der ursprünglichen Kaufkraft verloren. Fed-Chef Jerome Powell macht sich angesichts der beschleunigten Geldentwertung weiterhin keine Sorgen. Er geht davon aus, dass die aktuell hohe Inflationsphase von vorübergehender Natur sei und weist in diesem Zusammenhang auf den Basiseffekt hin. Das heißt: Weil vor einem Jahr corona-bedingt die Konsumentenpreise regelrecht eingebrochen sind, war der massive Inflationsanstieg aufgrund deutlich anziehender Preise die logische Konsequenz. Nun darf man gespannt sein, ob die gegenwärtig hohen Konsumentenpreise aufgrund der erhöhten Basis automatisch zu einer deutlich niedrigeren Inflation führen werden.

Auch bei der EZB überwiegen beim Thema Inflation überwiegend beschwichtigende Töne. In der vergangenen Woche haben sich die "Währungshüter" vom bisherigen Inflationsziel verabschiedet. Dieses war auf "nahe aber unter zwei Prozent" festgelegt. Nun kann man davon ausgehen, dass die Geldschleusen weiterhin geöffnet bleiben und dieses Geld schneller an Kaufkraft verlieren wird als dies in den vergangenen Jahren der Fall war. Nur zur Erinnerung: Für die Monate August bis Dezember 2020 wurden für die Eurozone jährliche Inflationsraten zwischen minus 0,2 und minus 0,3 Prozent gemeldet. Für den Monat Juni wurde nun ein leichter Rückgang von 2,0 auf 1,9 Prozent p.a. veröffentlicht.

Inflationsgefährdetes Geld wurde in den vergangenen Jahren vor allem in riskantere Anlageklassen wie Immobilien, Aktien und Edelmetalle investiert. Während sich DAX und Dow-Jones in den vergangenen zehn Jahren deutlich mehr als verdoppelt haben, verbuchte Gold einen Kursgewinn von lediglich 12 Prozent, während sich Silber sogar um über 40 Prozent verbilligt hat. Dies zeigt einerseits auf, dass beide Edelmetalle über erhebliches Outperformance-Potenzial verfügen und andererseits das Rückschlagrisiko vernachlässigbar erscheint.

Goldpreis steigt in Richtung 200-Tage-Linie


Unter charttechnischen Gesichtspunkten befindet sich der Goldpreis aktuell in einer ausgesprochen spannenden Phase. Grund: Nach dem jüngsten Kurssprung um über 60 Dollar binnen weniger Wochen "kratzte" das gelbe Edelmetall zeitweise an der relativ wichtigen 200-Tage-Linie. Sollte nämlich die bei 1.834 Dollar verlaufende langfristige Durchschnittslinie markant überwunden werden, wäre dies als starkes charttechnisches Kaufsignal anzusehen. Negativ anzumerken ist allerdings der Umstand, dass sich dieser Indikator derzeit noch in einer leichten Abwärtsbewegung befindet.

Bei der Analyse von Durchschnittslinien, die zur Kategorie der Trendfolgeindikatoren gelten, achten chartorientierte Investoren stets auf deren Richtung. Optimisten (Pessimisten) erwarten als Bestätigung für einen Aufwärtstrend (Abwärtstrend) eine nach oben (unten) strebende Tendenz. Den Blick nach unten gerichtet, wäre es wichtig, dass die im Bereich von 1.770 Dollar verlaufende Unterstützung nicht signifikant unterschritten wird. Im Grunde genommen kann man unterhalb von 1.800 Dollar einige Unterstützungszonen ausmachen. Eine besonders wichtige verläuft bei 1.680 Dollar, dem diesjährigen Tiefststand.

Auf der Website Tradingview wechselte das Pendel gegenüber der Vorwoche von "Kaufen" auf "Neutral". Von den insgesamt 26 Parametern raten derzeit acht zum "Verkaufen" (Vorwoche: sieben), acht zum "Halten" (Vorwoche: neun) und zehn zum "Kaufen" (Vorwoche: zehn) von Gold.