Leicht nach oben tendierte jedoch das allgemeine Interesse an Gold-Futures. So hat sich in der Woche zum 10. November die Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) von 544.800 auf 547.400 Futures (+0,5 Prozent) leicht erhöht. Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) haben allerdings erneut ihren Optimismus zurückgefahren. Bei der kumulierten Netto-Long-Position (Optimismus überwiegt) großer und kleiner Terminspekulanten schlug sich dies in einem Minus von 289.300 auf 283.400 Kontrakte (-2,0 Prozent) nieder. Hauptverantwortlich für diese Negativtendenz war vor allem die am 9. November registrierte Verkaufswelle an den Goldmärkten (siehe unten).

Dies führt zum Beispiel bei den Großspekulanten zu einer Reduktion der long positionierten Futures um 3.300 Futures, während das Short-Exposure um lediglich 100 Kontrakte zurückgefahren wurde. Deren Netto-Long-Position hat sich dadurch von 242.900 auf 239.700 Futures (-1,3 Prozent) leicht ermäßigt. Kleine Terminspekulanten haben ihre Long-Seite (minus 2.600 Futures) kräftig reduziert, was auf Wochensicht zu einer von 46.400 auf 43.700 Futures (-5,8 Prozent) niedrigeren Netto-Long-Position geführt hat. Dass Anleger ungedeckten Fiat-Währungen weiterhin kritisch gegenüberstehen, zeigt auch die aktuelle Rally bei Kryptowährungen wie dem Bitcoin. Von vielen Anlegern als "digitales Gold" bezeichnet, verteuerte sich diese Geldalternative in den vergangenen vier Wochen auf Dollarbasis um 47 Prozent.

Gold überzeugt durch Widerstandskraft


Vor genau einer Woche gab es an den Goldmärkten aufgrund der Hoffnung auf eine baldige Zulassung eines Covid-19-Impfstoffs eine massive Verkaufswelle zu beobachten. Erstmals seit dem Corona-Crash im März dieses Jahres wies der Goldpreis eine Tagesschwankung von mehr als 100 Dollar aus. Doch danach folgten keine chartinduzierten Anschlussverkäufe, sondern vielmehr Schnäppchenjäger. Dies zeigt, dass der Krisenschutz über eine enorme Widerstandskraft verfügt. Nur, weil die beiden Partnerunternehmen Biontech und Pfizer möglicherweise noch in diesem Jahr eine Zulassung für ihren Impfstoff "BNT162b2" erhalten, heißt das noch lange nicht, dass sich nun die Probleme Schulden und Inflationsgefahr auf einen Schlag in Wohlgefallen auflösen werden.

Die nachlassende Risikoaversion konnte man auch am weltgrößten Gold-ETF SPDR Gold Shares ablesen. Dessen gehaltene Goldmenge hat sich nämlich innerhalb einer Woche um rund 26 Tonnen von 1.260,30 auf 1.234,32 Tonnen deutlich reduziert. Damit kommt diese Form von physisch hinterlegtem Papiergold auf einen Marktwert von ungefähr 75 Milliarden Dollar. Zur Erinnerung: Das wertvollste US-Unternehmen Apple übertrifft mit über zwei Billionen Dollar den weltgrößten Gold-ETF um den Faktor 26. Man muss kein Prophet sein, um im Falle von massiven Verkäufen bei Aktien dem gelben Edelmetall glänzende Perspektiven zu bescheinigen.

Aus charttechnischer Sicht unterschritt der Goldpreis Anfang des Monats die mittelfristige 100-Tage-Linie, was normalerweise als Verkaufssignal gilt. Doch an den Goldmärkten wurde dieser Belastungsfaktor komplett ausgeblendet. Vielmehr vertrauten Investoren darauf, dass der oberhalb von 1.850 Dollar verlaufende charttechnische Boden halten wird. In der Chartlehre gilt in diesem Zusammenhang die langfristige 200-Tage-Linie ohnehin als wichtigere "Hausnummer". Sie verläuft derzeit bei 1.789 Dollar und sollte genau im Auge behalten werden. Falls sie unterschritten wird, wäre zugleich eine signifikante Unterstützung verletzt und somit ein zweifaches Verkaufssignal generiert. Aufgrund der zahlreichen schwelenden Krisen spricht derzeit nichts dafür, dass ein Goldinvestment auf absehbare Zeit überflüssig werden könnte. Deshalb scheinen derzeit vor allem zwei Dinge Sinn zu machen: Kaufen und/oder Halten.