In einer Zeit, da die meisten Anleger Qualitätstitel suchen und dafür fast jeden Preis zu zahlen bereit sind, "schauen wir uns bei den Verlierern auf dem Kurszettel um", sagt Greber. "Weil es gerade schlecht läuft und viele dem Herdentrieb des Verkaufens folgen müssen, sind diese oft attraktiv bewertet. Wir fragen uns: Schlummert da etwas, das der Markt übersieht?" Wenn das der Fall ist, steigt Veraison ein.

Bisher hat der Investmentansatz gute Ergebnisse geliefert. Veraison ist seit dem Start sieben Beteiligungen eingegangen, zwei davon wurden bereits mit dicken Gewinnen verkauft. Das neueste Investment passt ins Muster. Die Aktie von Leonteq hat gemessen am Höchstkurs vor einem Jahr mehr als 70 Prozent an Wert verloren. Erst hoch gelobt und hoch gestiegen, senkte die Anlegergemeinde den Daumen, als die Schweizer Finanzfirma die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Was aber, wenn der Erfolg nur vertagt wurde? Dass Veraison rund 50 Millionen Franken in Leonteq investiert hat, spricht dafür, dass Greber mit einem Comeback rechnet.

Gewaltiges Aufholpotenzial



Leonteq ist vor allem Anlegern, die sich mit Zertifikaten beschäftigen, ein Begriff. Das Unternehmen emittiert strukturierte Finanzprodukte und ist auch in Deutschland aktiv. Das Brokergeschäft ist mittlerweile aber nur noch ein Nebenschauplatz. Viel wichtiger ist das sogenannte Plattformgeschäft, das heute für zwei Drittel der Erträge steht. Hier übernimmt Leonteq als Dienstleister für Banken die Wertschöpfungskette für strukturierte Finanzprodukte. Das ist skalierbar und bescherte der Aktie lange Zeit viel Fantasie. Als dann die angekündigte Partnerschaft mit der Singapurer DBS-Bank scheiterte, stiegen die Anleger in Scharen aus. Doch entgegen aller Unkenrufe scheint das Geschäftsmodell zu funktionieren. Denn die Banken brauchen neue Finanzprodukte, die Einnahmen versprechen. Der Aufbau einer eigenen Derivateabteilung, die alle regulatorischen Anforderungen erfüllt, ist aber teuer.

Bei Leonteq hingegen sind die Kosten pro Produkt gering. Deshalb ist die Zahl der Plattformkunden 2016 auf sieben gestiegen. Mit mehr als 25 potenziellen Partnern sei der Finanzdienstleister im Gespräch, ist den jüngsten Pressemeldungen zu entnehmen. Greber und Kollegen setzen darauf, dass Leonteq mit einigen ins Geschäft kommt. Die Aktie ist günstig bewertet für eine Fintechfirma, deren Wachstum schnell Fahrt aufnehmen kann. Allerdings eignet sich der Wert nur für spekulative Anleger. Der Grund: Als Anbieter von Derivaten kann sich Leonteq von den Finanzmärkten nicht abkoppeln.