Konzernvorstand Mark Kindermann verlässt mit sofortiger Wirkung das Management. Der Kurs der Grenke-Aktie stürzte nach den Nachrichten um bis zu 37 Prozent in den Keller.

Zuletzt lag der Kurs am Nachmittag noch mit 30,49 Prozent im Minus bei 26,76 Euro und war damit mit großem Abstand Schlusslicht im Nebenwerte-Index SDAX. Schon im Jahr 2020 hatte die Grenke-Aktie infolge der Corona-Pandemie und heftiger Manipulationsvorwürfe eines Leerverkäufers gegen den Konzern fast 60 Prozent verloren. Inzwischen wird das Papier sogar rund 70 Prozent billiger gehandelt als vor einem Jahr.

Welche kritischen Punkte bei der Prüfung konkret entdeckt wurden, ließ der Grenke-Konzern in der Mitteilung offen. Kindermann habe den Aufsichtsrat darauf hingewiesen, dass die vorläufigen Bewertungen der internen Prozesse nach Abschluss der Prüfungen zu revidieren sein würden.

"Um eine Auseinandersetzung über die Berechtigung und die Wesentlichkeit dieser Kritikpunkte vor Abschluss der Prüfungen zu vermeiden und um potentiellen Schaden daraus von der Gesellschaft fernzuhalten, hat Herr Kindermann seine Mandate heute niedergelegt", hieß es vom Unternehmen. Der Aufsichtsrat dankte dem Manager für seine langjährige Tätigkeit im Konzern. Das Kontrollgremium werde kurzfristig über die Neuordnung der Verantwortlichkeiten im Vorstand entscheiden.

Kindermann hatte 1990 bei Grenke angefangen und war später in den Vorstand aufgestiegen. Seit 2006 verantwortete er dort die Konzernbereiche Verwaltung, Personal, Rechnungswesen, Qualitätsmanagement, interne Dienstleistungen und Verwertung sowie die Verwaltung von Immobilien und Gebäuden.

Grenke war im vergangenen Jahr mit seinem Geschäftsmodell und der Behandlung von Franchise-Gesellschaften ins Kreuzfeuer von Leerverkäufern am Aktienmarkt gekommen. Diese warfen dem Unternehmen Manipulation vor.

Grenke wies die Vorwürfe damals zurück und gab selbst eine Untersuchung in Auftrag. Mitte Dezember sah sich das Unternehmen von Untersuchungsergebnissen der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) in wesentlichen Punkten entlastet.

Zwischenzeitlich hat der Konzern die Zuständigkeiten im Vorstand neu geordnet. So untersteht die interne Revision jetzt direkt Vorstandschefin Antje Leminsky. Zudem berief das Unternehmen vor wenigen Wochen die gelernte Wirtschaftsprüferin Isabel Rösler als Risikochefin ins Management. Sie ist jetzt für alle Compliance-Funktionen des Unternehmens zuständig.

dpa-AFX