Der US-Youtuber und Bastler ­Michael Reeves hat neulich einen Staubsaugerroboter vorgestellt, der Gefühle zeigt. Stößt er an eine Wand, flucht und schreit er vor Schmerz. Reeves hat dazu einen sogenannten Roomba, einen Staubsaugerroboter aus dem Hause ­iRobot, umgebaut. Seine Fangemeinde im Netz habe ihn dazu aufgefordert, sagte der Bastler. Die Menschen, erzählt Colin Angle, Chef des Roomba-Herstellers iRobot in einem Interview, machen "komische Dinge" mit Saugrobotern. Neun von zehn Kunden geben ihrem Roomba bereits nach einem Monat einen Namen, "Rosie" ist beliebt. "Noch beim Kauf können sich die Kunden nicht vorstellen, dem Roboter einen Namen zu geben", so Angle. Zwischen fünf und zehn Prozent der Nutzer dekorieren die Putzkraft später sogar, etwa indem sie dem Roboter Augen aufmalen.

Reeves hat dem Trend zur Vermenschlichung des Roboters lediglich eine vorläufige Krone aufgesetzt. Natürlich fühlt der umgebaute Roomba keinen Schmerz, der normale schon gar nicht. Besonders intelligent ist er auch nicht. Aber er ist der erste Roboter, der den Menschen im Haushalt hilft.

1996 hat der schwedische Elektro­gerätekonzern Electrolux den ersten seiner Art auf den Markt gebracht. 2002 folgte iRobot mit dem Roomba. Zwischen 2007 und 2008 verdoppelte sich die Zahl der verkauften Staubsauger­roboter nahezu auf knapp eine Million Stück. 2017 haben die Hersteller laut Zahlen der Internationalen Vereinigung für Robotertechnik weltweit mehr als sechs Millionen Roboter für den Haushaltsgebrauch verkauft, was einem Wachstum von 30 Prozent und einem Marktwert von mehr als zwei Milliarden US-Dollar entspricht. Laut Konsummarktforscher GfK hielt das Wachstum an und soll auch im ersten Halbjahr 2019 bei knapp 30 Prozent liegen.

Unabhängigkeit für Ältere


Das Potenzial ist groß. Roboter können mittlerweile auch wischen, Rasen mähen oder Fenster putzen. Selbstverständlich lassen sie sich per App steuern. Fügte man ihnen Arme an, würden sie auch Wäsche zusammenlegen, abwaschen oder ein Bier holen, sagt Angle. Natürlich wären hier Medikamente und ein Erinnerungssignal zur Einnahme genauso möglich. Ältere Menschen könnten mit Unterstützung von Robotern länger unabhängig im eigenen Haushalt leben.

Dennoch ist das Umsatzwachstum von iRobot im vergangenen Quartal um mehr als neun Prozent zurückgegangen. Die Investoren sind von dem Unternehmen aus dem US-Bundesstaat Massachusetts Zuwachsraten von knapp 20 Prozent gewohnt. Sie flohen aus der Aktie, obwohl das Management versicherte, im zweiten Quartal zur gewohnten Steigerung zurückzukehren. Der ohnehin sportlich bewertete Titel verlor rund ein Viertel seines Börsenwerts.

Die Skepsis der Anleger wird vom Handelskrieg befeuert. iRobot expandierte zuletzt verstärkt nach Asien. Dort steigt die Nachfrage nach den Hilfen für zu Hause mit am stärksten. Doch die Präsenz in Fernost erhöht die Abhängigkeit von einem geregelten Handel zwischen den USA und China. "Die kurzfristige Auswirkung dieser Zölle auf die Roboterindustrie ist eine echte Herausforderung, weil es sich dabei praktisch um eine Steuer auf die Technologie handelt, die von den Verbrauchern bezahlt werden muss", sagt iRobot-Chef Angle. Aber auch im Heimatmarkt USA war die Umsatzsteigerung mit sieben Prozent unterproportional. Die Verkaufszahlen im Heimatmarkt gingen zurück, weil iRobot dort zu Jahresbeginn die Preise erhöht hat.

Hoher Forschungsaufwand


Derartiges lässt sich nicht so ohne Weiteres durchsetzen. Staubsaugerroboter sind in den USA längst etabliert, und die Branche ist - übrigens weltweit - in einer Dynamik gefangen: Der Umsatz steigt zwar jedes Jahr, jedoch drängen Billiganbieter mit günstigen Nachbauten auf den Markt. Preissteigerungen sind im wettbewerbssensiblen Umfeld also eine heikle Angelegenheit. Allerdings muss iRobot seine Forschungsinvestitionen kompensieren. Bei denen geht es nicht nur um die Weiterentwicklung der Roboter-Fertigkeiten. Die Firma hat eine Kooperation mit Google, um die Vernetzung zu Hause und das sogenannte Smart-Home-Erlebnis zu verbessern. Datenschutzrechtlich ist das nicht ganz unbedenklich.

Aber wer im Premiumsegment bestehen will, muss den Trend zur Vernetzung und Automatisierung spielen. Das zeigt das Beispiel Leifheit. Zwar ist das Unternehmen aus dem hessischen Nassau mit den französischen Tochterunternehmen Birambeau und Herby auch im preisempfindlichen Massenmarkt vertreten. Aber die beiden großen Marken Leifheit und Soehnle sind Luxus­anbieter.

Leifheit hat den digitalen Trend ein bisschen verschlafen. Seit 2016 schwächeln Umsatz und Ergebnis. Im vergangenen Jahr sank der Umsatz zwar erneut. Doch wo Leifheit nachbessert, steigen die Einnahmen wieder: Der akkubetriebene Staubsauger Regulus reinigt zwar nicht vollautomatisch, aber immerhin kabellos und ist ein Verkaufsschlager. Bei dem für seine Waagen bekannten Label Soehnle stieg der Umsatz ebenfalls. Im vergangenen Jahr hat Leifheit die Waagen an Fitnesstracker gekoppelt und erleichtert damit Diäten und die Blutdrucküberwachung.

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Am liebsten online


In diesem Geschäftsjahr will Leifheit weiter investieren - unter einem neuen Vorstandschef. Der amtierende Thomas Radke ist vergangenen Oktober nach ­einer Gewinnwarnung abberufen worden. Sein Nachfolger ist ab 1. Juni Henner Rinsche, zuletzt beim Sprudelgerätehersteller Sodastream tätig. "In den kommenden Monaten werden wir in wichtigen Märkten mit einem eigenen Onlineshop präsent und damit noch näher am Kunden sein", sagt Finanzvorstand Ivo Huhmann. Mit zunehmender Elektronisierung der Haushaltsbranche sind Onlineläden ein Muss. In keiner ­anderen Konsumgüterbranche wird so viel online bestellt wie bei elektronischen Kleingeräten, in Deutschland sind es laut einer Verbraucherumfrage der Unternehmensberatung KPMG mehr als die Hälfte.

Beim Namen SEB klingelt bei den meisten Investoren nichts. Bei den Namen Moulinex, Krups, Tefal und WMF aber schon. SEB ist die französische Konzernmutter der Marken und neben Küchengeschirr auf Elektrogeräte für den Heimbedarf spezialisiert.

Die Franzosen haben sich ein besonderes Ziel auf die Fahne geschrieben: Ein Drittel des jährlichen Umsatzes soll aus Produktneuheiten kommen. Für die Entwicklung wird jährlich ein dreistelliger Millionenbetrag zur Verfügung gestellt. Knapp sieben Milliarden Euro hat die Gruppe aus der Nähe von Lyon im vergangenen Jahr eingenommen, das entsprach einem Wachstum von knapp acht Prozent. Zum Jahresanfang setzte SEB dieses Wachstum fort und meldete ein Plus von acht Prozent. Ein Treiber: der jüngst präsentierte Saugroboter von Rowenta.

Investor-Info

SEB S.A.
Strenge Buchführung


Der Haushaltswarenkonzern aus Frankreich liefert verlässliches Umsatzwachstum im hohen einstelligen Bereich. Im ersten Quartal wuchs der Umsatz um über acht Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Zudem hat die Holding mit Marken wie WMF und Rowenta die Liquidität im Griff und ist stabil aufgestellt. Im ­er­sten Quartal steigerte SEB das operative Ergebnis überproportional um zwölf Prozent auf 138 Millionen Euro. Zuletzt gab der Kurs etwas nach, eine Gelegenheit.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 180,00 Euro
Stoppkurs: 129,00 Euro

iRobot
Keine Automatik


In den vergangenen drei Monaten hat der Aktienkurs knapp 30 Prozent eingebüßt. Im zweiten Quartal muss iRobot beweisen, dass es mit den aktuellen Produkten im heiß umkämpften Markt wieder auf Wachstumsraten im hohen zweistelligen Bereich kommt und in Sachen Innovationen wie angekündigt nachlegen kann. Ein Investment ist wegen der hohen Abhängigkeit von nur einem Produkt und der jüngsten Schwäche hochriskant.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 100,00 Euro
Stoppkurs: 64,00 Euro

Leifheit
Großreinemachen


Der Haushaltsgerätehersteller aus dem hessischen Nassau versucht seit über zwei Jahren, eine Trendwende hinzulegen und zurück auf den Wachstumspfad zu finden. Erste Anzeichen der Besserung gibt es. Mit dem neuen Chef dürfte ab Juni die Strategie noch einmal verschärft werden. Anleger können darauf hoffen, dass Leifheit in den nächsten anderthalb Jahren ans Ziel kommt, und profitieren von den Dividenden. Die Rendite ist mehr als ansehnlich. Turnaround-Kandidat.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 26,00 Euro
Stoppkurs: 17,90 Euro