Der Corona-Lockdown macht offenbar durstig. Das zeigen zumindest die Bestellungen bei Hawesko. Online verkauft der Weinhändler derzeit je nach Marke 50 bis 80 Prozent mehr als im Vorjahr. "Wir könnten noch mehr verkaufen, nur stoßen die Logistikstrukturen aktuell an ihre Grenzen", sagt Thorsten Hermelink. Auch wenn die hohe Nachfrage nicht alle Folgen der Pandemie für das Unternehmen kompensiere und eine seriöse Prognose nicht möglich sei, blickt der Firmenchef daher "zuversichtlich" auf das laufende Jahr.

Den vorsichtigen Optimismus zieht er aus der breiten Aufstellung der Hamburger. Hochwertige Weine, Sekt und Champagner werden nicht nur online verkauft. Hierzulande betreibt die Holding im Franchise-System die Ladenkette Jacques’ Weindepot, in Österreich wurde 2018 der dortige Platzhirsch Wein & Co. gekauft. Zusätzlich ist Hawesko Großhändler für Hotels, Restaurants und Supermärkte. Im vergangenen Jahr steuerte jeder Geschäftsbereich etwa ein Drittel zu 556 Millionen Euro Umsatz bei. Die im Zuge der Pandemie geschlossenen Hotels und Restaurants aber kaufen derzeit nichts. Besonders das zweite Quartal dürfte daher schlecht ausfallen. Ab dem dritten Jahresviertel hofft Hermelink auf eine schrittweise Normalisierung in der Gastronomie.

Die Weinläden aber sind, bis auf wenige Ausnahmen, geöffnet und verzeichnen, wie der Lebensmittelhandel auch, ein stabiles Geschäft. Laut den jüngsten Analystenschätzungen dürfte der Umsatz in diesem Jahr daher in einer Spanne von minus ein bis plus ein Prozent pendeln.

Mehr Marge nach verkorkstem Umzug

Der Wachstumsschub aus dem Internet wiederum sollte nicht nur auf den Umsatz, sondern auch auf die Marge stabilisierend wirken. 2019 konnte Hawesko seine Handelsmargen aus- und Kosten abbauen sowie die bereinigte Gewinnspanne im Onlinehandel von 4,6 auf 4,9 Prozent steigern. Zusätzlich brachte die Firma den Umzug ihres Großhandelslagers hinter sich. Der Wechsel des Logistikstandorts von Norddeutschland nach Worms hatte deutlich länger gedauert und mehr gekostet als geplant. Zwar kam die Restrukturierung der 2018 gekauften österreichischen Ladenkette Wein & Co. voran. Bis die Gruppenmarge nach zuletzt 5,2 bei rund 7,0 Prozent steht, wird es jedoch noch etwas dauern.

In der Zwischenzeit aber spielt Hawesko seine Qualitäten als Dividendenwert aus. Die Ausschüttung von 1,30 Euro je Aktie wurde trotz Corona-Krise bestätigt, was aktuell einer Dividendenrendite von etwa 4,0 Prozent entspricht. Ohne Zukäufe, wie die Übernahme von Wein & Co., ist der Cashflow von Hawesko zudem stark genug, um auch in Zukunft hohe Ausschüttungen zu sichern.