Robin Crispin William Odey dürfte inzwischen auch vielen Deutschen bekannt sein. Schließlich ist der Manager des Hedgefonds Odey Asset Management ­einer der großen Gewinner bei der jüngsten Attacke von Hedgefonds auf den Aschheimer Zahlungsdienstleister Wire­card. Während viele Anleger bei den Kursrückgängen von Wirecard prozentual zweistellige Verluste hinnehmen mussten, verdiente Odey als Shortseller an den Kursstürzen teilweise 16 Millionen Euro - an nur einem Tag.

"Ich kaufe Aktien, die niemand haben will, und ich mag Krisensituationen", beschreibt Odey seinen Investmentansatz, das Shorten. Und so funktioniert es: Bei einem Leerverkauf wetten Spekulanten auf fallende Kurse. Sie leihen Aktien gegen eine Gebühr vom Markt und verkaufen sie. Damit Leerverkäufer ein Geschäft machen, muss der Kurs der Aktie fallen, dann werden die Papiere zu einem niedrigeren Kurs zurückgekauft und somit ein Gewinn realisiert.

Für Hedgefonds sind Leerverkäufe ­jedoch nur eine von vielen Strategien, um Gewinne an den Börsen zu erzielen. Denn die grundlegende Idee besteht ­darin, in jedem Börsenumfeld positive Renditen zu erwirtschaften, auch in ­fallenden Märkten. Und auf den ersten Blick konnte die Branche sogar mit Rekorden glänzen. So war 2019 das beste Jahr der Branche seit einer Dekade. ­Zusammen sackten die gern als Könige des Gelds titulierten Anlageprofis ins­gesamt 178 Milliarden Dollar ein. "Sehr starke Erträge erwirtschafteten 2019 besonders die Manager, die per saldo auf Kursgewinne am Aktienmarkt gesetzt haben", erklärt Rick Sopher, Chef des Hedgefondsinvestors LCH.

Anleger wenden sich ab


Das war es aber auch mit den guten Nachrichten: Denn die Performance vieler Hedgefonds hinkt auf den zweiten Blick erneut dem breiten Markt weit hinterher. Ein Grund: In Bullenmärkten schneiden Alternative Investments oft deutlich schlechter ab als Aktienindizes. Legte der S & P 500 2019 um über 30 Prozent zu, brachte es der Bloomberg Equity Hedge Fund Index im ­gleichen Zeitraum nur auf ein Plus von rund zehn Prozent.

Damit setzt sich ein unheilvoller ­Abwärtstrend der Branche fort. Viele Anleger wenden sich angesichts der schlechten Performance plus der vergleichsweise hohen Gebührenstruktur vieler Fonds mit Schaudern in Scharen ab. Nach Angaben des Researchunternehmens eVestment entzogen Anleger Hedgefonds 2019 rund 100 Milliarden Dollar, der größte Kapitalabfluss seit 2016. Zudem wurden in den letzten fünf Jahren über 4.000 Fonds liquidiert.

Trotzt der vielen Hiobsbotschaften für die Branche gab es natürlich auch Gewinner, die angesichts der miesen Ergebnisse der Branche umso heller leuchteten. So feierte Chris Hohn mit seinem TCI Fund Management ein furioses Comeback. Nach einem Jahr Abstinenz gelang dem Briten nicht nur der Sprung zurück unter die 20 besten Hedge­fonds des Jahres 2019, sondern er eroberte ­dabei auch gleich Platz 1.

TCI erzielte eine Rendite in Höhe von 41 Prozent oder umgerechnet rund 8,4 Milliarden Dollar. Der Fonds verwaltet insgesamt rund 30 Milliarden Dollar und verfolgt eine value-basierte Anlagestrategie, die sich durch langfristige Haltedauer der gekauften Positionen auszeichnet. Als klassischer Stockpicker geht Hohn ausschließlich Engagements auf der Long-Seite ein. Sein Portfolio umfasst in der Regel zehn bis zwölf Titel. 2019 kamen Chris Hohn die hohen Kursgewinne seiner Aktieninvestments zugute und bescherten seinem Fonds die herausragende Performance.

Schwellenländer lohnten sich


Hedgefondsmanager setzen aber viele andere Investmentansätze ein, um Geld in unterschiedlichen Marktphasen zu verdienen. Bei Event-Driven-Strategien wird auf bestimmte kursrelevante Ereignisse spekuliert, die bei einem Unternehmen auftreten können. Beispielsweise kann die Wette auf eine Abspaltung eines Firmenteils oder die Übernahme eines Geschäftsfelds zu außer­ordentlichen Gewinnen führen. Dieser Ansatz ist allerdings mit einem erhöhten Risiko verbunden, weil ein Fondsmanager den Ausgang eines bestimmten Ereignisses möglichst genau vorhersagen muss. Entsprechend volatil sind auch die Renditen derjenigen Hedgefonds, die mit ereignisgetriebenen Strategien operieren.

Ein ebenfalls weitverbreiteter Ansatz in der Branche sind opportunistische Ansätze. Zu ihnen zählen auch die so­genannten Emerging-Markets-Strategien. Dabei wird davon ausgegangen, dass Schwellenländer wie China eine positive wirtschaftliche Entwicklung durchlaufen werden. Spekuliert wird mit Anleihen und Aktien aus Schwellenländern. Zum Zuge kommt dabei in den meisten Fällen ein reiner Buy-and-Hold-Ansatz, auf Leerverkäufe wird meist verzichtet. Investments in Schwellenländern zählten 2019 zu den renditestärksten Anlagemöglichkeiten überhaupt. Für 2020 gehen Experten von ­einer höheren Volatilität, niedrigen Anleiherenditen, hohen Bewertungen von Risikoanlagen und geringeren Wachstumsausblicken an den Märkten aus. Keine schlechten Aussichten für Hedgefonds, die bei unruhigen Rahmenbedingungen weitaus besser performen als in klaren Bullenmärkten.

Doch vielleicht gibt es noch einen ganz anderen Ansatz, um die Wertentwicklung der Branche weiter nach oben zu treiben. Das Zauberwort heißt mehr Diversität. Denn laut Datendienstleister Bloomberg erzielen Hedgefonds, die nicht nur von rein weißen Männerteams gemanagt werden, deutlich bessere ­Ergebnisse.

Glossar:
Hedgefondsstrategien


Event-Driven-Strategien: Bestimmte Vorkommnisse, wie zum Beispiel eine neue Finanzierung, ein Börsengang, ein Zu- oder Verkauf eines Unternehmens, können zu einer Neu­bewertung der Firma führen. Global-Macro-Strategien: Hierbei werden weltweit Richtungsänderungen von Preisen bestimmter Anlageklassen als Basis für Spekulationen genutzt. Es wird auf ökonomische Trends gewettet. Einzelne Titel werden außen vor gelassen.

Global-Macro-Strategien zählen zu den opportunistischen Strategien.

Managed Futures: Hedgefonds-Anlageklasse, die mit börsengehandelten Derivaten wie Futures und Optionen spekulieren, deren Basiswerte Aktien, Aktienindizes, Anleihen, Devisen und Rohstoffe sind. Opportunistische Strategien: Bei diesen Ansätzen wird versucht, Positionen an verschiedene Marktbewegungen anzupassen. Beispielsweise, wenn sich Prognosen zum Wirtschaftswachstum eines Landes ändern oder sich Prognosen zu einer bestimmten Branche verändern.

Relative-Value- oder marktneutrale Strategien: Ziel ist es, die relativen Preisunterschiede zwischen verschiedenen Instrumenten auszunutzen, um das Markt-, Branchen- und Zinsniveaurisiko weitmöglichst zu reduzieren.

Investor-Info

Hedgefonds
Von wegen Superinvestoren


Die Hedgefondsbranche hat sich in den vergangenen Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Dies zeigt auch der Bloomberg Hedgefonds Index. Denn seit 2014 erzielten die darin gelisteten Hedgefonds mit ihren unterschiedlichen Strategien im Schnitt gerade mal 20 Prozent Gewinn. Zum Vergleich: Der breite MSCI World kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von knapp 50 Prozent.

MAN AHL trend Alternative
Computer analysiert Trends


Der Fonds investiert auf Basis des seit über 30 Jahren optimierten Computersystems AHL. Es wurde von drei Physikern entwickelt und gilt weltweit als eines der größten und leistungsstärksten Trendfolge­systeme. AHL identifiziert Trends in über 400 Finanzinstrumenten aller Anlageklassen und investiert darin. Ziel ist eine im Durchschnitt zweistellige Rendite pro Jahr. Die empfohlene Tranche ist währungsgesichert.

BB Global Macro
Manager suchen Chancen


Kern der Global-Macro-Strategie ist die Beschäftigung mit wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Trends, aus denen das Managementteam versucht, Investmentideen zu generieren. Auf Basis eines Portfolios aus rund einem Viertel Aktien und 75 Prozent Anleihen gehen die Fondslenker dazu Short- und gehebelte Positionen ein. In den vergangenen fünf Jahren erzielte der Fonds so durchschnittlich gut drei Prozent pro Jahr bei recht niedriger Volatilität.