Sicherlich haben auch Sie in den vergangenen Monaten bereits mehrfach Post von ihrer Bank erhalten mit der Aufforderung, einen günstigen Kredit zu nutzen. Gerne werden auch größere Beträge angeboten, um den Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Die Gelegenheit ist dank der niedrigen Zinsen durchaus verlockend. Viele haben die Chance genutzt, und daran dürfte sich angesichts der zu erwarteten Zinsflaute vorerst auch nichts ändern.

Für Helma sind dies denkbar günstige Voraussetzungen, und damit für die Aktie des Unternehmens aus Lehrte bei Hannover. Obwohl die Papiere ausgehend vom April-Hoch bei knapp 40 Euro um gut zehn Prozent korrigierte, bleibt seit Jahresbeginn ein Zuwachs von rund 35 Prozent. Nicht nur alle deutschen Indizes, sondern auch viele Einzelwerte entwickelten sich deutlich schlechter.

Die Begeisterung für den Wert ist nicht überraschend, überzeugt Helma doch mit einem defensiven Geschäftsmodell, das eine gute Planbarkeit der künftigen Umsätze ermöglicht bei gleichzeitig vielfältigen Wachstumsperspektiven. Egal ob Einfamilienhäuser, Stadtvillen, Bungalows oder Doppelhäuser, die Norddeutschen bieten Interessenten ein breites Angebot. Häuser "von der Stange" sind nicht im Sortiment, Individualisierung steht im Vordergrund, wobei die eigenen Wünsche oft nur mit geringen Preisaufschlägen umgesetzt werden können. Basis des Erfolgs ist ein effizientes Vertriebskonzept, allein in Deutschland dienen 42 Musterhäuser als Verkaufsstelle für die rund 80 freiberuflichen Vertriebsmitarbeiter. Als Baudienstleister für individualisierte Eigenheime in Massivbauweise hat sich Helma auf Produktentwicklung, Vertrieb, Planung und Bauregie konzentriert, während die Bauausführung von Subunternehmen erfolgt.

Über die Wohnungsbau GmbH projektiert und bebaut der Konzern bundesweit eigene Grundstücke. Dabei kann es sich sowohl um kleine Flächen handeln als auch neue Wohnanlagen mit mehreren hundert Einheiten. Anschließend wird das Komplettpaket veräußert. Dabei werden die Risiken bewusst gering gehalten. Helma beginnt keine Bauphase, bevor das Grundstück für Einfamilienhäuser oder mindestens 30 Prozent des Projekts bei Mehrfamilienhäusern verkauft wurden, bemerkt Warburg-Experte Frank Laser. Verkaufsfördernd sind aber nicht nur die großen Gestaltungsmöglichkeiten, sondern auch das umfangreiche Angebot an Energiesparhäusern wie die energieautarke Immobilie, Ecosolar-Häuser und Passivhäuser.

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Millionenschwere Deals in der Pipeline



Die Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre zeigt klar den Erfolg. Während 2008 noch gut 50 Mio. Euro durch die Bücher gingen, kletterten die Erlöse seitdem in jedem Jahr und lagen 2014 bei 170 Mio. Euro. Ähnlich die Entwicklung beim Betriebsergebnis, hier blieben zuletzt 14,2 Mio. Euro hängen. Erstmals wurde so die mittelfristige Zielbandbreite einer Ebit-Marge von sechs bis acht Prozent klar übertroffen. Ähnlich beeindruckend verlief in den vergangenen Jahren der Auftragseingang. Das Volumen liegt derzeit bei 193 Mio. Euro. und entspricht dem achten Auftragsrekord in Folge.

Mit den gut gefüllten Büchern erhöht sich zugleich die Planbarkeit für das laufende und kommende Jahr, was das Risiko von unliebsamen Überraschungen für Aktionäre deutlich reduziert. Gerade in den derzeit wieder unsicheren Zeiten sollten daher Titel wie Helma ihre Vorteile gegenüber riskanteren, zyklischen Werten ausspielen, ohne dass Anleger auf eine starke Kursentwicklung verzichten müssten.

Neue Kursfantasie bieten sowohl die Tochtergesellschaft Helma Wohnungsbau als auch Helma Ferienimmobilien. Vor wenigen Tagen begann der Verkaufsprozess für diverse Projekte. In Berlin wird ein Gebäudeensemble von 100 Einheiten mit einem Gesamtumsatz von 42 Mio. Euro realisiert. Zwei Projekte in München dürften rund 42 Mio. Euro Gesamtumsatzvolumen generieren, für die 90 Wohnungen in Hannover wird mit 26 Mio. Euro kalkuliert. Die Fertigstellung dürfte sich überwiegend auf die Geschäftsjahre 2016 und 2017 erstrecken.

Seit vier Jahren ist Helma auch im Bereich der Ferienimmobilien aktiv, besonders im Gebiet der Nord- und Ostseeküste. Hier sicherten sich das Unternehmen kürzlich ein Grundstück für 184 Ferienwohnungen und einem Yachthafen mit 150 Liegeplätzen. Mit dem Projekt soll in den kommenden fünf Jahren ein Umsatz von 48 Mio. Euro generiert werden.

Vor diesem Hintergrund erscheinen auch die Pläne von Helma, das Geschäft mit einem jährlichen Umsatzwachstum über 20 Prozent bis 2017 auszuweiten, realistisch. Besonders im internationalen Vergleich hat der Wohnungsmarkt in Deutschland noch viel Luft. Mit 2,8 fertiggestellten neuen Wohnungen auf 1000 Einwohner liegt die Bauintensität nur im europäischen Mittelfeld. In Frankreich, wo vergleichbare Ausgangsbedingungen herrschen, liegt die Quote bei 5,1. Das Wachstumspotenzial wird auch bei der Wohneigentumsquote deutlich. Mit einem Wert von nur 46 Prozent rangiert Deutschland auf den hintersten Plätzen, verglichen mit 77 Prozent in Italien oder 67 Prozent in Belgien.

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Knackige Aussichten



Der Anstieg bei den Umsätzen eröffnet mittelfristig zugleich Skaleneffekte über kontinuierlich verbesserte Personalaufwandsquoten, was sich positiv auf die Margen auswirken sollte. Innerhalb der nächsten drei Jahre wird eine Umsatzhöhe von 340 Mio. Euro in Aussicht gestellt. Für das laufende Jahr werden 210 Mio. Euro avisiert bei einem Ebit von 17,5 Mio. Euro. Helma dürfte somit erneut eine starke Marge von 8,3 Prozent berichten, wobei der überwiegende Teil der Umsatz- und Ergebnisbeiträge erst in der zweiten Jahreshälfte zu erwarten sind. Anleger sollten daher schon jetzt erste Stücke einsammeln, bevor in den kommenden Monaten weitere Fakten die gute Geschäftsentwicklung bestätigen dürften. Am 13. Juli werden die Vertriebszahlen gemeldet, größere Impulse dürfte der Halbjahresbericht am 31. August bieten.

Fazit: Auf dem aktuellen Kursniveau liefert die Aktie im Bereich der Nebenwerte eine interessante Börsenstory und bietet einen Mix aus guter Visibilität bei starken Wachstumsperspektiven. In den vergangenen Jahren bestätigte das Management mehrfach seine hohe Marktexpertise. Mit einem 2016er-KGV von unter zehn und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 0,8 bietet der mit 130 Mio. Euro bewertete Titel noch reichlich Potenzial. Börse Online empfiehlt die Aktie mit Ziel 40 Euro und Stopp bei 23,50 Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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