Die Natur kann helfen, dass in der Landwirtschaft weniger Pestizide und Düngemittel eingesetzt werden. Natürlich vorkommende Mikroorganismen haben einen messbar positiven Einfluss auf die Gesundheit von Pflanzen. Diese Boden­ mikroben oder Bodenbakterien eröffnen - ohne genetische Ver­änderungen - Landwirten eine effektive und nachhaltige Alter­ native zu den bisherigen chemiebasierten Produkten. Boden­mikroben können Ungeziefer in Zaum halten, den Nährstoff­gehalt erhöhen und das Pflanzenwachstum anregen.

Der Einsatz von Bodenmikroben in der Landwirtschaft trägt dazu bei, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Na­tionen - auf Englisch "Sustainable Development Goals", kurz SDGs - zu erreichen. Konkret betreffen sie das SDG 2 (kein Hun­ger), indem sie die Nahrungsmittelherstellung durch höhere Ern­teerträge und Effizienz verbessern. Indem sie die Reduzierung des Einsatzes von Düngemitteln und Pestiziden ermöglichen, tra­gen sie auch zum SDG 3 (Gesundheit und Wohlergehen) bei. Ein sich veränderndes Verbraucherbewusstsein hinsichtlich chemi­scher Rückstände in Nahrungsmitteln und strengere Umweltau­flagen beflügeln den Einsatz dieser Bodenmikroben. Für deren Verwendung sprechen auch Schädlinge, die gegen herkömm­liche Pestizide resistent werden, sowie im Vergleich zu Chemie­produkten schnellere und günstigere Zulassungsprozesse.

Aktuell ist der Markt für Bodenmikroben in der Landwirtschaft mit rund 3,5 Milliarden US-Dollar noch klein. Mikroben werden aktuell nur auf einem geringen Prozentsatz der Anbaufläche ein­ gesetzt. Landwirte müssen erst noch mit den Einsatzmöglich­keiten vertraut und von den Vorteilen überzeugt werden. NN In­vestment Partners erwartet jedoch, dass die Nutzung zunehmen wird. Etliche große Konzerne setzen in immer sichtbarerem Maße auf Mikroorganismen. Sie geben beträchtliche Summen für Forschung und Entwicklung einer breiteren Produktpalette und den Wirksamkeitsnachweis aus. Zu den börsennotierten, im Bereich Bodenmikroben aktiven Unternehmen gehören unter anderem Novozymes, Bayer, BASF, UPL, FMC, Christian Hansen und Corteva.

Der Anteil der entsprechenden Produkte am Umsatz ist bei al­ len Unternehmen noch relativ gering und bewegt sich zwischen einem bis knapp zehn Prozent. Der Markt für Mikroorganismen wächst schnell und wird sich in der nahen Zukunft voraussicht­lich mit einer jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent entwi­ckeln. Mit Mikroorganismen lassen sich Einkünfte von rund 0,20 US-Dollar bis zwei US-Dollar pro Hektar erzielen. Auf der­ selben Ackerfläche können mehrere Produkte nebeneinander angewendet werden. Während sich bestimmte Mikroorganis­men möglicherweise nicht mit anderen vertragen und deshalb zu unterschiedlichen Zeitpunkten ausgebracht werden, sind für andere Mikroorganismen keine Interaktionen oder sogar posi­tive Interaktionen bekannt, die einander verstärken. Wir sehen daher in Mikroorganismen ein signifikantes Potenzial. Ein erfolg­ reiches Mikroorganismenprodukt für Mais könnte beispielsweise bei einem angenommenen Preis von 0,80 US-Dollar pro Hektar jährliche Verkaufserträge von 850 Millionen US-Dollar erzielen.

Eine andere Möglichkeit, das Potenzial der Bodenmikroben zu bewerten, ist der Blick auf die Produkte, die sich teilweise oder ganz durch Mikroorganismen ersetzen lassen. Mikroorganis­men treten in Konkurrenz zu Düngemitteln, Pflanzenschutzprä­paraten und Produkten zur Saatgutbehandlung. Im günstigsten Fall könnte der gesamte erreichbare Markt für Mikroorganismen nach unserer Auffassung ein Volumen von weit über 250 Milli­arden US-Dollar erzielen. Wir sind davon überzeugt, dass landwirtschaftlich nutzbare Mikroben einen wichtigen Beitrag dazu leisten können, die Landwirtschaft nachhaltiger zu machen und damit einen echten Impact zu erzielen.

Hendrik-Jan Boer
Boer ist seit über als 20 Jahren als Fondsmanager tätig, seit 15 Jahren liegt sein Fokus auf nachhaltigen Anlagen. Er besitzt einen Master in Ökonomie der Erasmus-Universität Rotterdam. NN Investment Partners (NN IP) ist ein weltweit tätiger Assetmanager und Teil der NN Group, die wiederum mit rund 260 Milliarden Euro verwalteten Assets under Management der größte niederländische Lebensversicherer ist.