Neues Jahr, neues Glück: Am 1. Januar übernimmt der bisherige Finanzvorstand Carsten Knobel die Regie bei Henkel, nach 35 Jahren tritt Hans Van Bylen ab. Die Staffelübergabe dürfte zwar reibungslos verlaufen, allerdings wartet auf Knobel viel Arbeit. Innerhalb eines Jahres meldete der Konzern drei Gewinnwarnungen, zuletzt Mitte Dezember. Demnach wird der operative Gewinn 2020 bereinigt nur bei 15 Prozent vom Umsatz liegen, 2019 werden 16,2 Prozent erwartet. Zur Einordnung: 2017 und 2018 lag dieser Wert bei mehr als 17 Prozent.

Rund läuft es nur im Traditionsbereich Wasch- und Reinigungsmittel. Hingegen leidet der Konzern unter dem Abschwung bei wichtigen Kunden seiner Klebstoffsparte - eine Trendwende zeichnet sich hier vorerst nicht ab. Auch im Segment Kosmetika/Haarpflege war der Umsatz zuletzt rückläufig. Mit der erneuten Gewinnwarnung dürfte nun aber der zu erwartende weitere Ergebnisrückgang ausreichend antizipiert sein. Der Blick geht nun nach vorn: Mit höheren Ausgaben für Marketing, Werbung sowie Digitalisierung und IT will Henkel eine nachhaltig langfristige Stärkung der Geschäfte erreichen. Zudem muss der neue Chef eine wichtige Entscheidung treffen: Coty hat die in der Vergangenheit von Henkel begehrte Marke Wella wieder zum Verkauf gestellt. Geld ist durchaus vorhanden, in den ersten neun Monaten erwirtschaftete der Konzern einen freien Cash-Flow von 1,8 Mrd. Euro.

Extra-Schub dank Comeback-Strategie


Fundamental betrachtet dürfte somit viel negatives eingepreist sein. Dies spiegelt sich auch in der Performance wider: Neben Lufthansa und Wirecard zählt die Aktie von Henkel zu den schwächsten Papieren im DAX. Und genau hier setzt die Januar-Comeback-Strategie an.

Auswertungen des Börsenstatistik-Magazins Index Radar zeigen, dass die Verlierer des alten Jahres zum Auftakt häufig einen Turnaround zeigen. Anleger, die zum Jahreswechsel 2018/2019 die zehn schwächsten Titel aus dem DAX kauften und Ende Januar verkauften, erzielten ein Plus von gut elf Prozent - der Gesamtmarkt legte nur um knapp sechs Prozent zu. In den zurückliegenden zehn Jahren erzielte ein Depot aus den zehn Flops des Vorjahres bis Ende Januar acht Mal eine bessere Performance als der DAX.

Gut abgesichert


Als drittschwächste Aktie ist Henkel aber nicht nur aufgrund der Januar-Comeback-Strategie interessant. Auch die technische Ausgangslage eröffnet Chancen: Mit Kursen um 92 Euro steht der Wert dicht über einer Nachkaufzone, die sich von 88 bis 90 Euro erstreckt. Hier treffen eine horizontale Wendezone, der seit Juni bestehende Aufwärtstrend sowie die 200-Tage-Linie (violett) als stabilisierende Faktoren zusammen. Der Spielraum für eine Gegenbewegung reicht zunächst bis 95 Euro, während der Verkaufsbereich um 97 Euro ein gutes Ziel für ein Comeback im Januar darstellen könnte. Mit einem Bull-Papier der Citi können Trader verstärkt auch von kleineren Erholungen profitieren. Die WKN CP5QPN bietet einen Hebel von 5,5, die Knock out-Schwelle liegt bei 78,73 Euro.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse.

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