DAS IST LOS BEI HENKEL:

Der Persil-Hersteller ist im dritten Quartal organisch auf den Wachstumspfad zurückgekehrt. Waren im zweiten Quartal die Erlöse auf dieser Basis noch um mehr als 9 Prozent gefallen, stiegen sie in den Monaten Juli bis September bereinigt um Wechselkurseffekte sowie Zu- und Verkäufe nach vorläufigen Zahlen um 3,9 Prozent auf rund 5 Milliarden Euro.

Dabei trugen alle Bereiche bei. So hatte die größte Sparte des Konzerns, das Klebstoffgeschäft, in der Krise zunächst stark unter dem Rückgang der Industrie- und Automobilproduktion gelitten. Henkel zufolge erholte sich die Sparte im Vergleich zum Vorquartal. Auch das Kosmetikgeschäft mit Marken wie Schwarzkopf und Fa zog an. Zuvor hatte die wochenlange Schließung vieler Friseursalons bei Henkel auf die Erlöse gedrückt. Weiterhin gut lief das Geschäft mit Wasch- und Reinigungsmitteln. Die ausführlichen Umsatzzahlen will Henkel am 10. November vorlegen.

Auch traut sich das Management nun wieder eine Prognose zu. Henkel erwartet einen organischen Umsatzrückgang von bis zu zwei Prozent. Im vergangenen Jahr hatte der Konzern Erlöse von 20,1 Milliarden Euro erzielt und für 2020 ursprünglich ein Plus von bis zu zwei Prozent erwartet - den Ausblick dann aber im April wegen der Corona-Krise kassiert.

Von den Erlösen sollen nun 13 bis 13,5 Prozent als bereinigter Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) hängen bleiben. Im vergangenen Jahr hatte die Marge noch 16 Prozent erreicht. Für 2020 hatte der Vorstand vor der Corona-Krise wegen höherer Investitionen rund 15 Prozent im Auge gehabt.

Auch beim bereinigten Gewinn je Vorzugsaktie hatte die Henkel-Führung in diesem Jahr von Anfang an mit einem Rückgang gerechnet. Allerdings sollte dieser bei konstanten Wechselkursen unter 10 Prozent bleiben. Jetzt geht das Management von einem Einbruch um 18 bis 22 Prozent aus. Konzernchef Knobel erwartet, dass sich die Pandemie auch im vierten Quartal auf das Geschäft auswirken wird.

Bei seinen Anfang Oktober verkündeten neuen Jahreszielen ging der Manager zudem davon aus, dass es in den für Henkel wichtigen Regionen zu keinen weitreichenden Lockdowns mehr kommt. Inzwischen steigen die Infektionszahlen wieder stark, mehrere Länder haben ihre Beschränkungen wieder verschärft.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Die jüngste Entwicklung bei Henkel kam bei Analysten gut an. Vorsicht bleibt jedoch geboten. So habe das dritte Quartal die Erwartungen übertroffen, notierte Jefferies-Analystin Molly Wylenzek. Die Frage bleibe, wie nachhaltig die Verbesserungen seien.

Der Konsumgüterkonzern scheine wieder zurück in die Spur gefunden zu haben, lobte Analyst Christian Faitz von Kepler Chevreux. Er erhöhte seine Prognose für das operative Ergebnis. Zu Vorsicht mahnte dabei die US-Investmentbank Bank of America. Analystin Eva Quiroga verwies dabei auf die begrenzte Transparenz einer Erholung der Klebstoffsparte. Auch Berenberg-Analyst Fulvio Cazzol ist zurückhaltend, was die weitere Entwicklung angeht. So fürchtet er, dass sich im vierten Quartal das Wachstum verlangsamen könnte.

Insgesamt herrscht bei den Experten keine Euphorie. Die im dpa-AFX Analyser zusammengefassten Analysten, die das Papier seit August im Blick haben, empfehlen mehrheitlich, es zu halten. Zur Verkaufen-Fraktion gehört unterdessen UBS-Experte Guillaume Delmas. Er hat weiter strukturelle Bedenken, auch wenn das dritte Quartal auch seiner Ansicht nach besser als gedacht ausgefallen ist.

Aktuell ist von den im dpa-AFX Analyser erfassten Experten das Analysehaus RBC und ihrem Kaufen-Urteil mit einem Kursziel von 104 Euro am optimistischsten. UBS auf der Verkäuferseite hat dagegen ein Kursziel von 80 Euro ausgegeben. Das durchschnittliche Kursziel der Analysten, die sich nach der neuen Prognose Anfang Oktober zu Wort gemeldet haben, liegt bei etwas mehr als 90 Euro und damit etwas über dem aktuellen Niveau.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Die im Dax notierte Henkel-Vorzugsaktie ist wie andere Konsumgütertitel auch durch die Corona-Krise schwer gebeutelt worden. Hatte die Aktie Anfang Februar noch bei mehr als 96 Euro notiert, rutschte sie bis Mitte März auf ein Tief von etwas über 62 Euro ab - so wenig hatte das Papier seit Anfang 2013 nicht mehr gekostet. Seitdem erholte sich der Kurs und schaffte es bis Mitte September, die Verluste aus dem Corona-Crash wieder weitgehend wettzumachen.

Nach den neuen Jahresprognosen stieg die Aktie Anfang Oktober kurzfristig auf den höchsten Stand seit acht Monaten, gab danach aber wieder Gewinne ab. Derzeit steht die Vorzugsaktie bei knapp 89 Euro. Das Papier gab damit im laufenden Jahr vier Prozent nach und damit immerhin etwas weniger als der Dax, der seit Ende 2019 fünf Prozent nachgab.

In den vergangenen Jahren hatten es die Henkel-Aktionäre aber nicht leicht. Nachdem der Kurs der Vorzugsaktie von weniger als 20 Euro Anfang 2009 bis Mitte 2017 bis auf das das Rekordhoch von knapp 130 Euro gestiegen war, ging es - unter teils heftigen Schwankungen - sukzessive abwärts.

Anleger zeigten sich enttäuscht von der zunehmenden Wachstumsschwäche des Konzerns. Investitionen, die das Wachstum ankurbeln sollten, zahlten sich nicht in dem raschen Maße aus wie erhofft und drückten zudem auf die Profitabilität. Trotz der jüngsten Verluste steht bei der Vorzugsaktie in den vergangenen zehn Jahren aber immer noch ein Plus von 110 Prozent auf dem Kurszettel.

Henkel ist derzeit an der Börse rund 37 Milliarden Euro wert und damit deutlich mehr als der Konkurrent Beiersdorf, der auf knapp 24 Milliarden Euro kommt. An den Wert der europäischen Rivalen Unilever (136 Mrd Euro) oder Reckitt Benckiser (55 Mrd Euro) kommen die Düsseldorfer aber nicht ran.

Das Kapital von Henkel ist in 178 Millionen Vorzugsaktien und knapp 260 Millionen Stammpapiere, die zu knapp 62 Prozent der Familie Henkel gehören. Das Paket der Familie ist derzeit rund 13 Milliarden Euro wert.

dpa-AFX