Eine spannende Konstellation ergibt sich im Moment bei Bilfinger - für kurzfristige Trader, aber auch für langfristig ausgerichtete Anleger. Von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Der Industriedienstleister hatte 2021 aus dem Verkauf der Facility-Managementfirma Apleona noch eine Nachzahlung von rund 450 Millionen Euro erhalten. Damit wurden Schulden abgebaut, ein Teil fließt nun in eine üppige Dividende. Stimmt die Hauptversammlung am 11. Mai zu, erhalten Anleger eine Dividende von 4,75 Euro. Zur Grunddividende von einem Euro kommt der Apleona-Bonus von 3,75 Euro. Und hier gibt es eine Trading-Chance. Bei einer Dividendenrendite von mehr als 13 Prozent ist davon auszugehen, dass der Kurs bis zum Ausschüttungstermin am unteren Ende sehr gut unterstützt sein sollte und noch einiges gewinnen kann, wenn die Dividendenjäger auf die Pirsch gehen.

Noch mehr könnte mittelfristig drin sein. Wenn eine Aktie mit außergewöhnlich hoher Rendite gehandelt wird, ist die Einstufung der Investoren eindeutig. Sie gehen davon aus, dass danach wieder Normalkost folgen wird: Dividendenabschlag weg, das war es dann. Das ist möglicherweise eine etwas voreilige Einschätzung. Denn es gibt noch eine bislang versteckte Dividende. Bilfinger wird sich nämlich auf der Hauptversammlung noch einen Aktienrückkauf in Höhe von 100 Millionen Euro genehmigen lassen. Auch diese Mittel stammen aus der zweiten Tranche des Apleona-Verkaufs. Gemessen am aktuellen Kurs entspricht dieser Rückkauf einem Anteil von sieben Prozent am Börsenwert. Damit wird das Unternehmen zusammen mit der normalen Dividende bis Mitte 2023 wieder fast zehn Prozent des eigenen Werts an die Aktionäre zurückzahlen. Neben der Kapitalrückzahlung gibt es weitere Argumente für eine Neubewertung des Unternehmens. Bilfinger ist schlank aufgestellt, hat keine Schulden und sollte mit seinem Schwerpunkt in der Energiewirtschaft von der beginnenden Abnabelung von russischen Rohstoffen profitieren können.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.