Diese Meldung ist Balsam für die Seele von Investoren. Wenn schon der größte Aktionär seinen Anteil ausbaut, was kann denn da noch schiefgehen? Delivery Hero liefert im Moment das, was Investoren suchen. Die Wachstumsraten sind hoch: In den ersten sechs Monaten 2021 etwa stiegen die Umsatzerlöse um 138 Prozent. Ein großer Anteil des Wachstums ist allerdings auf Zukäufe zurückzuführen, etwa dem Erwerb des koreanischen Lieferdienstes Woowa Brothers für 5,7 Milliarden Euro. Lieferdienst-Monopoly gehört zum Geschäftsmodell. Delivery Hero hat 2021 unter anderem auch die Beteiligung am spanischen Wettbewerber Glovo Group auf 37,5 Prozent erhöht. Zudem wurde bekannt, dass man sich am Lieferdienst Gorillas in einer ersten Runde mit 200 Millionen Euro beteiligen will.

Das alles ist nicht frei von Widersprüchen. Mit Foodpanda ist Delivery Hero wieder auf dem deutschen Markt aktiv - die Firma soll mit Gorillas konkurrieren. Und Glovo kauft Delivery Hero die Töchter in Südosteuropa ab mit dem Geld, das der Verkäufer eingezahlt hat. Bei dem Hin und Her wird ausgeblendet, dass Delivery Hero nicht mal auf der Ebene des Betriebsergebnisses Geld verdient. Unterm Strich gingen in den ersten sechs Monaten über 900 Millionen Euro verloren. Offensichtlich besteht die Hoffnung, dass der Hebel irgendwann einfach umgelegt werden kann und ordentliche Margen folgen. Doch diese Einschätzung könnte sich als zu optimistisch erweisen. Der Markt hat geringe Eintrittsbarrieren. Das heißt, dass die Margen möglicherweise das erwartete Niveau in absehbarer Zeit nicht erreichen werden. Dafür ist die Börsenprämie hoch. Würde man etwa das ganze Geschäft mit der höchsten Marge des besten Bereichs und einem rationalen Multiplikator bewerten, käme man auf einen Börsenwert von etwa 15 Milliarden Euro. Das Unternehmen ist aber schon das Doppelte wert.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.