Auf den ersten Blick ohne Notwendigkeit plant der Windkraftprojektierer, der zunehmend auch Windparks in eigener Rechnung betreibt, eine Satzungsänderung. Der Aufsichtsrat soll von sechs auf sieben Mitglieder erweitert werden. Der Hintergrund: Dieser Tage läuft die Investmentvereinbarung zwischen Morgan Stanley Infrastructure Partners und dem Management aus. Die Beteiligungsfirma hatte beim Übernahmeversuch 2019/20 nicht mal 40 Prozent der Stimmen erreichen können. In der Vereinbarung war dann der Einfluss auf zwei Mandate im Aufsichtsrat begrenzt. Nun soll das zusätzliche Mandat mit einem eigenen Mann, nämlich mit Marc van’t Noordende, besetzt werden. Für eine Satzungsänderung ist allerdings eine Dreiviertelmehrheit der auf der HV anwesenden Stimmen nötig. Sich für die virtuelle Versammlung zu registrieren, ist einfach. Die Aktionäre haben so die Möglichkeit, die Satzungsänderung zu blockieren.

Wenn die Beteiligungsfirma nämlich ihren Einfluss auf die Organe ausweitet, besteht die Gefahr, dass die Aktionäre um ihren Lohn gebracht werden: Es droht ein Delisting. Bei einem Delisting muss nur der Durchschnittskurs der Aktie der vergangenen drei Monate gezahlt werden. Und der liegt im Moment noch unter zehn Euro und laut Meinung von Branchenkennern weit unter dem Wert des Kraftwerkparks und der Projekte, die sich bei einem öffentlichen Verkauf wohl eher Richtung 20 Euro orientieren könnten. Durch den Anstieg der Preise für Strom und für CO2 hat sich der innere Wert von PNE dramatisch erhöht. Wenn ein Windrad einmal mit einem Strompreis von fünf Cent kalkuliert wurde, erhöht sich der Barwert um ein Vielfaches beim Strompreis von zehn oder 15 Cent. So sollten es die Anteilseigner dem Großaktionär nicht zu leicht machen, den Rahm nur für sich abzuschöpfen.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.