Die Beteiligungsfirmen Rocket Internet und United Internet haben ihre Überkreuzbeteiligungen durch gegenseitigen Aktienrückkauf beendet. Beide würden getrennte Wege gehen, schreibt die "Börsen-Zeitung". Durchaus möglich. Es gibt allerdings noch aktive ­Berührungspunkte. Rocket Internet war ­vergangenen Oktober bei Tele Columbus ­eingestiegen, hat 12,3 Prozent der Aktien ­gekauft und will weiter zukaufen, wie es ­damals hieß. Wie kam das Unternehmen, das eigentlich Frühphasen-Investments eingehen will, auf diese Idee? Sicherlich könnte es daran gelegen haben, dass United Internet am Kabelkonzern mit 29,7 Prozent beteiligt ist. Und die Gemeinsamkeiten setzen sich fort.

Die Aktien beider Konzerne handeln weit unter den Bestwerten. Aber aus komplementären Gründen. Werden die notierten Beteiligungen und die besicherten Ausleihungen eingerechnet, ist Rocket Internet mit einer Liquidität von mehr als drei Milliarden Euro überkapitalisiert. Das ursprüngliche Geschäftsmodell benötigt höchstens 500 Millionen Euro. Die Investoren verbuchen den Rest als totes Geld.

Bei United Internet hingegen wird befürchtet, dass man sich durch die Ersteigerung einer 5G-Mobilfunklizenz übernommen haben könnte. Ein Zusammenschluss könnte diese Defizite mit einem Schlag beseitigen. Rockets Geld würde gewinnbringend arbeiten, und der Aufbau einer neuen Mobilfunkmacht in Deutschland wäre finanziert. Wenig beachtet wird dabei, dass die handelnden Personen ihren relativen Einfluss ausgebaut haben. ­Rocket Internet zog die zurückgekauften ­Aktien ein. Deshalb wächst der Anteil der ­Familie um Firmengründer Oliver Samwer am Grundkapital.

Ein ähnlicher Effekt entsteht, wenn United Internet die zurückgekauften Aktien einzieht. Dann steigt der Anteil von Firmengründer Ralph Dommermuth. Heißt: Sollten beide Firmen einen Zusammenschluss planen, wäre der direkte Einfluss beider Gründer am neuen Konzern höher als vor der Entflechtung.

Unser Kolumnist Jörg Lang beschäftigt sich seit 1988 mit dem Thema Aktien.