Unter dem Eindruck der Corona-Krise haben DAX-Konzerne schon vor dem Start in die Berichtssaison ihre Prognosen kassiert. VW etwa zog seinen Jahresausblick komplett zurück und rechnet nur noch mit einem Gewinn im Auftaktquartal von 0,9 (Vorjahrsequartal: 4,8) Milliarden Euro. Auch der Kunststoffhersteller Covestro erwartet ein deutlich geringeres Ergebnis und verschärfte gleichzeitig den Sparkurs.

Der Softwarekonzern SAP, der am kommenden Dienstag den Zahlenreigen im DAX eröffnen wird, hatte seine Jahresprognose bereits vor Ostern gekappt. Angesichts der zugespitzten Lage haben Analysten ihre kumulierten 2020er-Gewinnschätzungen für den Leitindex bereits deutlich nach unten korrigiert. Laut Donner & Reuschel-Chefvolkswirt Carsten Mumm fielen die Gewinnerwartungen von 932 Indexpunkten zu Jahresbeginn um über 17 Prozent auf derzeit 769 Indexpunkte.

Die Gewinnschmelze dürfte weitergehen. "Aus heutiger Sicht sind weitere Revisionen um etwa zehn Prozent wohl noch zu optimistisch", erläutert Mumm. Nur für zwei DAX-Unternehmen, Deutsche Börse und Vonovia, wurden die Gewinnerwartungen zuletzt leicht angehoben. In den USA läuft die Berichtssaison bereits seit Dienstag. Die großen US-Banken, die 2019 noch mit Rekordgewinnen glänzten, bereiten sich auf eine schwere Rezession vor. Wegen des Wirtschaftsstillstands, der stark gefallenen Ölpreise und Millionen Arbeitsloser stellten Bank of America, Citi, Goldman Sachs, JP Morgan und Wells Fargo Milliarden für faule Kredite zurück. Die Gewinne brachen ein, die Aktien gingen auf Talfahrt.

Jahrelang konnten die US-Banken dank Steuersenkungen und höherer Zinsen in den USA ein Rekordquartal nach dem anderen einfahren. Doch nun beginnt sich der Konjunkturrückgang in den Bankbilanzen niederzuschlagen - im zweiten Quartal könnte es bei anhaltender Krise sogar Verluste geben. Ein Lichtblick für die Wall-Street-Häuser ist lediglich der Handel mit Wertpapieren, der wegen der massiven Verwerfungen an den Börsen florierte. So konnte Citigroup gegen den Trend die Konzernerträge im ersten Quartal sogar um zwölf Prozent steigern.

Welche Wirkung die Zwischenberichte der DAX-Unternehmen auf die Kurse haben, dürfte laut Donner & Reuschel-Experte Mumm vor allem von den Ausblicken der Konzerne auf die weitere Geschäftsentwicklung abhängen. Diese seien aber geprägt vom Verlauf der Pandemie und den Ausstiegsstrategien aus den Beschränkungen. Die Unternehmen müssten mit verschiedenen Szenarien planen, "entsprechend vage dürften die Formulierungen und Prognosen ausfallen".