Günstig bewertet oder spottbillig wurde die BASF-Aktie inzwischen immer häufiger genannt. Doch ist diese Bewertung auch mit einigem Risiko verbunden. Lohnt es sich, hier jetzt einzusteigen oder sollten Anleger die Füße stillhalten? Von Johann Werther

Das Geschäftsmodell von BASF

Zu BASF muss nicht sehr viel gesagt werden. Das Unternehmen ist nicht nur ein Wahrzeichen deutscher Industrie, sondern vor allem ein weltweit führender Produzent in der Chemieindustrie. Das Unternehmen verfügt dank verschiedener Tochtergesellschaften über 380 Produktionsstandorte in über 80 Ländern, mit dem Herz am Rheinufer in Ludwigshafen.

Kriterienanalyse der BASF-Aktie

Doch egal wie gut ein Geschäft sein kann, am Ende sind für Aktionäre die Zahlen entscheidend. Deswegen hier ein Blick auf die Kriterienanalyse:

Performance

Zwar sind vergangene Entwicklungen niemals ein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen, allerdings bedeutet eine gute Performance am Ende auch oft erfolgreiches Management. In diesem Fall kann das nur bedingt gesagt werden. Klammern wir den Kursverfall seit Anfang des Jahres aus, so steht hier immer noch ein kräftiges Kursminus von etwa 30 Prozent seit 2017.

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Kontinuität & Steigerung der Dividende

Aktuell beträgt die erwartete Dividendenrendite der Aktie 8,03 Prozent. Immerhin diese zahlt das Unternehmen schon seit Ewigkeiten an Aktionäre und war in den letzten Jahren fast der alleinige Grund diese Aktie weiter zu halten. Allerdings stellt sich natürlich auch bei der Dividende die Frage, ob diese noch weiter existiert, wenn sich die Risiken rund um den Gasausfall materialisieren.

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Streubesitz

Ein Punkt auf den Aktionäre nur zu selten achten ist der Streubesitz. Wenn zum Beispiel unter 50 Prozent der Aktien dem Freefloat angehören, kann dies das Risiko von Übernahmen und Squeeze-outs erhöhen. Bei BASF ist der Streubesitz mit 88,5 Prozent allerdings vollkommen in Ordnung.

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Bewertung

Mit einem KGV von 7,3 ist BASF natürlich aktuell mehr als spottbillig bewertet und immer mehr Anlegern juckt es in den Fingern. Aber auch hier gilt, dass diese Bewertung eben auf Grundlage der Risiken getroffen wurde und dies nicht mehr ein Ausdruck des operativen Geschäfts ist.

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Newslage

Die Newslage hingegen zu bewerten fällt schwer, da dies wohl eher die Aufgabe eines Diplomaten oder Politikexperten wäre. Allerdings waren die Quartalszahlen des Chemieunternehmens nicht den Erwartungen entsprechend und nun probt auch die Gewerkschaft den Aufstand gegen an sich vernünftige Sparmaßnahmen.

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Zukunft des Geschäftsmodells

Und genau hier liegt eigentlich die alles entscheidende Frage – überleben die Maschinen von BASF den Winter oder nicht. Wenn ja, dürfte sich die Aktie zumindest teilweise erholen, aber noch keinesfalls auf Vorkriegs-Niveau, wie viele Anleger aktuell denken. Wenn nein, dann gehen in Ludwigshafen vermutlich für immer die Lichter aus. Dazu kommt eine Gewerkschaft, die dem Unternehmen in seiner vermutlich schwersten Phase in den Rücken fällt.

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Fazit

Damit erreicht die BASF-Aktie in unserem Ranking 3 von 10 Punkten. Sicherlich handelt es sich hier eigentlich um ein absolut solides Unternehmen, welches in einer normalen Phase auch den Status als interessanter Hochdividendenwert verdient hätte, doch die Zeiten haben sich wandelt. Viele Schnäppchenjäger kaufen aktuell einige BASF-Aktien in der Hoffnung einer hohen Dividende und Kurssprüngen nach dem Winter. Allerdings ist dieser Trade aus Chance-Risiko Geschichtspunkten nicht ideal.

Fällt das Gas aus, ist nicht nur die Dividende, sondern vermutlich auch der halbe Kurs weg, da die Rückstellungen für den Wiederaufbau das Unternehmen (sollte es überhaupt überleben) über Jahre belasten werden. Bleibt das Gas aber stabil, wird es einen vorsichtigen Anstieg aus Angst vor dem nächsten Winter geben. Dieser wird aber kaum 30, 40 oder gar 50 Prozent betragen, sodass das Chance-Risiko-Verhältnis hier eindeutig gegen den Anleger spricht.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF