In der Hoffnung auf eine baldige Lösung für die griechische Schuldenkrise sind Anleger am Donnerstag erneut in die europäischen Aktienmärkte eingestiegen. Einem EU-Insider zufolge könnte sich das hoch verschuldete Land bald mit seinen Gläubigern auf die Bedingungen für weitere Finanzhilfen einigen. "Es entsteht der Eindruck, dass die Dinge endlich in Bewegung kommen", sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. "Eine Einigung erscheint nun wahrscheinlicher als noch vor einigen Tagen."

Dax und EuroStoxx50 gewannen daraufhin jeweils rund 1,5 Prozent auf 11.429 und 3576 Punkte. Der Athener Leitindex stieg um acht Prozent und der griechische Bankenindex sogar um knapp 17 Prozent. Sie profitierten zusätzlich von der am Vorabend bekannt gewordenen Aufstockung der Notenbank-Notfallkredite für die heimischen Geldinstitute.

Staatsanleihen waren am Donnerstag ebenfalls wieder gefragt. Dies drückte die Rendite der zweijährigen griechischen Titel um mehr als einen vollen Prozentpunkt auf 25,292 Prozent. Spanische, italienische und deutsche Bonds rentierten ebenfalls niedriger. Im Gegenzug stieg der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, um 134 Ticks auf 150,32 Punkte.

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US-ZINSWENDE IM SEPTEMBER, OKTOBER, NOVEMBER ODER DEZEMBER?



Am Devisenmarkt stand die Geldpolitik der Notenbank Fed im Mittelpunkt des Interesses. Wegen der Spekulationen auf eine nahende Zinserhöhung in den USA verbilligte sich der Euro um rund einen US-Cent auf 1,1231 Dollar. Überraschend starke US-Konjunkturdaten erhöhten am Nachmittag den Verkaufsdruck auf die Gemeinschaftswährung. Sie rutschte kurzzeitig unter die Marke von 1,12 Dollar.

Die US-Einzelhandelsumsätze stiegen im Mai um 1,2 Prozent. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Plus von 1,1 Prozent gerechnet. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft. Zudem übertraf der Anstieg der Importpreise mit 1,3 Prozent die Prognose von 0,8 Prozent.

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STAAT REDUZIERT ANTEIL AN ROYAL MAIL UND RBS



Durch den Teilausstieg des britischen Staates rückte bei den Einzelwerten Royal Mail ins Rampenlicht. Das Königreich will sich langfristig auch von seinem restlichen Anteil von 15 Prozent trennen. Die Aktien von Royal Mail verloren 3,6 Prozent auf 497,9 Pence und waren damit Schlusslicht im Londoner Auswahlindex FTSE.

Die Royal Bank of Scotland (RBS) will Großbritannien ebenfalls privatisieren. Die Aktien des Geldhauses, das während der Finanzkrise gerettet werden musste, stiegen um 2,3 Prozent. Der Staat werde zwar einen Verlust machen, sagte Aktienhändler Mark Priest vom Brokerhaus ETX Capital. "Aber dadurch können sie einen Schlussstrich ziehen."

Am deutschen Aktienmarkt sorgte das starke Börsendebüt von Siltronic für Aufsehen. Die Aktien des Anbieters von Siliziumscheiben zur Chip-Herstellung stiegen um zwölf Prozent auf 33,56 Euro. Der Ausgabepreis lag mit 30 Euro allerdings am unteren Ende der bis 38 Euro reichenden Angebotsspanne. Die Titel der Siltronic-Mutter Wacker Chemie notierten kaum verändert bei 102,30 Euro.

Reuters