So hat jetzt der lange Zeit als Favorit geltende Ford-Chef Alan Mulally einen Rückzieher gemacht. Der Sanierungsexperte erklärte, dem Autobauer treu bleiben zu wollen. Zuvor hatte bereits der Qualcomm-Manager und baldige Chef des Chip-Herstellers, Steve Mollenkopf, abgelehnt. Im Rennen sind Insidern zufolge weiterhin der frühere Nokia -Chef Stephen Elop, dessen Chancen nun steigen, und interne Kandidaten wie Satya Nadella und Tony Bates. Ballmer hatte im August erklärt, sich nach 13 Jahren an der Spitze von Microsoft innerhalb von zwölf Monaten zurückziehen zu wollen.

Der US-Konzern befindet sich mitten im Umbau, der allerdings nur schleppend vorangeht. Während das Betriebssystem Windows auf herkömmlichen Computern noch dauerpräsent ist, ist die Software auf den boomenden Tablets und Smartphones kaum zu finden. Das im Juli ausgerufene Ziel ist es, Microsoft zum Marktführer für mobile Geräte und IT-Dienstleistungen zu machen. Die Aufholjagd setzte Ballmer mit der milliardenschweren Übernahme der Nokia-Handysparte bereits in Gang, auf seinen Nachfolger wartet aber noch ein großes Stück Arbeit.

Die Unsicherheit darüber, wer künftig den Konzern mit seinen fast 100.000 Mitarbeitern führen wird, belastet auch die Aktie. Die Anteilsscheine gingen am Dienstag mit einem Minus von 1,1 Prozent aus dem Handel.

NEUER FAVORIT: EX-NOKIA-CHEF ELOP

Microsoft selbst hat sich bisher zu der Suche eines Thronfolgers und den in der Öffentlichkeit gehandelten Namen nicht geäußert. Ein vierköpfiges Komitee, dem auch Mitgründer und Chairman Bill Gates angehört, ist mit dieser Arbeit beauftragt. Die Absage Mulallys dürfte das Vorhaben, möglichst bald einen Nachfolger zu finden, torpedieren. Der 68-Jährige sagte der Agentur Associated Press, er wolle mit seinem Bekenntnis zu Ford die Spekulationen um seine Person beenden. "Ihr müsst Euch keine Gedanken machen, dass ich gehe." Insidern zufolge umfasst Microsofts Kandidaten-Liste nun noch "rund eine Handvoll" Personen, darunter eine oder mehrere, die nicht aus der Tech-Branche kommen.

Als aussichtsreichster Aspirant gilt nun Elop. Doch er ist nicht unumstritten. Schließlich vollzog der einstige Handy-Branchenprimus Nokia unter seiner Leitung eine beispiellose Talfahrt, die letztlich zum Verkauf der Handysparte an Microsoft führte. Ob Elop also der Richtige ist, um Microsoft im Zeitalter von Smartphones und Tablets auf Erfolg zu trimmen, gilt als fraglich. Zunächst muss der Software-Gigant, der im Sommer-Quartal mit einem Gewinn von 5,2 Milliarden Dollar und einem Rekordumsatz von 18,5 Milliarden auftrumpfte, entscheiden, ob grundsätzlich ein erfahrener Manager oder ein Technologie-Experte als Chef bevorzugt wird.

Die anderen namentlich bekannten Kandidaten Nadella und Bates sind bisher in der Öffentlichkeit nur wenig in Erscheinung getreten. Nadella ist bereits seit 21 Jahren im Unternehmen und ein Experte für die Auslagerung von Daten ins Internet. Bates war Chef des von Microsoft übernommenen Online-Telefondienstes Skype und ist derzeit für die Strategie des Software-Konzerns zuständig.

Reuters