Erster Börsengang des Jahres in Frankfurt. Aktie rutscht unter Ausgabepreis von 18,50 Euro

Die Aktie des Webdienstleisters Ionos ist als erster Börsengang des Jahres an der Frankfurter Börse gestartet. Der erste Kurs lag mit 18,40 Euro unter dem Emissionskurs von 18,50 Euro. Im Handelsverlauf gab er weiter nach auf bis zu 17,70 Euro. Die United-Internet-Tochter hatte die insgesamt gut 24 Millionen Anteilsscheine zuvor am unteren Ende der bis 22,50 Euro reichenden Spanne zugeteilt. Der Emissionserlös liegt  bei 447 Millionen Euro. Ionos kommt damit auf einen Börsenwert von knapp 2,6 Milliarden Euro - deutlich unter den Erwartungen.


2023 bislang 77 Börsengänge weltweit

Der erste Börsengang des Jahres in Frankfurt fällt damit glanzlos aus. Ionos-Chef Achim Weiß, der zum Auftakt im Börsensaal die Glocke läutete, zeigte sich zuversichtlich, dass die Aktie ihr Potenzial noch ausschöpft. Ionos ist nicht nur der erste Börsengang in Frankfurt. Nach einer Studie der Unternehmensberatung EY der bislang größte Börsengang des Jahres 2023 weltweit, das allerdings bei den sogenannten Initial Public Offerings (IPO) deutlich hinter dem Vorjahr zurückbleibt.

Demnach seien bislang bei 77 Börsengängen im Januar dieses Jahres insgesamt nur 2,55 Milliarden US-Dollar erlöst worden. Zum Vergleich: Im Januar 2022 – also vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine – hätten 98 Börsengänge insgesamt 31,91 Milliarden US-Dollar erlöst. Die Zahl der Börsengänge sei also gegenüber dem Vorjahresmonat um 21 Prozent, das Emissionsvolumen um 92 Prozent gesunken, heißt es bei EY.

Die Nummer zwei und drei unter den bislang größten Börsengängen des Jahres fanden demnach in China statt, mit Emissionsvolumen zwischen 300 und 400 Millionen Dollar.

Noch kein "Eisbrecher" - Einschätzung zur Aktie

Ionos wiederum hatte zunächst Hoffnungen geweckt, dass der Börsengang auch Bewegung in den deutschen Markt für Börsengänge (Initial Public Offerings, IPO) bringen könnte – als „Eisbrecher“ für weitere Kandidaten wie den Spezialglashersteller Schott Pharma, die Thyssenkrupp-Wasserstofftochter Nucera und das Jobportal Stepstone von Springer. Doch zumindest als Eisbrecher taugt Ionos bislang nicht.

Das Webdienstleistungs- und Cloudunternehmen ist eine Tochter des Mobilfunk- und Internetkonzerns United Internet (75,1 Prozent) und des Finanzinvestors Warburg Pincus (24,9), die im Zuge der Transaktion jeweils Anteile abgeben. Der Streubesitz soll nach dem IPO zunächst bei 17 Prozent liegen.

Einschätzung der Redaktion: Trotz des verhaltenen Auftakts hat Ionos ein durchaus vielversprechendes Geschäftsmodell mit führender Marktposition, einem hohen Anteil wiederkehrender Erträge und hohen Margen. Auch gemessen am Börsenwert von Wettbewerbern wie dem US-Unternehmen Godaddy könnte die Ionos-Aktie deutliches Kurspotenzial aufweisen. Kritiker bemängeln allerdings die Eigentümer- und Kapitalstruktur. Vor allem die Dominanz des Großaktionärs United Internet und der geringe Streubesitz von zunächst 17 Prozent sind  Belastungsfaktoren. Hinzu kommt, dass gerade Technologiebörsengänge hierzulande zuletzt auf ein zurückhaltendes Echo stießen, wie die Beispiele Teamviewer und Suse gezeigt haben. Die Redaktion von BÖRSE ONLINE schätzt die Ionos-Aktie dennoch grundsätzlich als aussichtsreich ein.