Gelangweilte Kinder fordern Programm, auf dem Herd kocht der Topf über, und gleichzeitig warten die Kollegen im virtuellen Konferenzraum - diese oder ähnliche Situationen spielen sich derzeit in vielen Familien ab. Die Corona-Pandemie zwingt Millionen Beschäftigte zum Homeoffice. Nur die wenigsten haben Erfahrung mit dieser Arbeitsweise. In Deutschland gingen 2018 gerade einmal fünf Prozent der Beschäftigten ihren Aufgaben von zu Hause nach (siehe "Auf einen Blick"). Erst die aktuelle Krise hat bei Angestellten und Unternehmen zu einem kollektiven Umdenken geführt.

Neben den skizzierten Herausforderungen fordert die Heimarbeit eine adäquate Infrastruktur. Grundvoraussetzung ist ein stabiler und leistungsfähiger Internetanschluss. Obwohl der Verkehr im World Wide Web massiv zugenommen hat, verspricht der Betreiber des weltgrößten Knotens, DE-CIX, stabile Bandbreiten (siehe "Auf einen Blick"). Alleingesellschafter ist bei diesem wichtigen Dienstleister der Verband der Internetwirtschaft Eco.

An der Börse tummeln sich einige Unternehmen, die vom Homeoffice-Boom profitieren. Neben Softwarehäusern zählen Hardwarehersteller zu den gerade schwer angesagten "Working from home"-Aktien.

Aus der erstgenannten Gruppe kommt Teamviewer. Mit den Programmen der Schwaben ist die Fernwartung unterschiedlicher Systeme wie Krananlagen, Windparks oder Serverräume möglich. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Lösungen für Videokonferenzen an. Bei dieser Kernkompetenz überrascht es nicht, dass die erst seit gut einem halben Jahr börsennotierte Teamviewer-Aktie während des allgemeinen Ausverkaufs neue Bestmarken erreicht hat.

Vorstandschef Oliver Steil rechnet für das erste Quartal mit einem Geschäftswachstum von 60 Prozent. Auch wenn er einen vorübergehenden Effekt sieht: Teamviewer sollte langfristig von den beiden Megatrends Digitalisierung sowie Dezentralisierung der Arbeitswelt profitieren. Daher halten wir an unserer Kauf- empfehlung fest, obwohl die Aktie im Corona-Crash und nach einer Aktienplatzierung durch Mehrheitseigner Permira kurz unter den alten Stoppkurs gefallen war.

Boomende Videokonferenzen

Schon lange zählt Microsoft zu den Favoriten von BÖRSE ONLINE. Dabei bleibt es. Der US-Softwarekonzern ist an vielen Stellen im Homeoffice präsent. Mit Skype betreibt das Unternehmen einen bekannten Dienst für Audio- und Videokommunikation. Dem Unternehmen zufolge hat die Zahl der täglich aktiven Nutzer im März um 70 Prozent auf 40 Millionen zugenommen. Einen Ansturm erlebte auch Teams. Die zum Office-Paket zählende Plattform ermöglicht chatbasierte Arbeitsplätze. Kollegen können sie nutzen, um Dokumente und Programme zu teilen und gleichzeitig miteinander zu kommunizieren. 44 Millionen Nutzer greifen täglich auf das Tool zu - damit ist die Community seit November um mehr als die Hälfte gewachsen.

Im Vergleich zum substanzstarken und breit aufgestellten Microsoft-Konzern steckt Slack Technologies in den Kinderschuhen. Die IT-Firma startete 2014 als eine Art "Anti-E-Mail". Seit dem vergangenen Juni ist der Teams-Konkurrent an der New Yorker Börse notiert. Die Umsätze wachsen stark, doch Slack schreibt rote Zahlen. Daher sollten nur mutige Anleger darauf setzen, dass die Kalifornier wegen der verstärkten Nachfrage schnell die Gewinnzone erreichen.

Ein Top-Performer im Segment "Working from home" ist Zoom Video Communications. Der Kurs des auf Videokonferenzen spezialisierten US-Unternehmens hat sich im ersten Quartal mehr als verdoppelt. Noch steiler zeigen die Mitgliederzahlen nach oben. Im März waren pro Tag mehr als 200 Millionen Nutzer auf Zoom aktiv. Ende 2019 zählte der Dienst im Schnitt zehn Millionen Teilnehmer. Die Anwendung läuft zwar sehr stabil. Doch macht CEO Eric Yuan keinen Hehl daraus, dass Zoom beim Datenschutz Defizite hat. Anleger, die bei der jüngsten Rally dabei waren, sollten die Gewinne nicht nur deswegen mitnehmen: Der Nasdaq-Titel ist außerdem extrem hoch bewertet.

Ziemlich solide sind dagegen die Kennziffern von Logitech. Seien es Bildschirme, Headsets oder Webcams: Der Zubehörspezialist dürfte gerade eine Sonderkonjunktur erleben. Folgerichtig hat die Börse dem schweizerisch-amerikanischen Unternehmen die jüngste Gewinnwarnung verziehen. Anfang März hatte Logitech das operative Ergebnisziel für 2020 leicht zurückgeschraubt. Allerdings dürfte das Management zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit der "Stay-at-home"-Bewegung gerechnet haben. Bitte beachten Sie: Logitech kann in Deutschland derzeit nur außerbörslich gehandelt werden.

Auf einen Blick

Homeoffice

Damit die Arbeit zu Hause reibungslos weiterläuft, braucht es eine adäquate Infrastruktur. Neben dem stabilen und leistungsstarken Internetzugang zählen dazu Programme für Datenmanagement und Kommunikation sowie unterschiedliche IT-Geräte.

• Software Mit Workflow-Programmen können Nutzer Dateien austauschen und zentral ablegen. Durch diese häufig cloudbasierten Tools laufen interne Arbeitsprozesse genauso weiter wie der Austausch mit den Kunden. Demselben Ziel dienen Applikationen für die Audio- und Videotelefonie.

• Hardware Nicht alle Arbeitnehmer konnten Laptops, PCs oder Bildschirme mit nach Hause nehmen. Daher ist die Nachfrage nach solchen Geräten genauso gestiegen wie der Bedarf an Headsets, Webkameras oder mobilen Festplatten.