Während viele Börsen und Branchen in diesem Jahr bisher noch auf keinen grünen Zweig kommen, läuft es in einem Sektor so richtig rund. Gemeint sind damit Anbieter rund um das Thema Brennstoffzellen. Hier kann inzwischen getrost von einem richtigen Hype gesprochen werden. Gerechtfertigt ist das, wenn man sich die Kursausschläge ansieht. So hat der vermutlich bekannteste Branchenvertreter Ballard Power Systems in diesem Jahr in der Spitze schon 353 Prozent zugelegt. Noch krasser geht es bei Plug Power zu. Hier betrug die Zuwächse in diesem Jahr schon maximal 850 Prozent und seit Februar 2013 belief sich der Anstieg in der Spitze schon auf 9.886 Prozent. Das ist der Stoff, aus dem die Träume eines jeden Anlegers gewebt sind.

Möglich sind solche volatilen Kursausschläge, weil sich um das Thema sehr viele Hoffnungen ranken. Brennstoffzellen wandeln bekanntlich die chemische Energie eines Stoffes wie Wasserstoff oder Methanol ohne Zwischenschritte (wie Dampferzeugung und Nutzung einer Turbine) wie bei der herkömmlichen Erzeugung von Strom direkt in elektrische Energie (Strom) um. Eingesetzt werden können sie dann in Strom- oder Elektrofahrzeugen, in Heizungen oder im Bereich der portablen Anwendungen (Laptops) zur Stromerzeugung, wie das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien erläutert.

Der Deutsche Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verband e. V. hält die Integration von Wasserstoff und Brennstoffzellen für das Gelingen der Energiewende sogar für unerlässlich und auch die Elektromobilität brauche Wasserstoff und Brennstoffzellen. Doch dieser reinen Theorie stehen technische Umsetzungsprobleme und hohe Kosten gegenüber. Deswegen hat sich bisher ein Masseneinsatz dieser grundsätzlich schon seit 1839 bekannten Technologie noch immer nicht durchgesetzt. Großen Chancen stehen somit letztlich auch hohe Risiken gegenüber. In Bewegung geraten sind zuletzt insbesondere Aktien von Branchenvertretern mit einem Listing in den USA. Wir stellen nachfolgend vier davon etwas näher vor.

Brennstoffzellen-Aktie Nummer eins: Hydrogenics Corp. (WKN A1CSG9, Kurs: 30,53 Dollar)

Der erste Wert, den wir besprechen, ist mit Hydrogenics ein Unternehmen mit Firmensitz in Kanada, die größten Handelsumsätze finden aber an der Nasdaq statt. Das Unternehmen bietet Vorprodukte und Testsysteme für die Brennstoffzellen-Industrie an. Etwas konkreter gesprochen werden Wasserstoff- als auch Brennstoffzellenprodukte entwickelt und produziert. Dazu zählen kleine Brennstoffzellenkraftwerke für Gebäude und Fahrzeuge, Systeme zum Test von Brennstoffzellen und Ingenieurdienstleistungen. In Deutschland hat das Unternehmen Anknüpfungspunkte mit Linde und mit Eon.

Der Kurs dieser Aktie liegt in diesem Jahr zwar auch schon mit fast 60 Prozent im Plus und seit Anfang 2013 sogar mit 351 Prozent. Manche Marktbeobachter trauen diesem Titel aber trotzdem noch Potenzial zu. Diese Einschätzung basiert vor allem auf eine im Branchenvergleich niedrigere Bewertung. Weil die Bewertungsrelationen in dem Sektor aber allgemein luftige Höhen erklommen haben, sehen auch die Kennziffern bei Hydrogenics optisch nicht gerade günstig aus. Einem im Vorjahr nach einem Anstieg von 34 Prozent erzielten Umsatz von 42,4 Millionen Dollar steht ein deutlich höherer Börsenwert von 277,03 Millionen Dollar gegenüber. Für 2015 halten Analysten erstmals einen Gewinn von 0,37 Dollar je Aktie für möglich. Aber selbst auf dieser Basis würde das KGV hohe 82,5 betragen. Das ist ein Wert, der auch deutlich über dem für die kommenden fünf Jahre erwarteten Gewinnplus p.a. von 25 liegt.

Doch die Optimisten ziehen ihre Zuversicht aus der Hoffnung, dass es Hydrogenics als erstem der bekannteren Unternehmen gelingen wird, in die schwarzen Zahlen vorzustoßen. Und der Chart nimmt diese Aussicht mit einem seit Anfang 2011 intakten Aufwärtstrend auch vorweg.

Brennstoffzellen-Aktie Nummer zwei: Fuelcell Energy Inc. (WKN 884382, Kurs: 2,82 Dollar)

Hinter dem zweiten Titel Fuelcell Energy steckt ein Anbieter von stationären Brennstoffzellen-Kraftwerken für die dezentrale Stromerzeugung. Auch hier gibt es eine Verbindung zu Deutschland, da in Ottobrunn bei München zusammen mit dem Fraunhofer IKTS in einem Joint-Venture stationäre Brennstoffzellen für den europäischen Markt produziert werden. Bei diesem Wert steht in diesem Jahr derzeit ein Plus von 100 Prozent zu Buche, in der Spitze waren es sogar schon fast 179 Prozent. Neben dem allgemeinen Interesse an dem Sektor hat hier auch ein vom US-Energieministerium erteilter Auftrag geholfen, obwohl dieser mit 2,8 Millionen Dollar überschaubar ausgefallen ist.

Dem im Geschäftsjahr 2013/14 erwarteten Umsatz von 204,30 Millionen Dollar steht momentan schon ein Börsenwert von 716,07 Millionen Dollar gegenüber. Weil zudem auch im Geschäftsjahr 2014/15 noch keine Gewinne erwartet werden, kann auch hier die Bewertung als üppig bezeichnet werden. Zumal Analysten derzeit auch nur von einer Gewinnverbesserung von zehn Prozent p.a. in den kommenden fünf Jahren ausgehen.

Wie gefährlich derart hohe Bewertungsrelationen werden können, zeigte sich an der Kursreaktion seit Bekanntgabe der neuesten Quartalszahlen am 10. März. Damals notierte der Titel noch bei 3,93 Dollar, doch die vorgelegten Ergebnisse sorgten dann für deutlich nachgebende Notierungen. Dabei wurden die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten mit einer Verbesserung beim Ergebnis je Aktie mit einem Verlust von vier Cents nach sieben Cent zwar geschlagen, aber der zuvor eingefahrene Kursanstieg hat offenbar noch mehr eskomptiert. Skeptiker monieren zudem die enttäuschende Eigenkapitalrendite, die niedrigen Gewinnmargen, den schwachen operativen Cash Flow sowie Schuldenrisiken. Der Kurs hat sich dennoch bis an den langfristigen Abwärtstrend herangepirscht und ein Sprung darüber, wäre ein starkes Chartsignal.

Brennstoffzellen-Aktie Nummer drei: Ballard Power Systems Inc. (WKN A0RENB, Kurs: 5,19 Dollar)

Der Nummer drei unter den vorgestellten Sektorvertretern ist Ballard Power. Wie bei Hydrogenics handelt es sich auch hierbei um ein kanadisches Unternehmen, dessen Aktien aber ebenfalls am stärksten an der Nasdaq gehandelt werden. Der Entwickler und Hersteller von Wasserstoff-Brennstoffzellen, der im Bereich der Protonenaustauschmembran-Brennstoffzellentechnologie (PEM) zu den weltweit führenden Gesellschaft zählt, dürfte wie bereits eingangs erwähnt am bekanntesten sein und in Deutschland gibt es einen Vertrag zur Ausstattung von VW-Testwagen und Daimler ist ein größerer Aktionär.

Die für das vierte Quartal 2013 präsentierten Geschäftszahlen sind gemessen an den Erwartungen gut ausgefallen und haben den Sektor allgemein beflügelt. Konkret stieg der Umsatz um fünf Prozent auf 17,3 Millionen Dollar und das Ebitda verbesserte sich auf angepasster Basis von minus 3,2 Millionen auf plus 0,2 Millionen Dollar. Zudem wurde für das Gesamtjahr 2014 ein Umsatzanstieg von rund 30 Prozent in Aussicht gestellt und ein Erreichen der Gewinnschwelle beim angepassten Ebitda. Viele Hoffnungen ruhen hier darauf, dass künftig weltweit vermehrt umweltfreundliche Busse eingesetzt werden, die Brennstoffzellen einsetzen.

Dennoch haben sich manche Analysten zuletzt zurückhaltend zu dem Wert geäußert. Zu dieser Gruppe zählt Lake Street, der als Kursziel vier Dollar nennt und auf viele Vorschusslorbeeren verweist, die derzeit bereits in der Notiz stecken. In diesem Zusammenhang sollte man wissen, dass einem Börsenwert von gut 571,25 Millionen Dollar nur ein für 2014 von Analysten auf 80,16 Millionen Dollar geschätzter Börsenwert gegenübersteht. Dennoch gilt auch hier: Der Chart hat zuletzt starke Lebenssignale gesendet und es wurde sogar der langfristige charttechnische Abwärtstrend überwunden.

Brennstoffzellen-Aktie Nummer vier: Plug Power Inc. (WKN A1JA81, Kurs: 6,51 Dollar)

Einige Ähnlichkeiten zu Ballard Power in Sachen Nachrichtenlage sind bei Plug Power zu beobachten. Beim US-Unternehmen, das sich auf die Entwicklung von Brennstoffzellen für industrielle Anwendungen fokussiert hat, wurde die Meldung sehr positiv aufgenommen, wonach der Bereich Brennstoffzellen-Systeme für Gabelstapler (wofür Ballard Power übrigens ein Zulieferer ist) einen Großauftrag von der Supermarktkette Wal-Mart erhalten hat. Nach dem daraus resultierenden Kurssprung nach oben halten Analysten wie jene bei Roth Capital den Titel aber für ausgereizt. Bewertungstechnisch ist dem zuzustimmen, weil das Kurs-Umsatz-Verhältnis für 2014 bei gut elf liegt, was selbst im Branchenvergleich hoch ist.

Ausgesprochen negativ zu dem Wert haben sich nach einem Kurssprung von in der Spitze 8.637 Prozent seit Jahresende sogar die Analysten von Citron geäußert. Sie halten Plug Power für eine Kasino-Aktie und erinnern daran, dass das Unternehmen aus ihrer Sicht schon oft hinter den eigenen Versprechungen zurückgeblieben ist. Zudem hingen viele Aufträge vom Fortbestand stattlicher Subventionen ab, was nicht auf ewig Bestand haben könnte. Außerdem wird darauf hingewiesen, dass sich an dem Geschäftsmodell, das in mehr als einem Jahrzehnt Verluste von 850 Millionen Dollar eingefahren hat, bis heute nichts geändert hat. Der Kurs hat dank der jüngsten Gewinne dennoch den langfristigen Aufwärtstrend geknackt, was konträr zum hohen Bewertungseindruck ein positives Signal ist.

Fazit: Brennstoffzellen-Aktien sind plötzlich wieder groß in Mode. Wie lange so ein Trend läuft, lässt sich schwer vorhersagen. Zumal sich der Elan noch vergrößern kann, wenn über eventuell weitere gebrochene langfristige Abwärtstrend noch mehr Momentum-Player in den Markt kommen sollten. Allerdings sei auch daran erinnert, dass das Segment schon Ende der 90er-Jahre einmal von einem Hype erfasst wurde. Die damals im Jahr 2000 erreichten Höchststände sind zwar weit weg (Hydrogenics: 306,25 Dollar; Fuelcell: 51,50 Dollar, Ballard Power: 132,19 Dollar, Plug Power: 989,38 Dollar), ähnlich wie damals sind die Bewertungen aber auch jetzt wieder stattlich und das birgt für Anleger einiges an Risiken.