Nun wird es Zeit, eigene Wege zu gehen: Das US-Unternehmen IAC Interactive Corp hat jüngst einen Prozess angestoßen, um die wichtigste Beteiligung Match Group abzuspalten. Sie spült einen satten Gewinn in die Kasse der Gesellschaft. Allein in den vergangenen vier Jahren ist der Kurs von Match Group von zehn auf zeitweise über 90 US-Dollar zu Jahresbeginn geklettert. Der Betreiber von mittlerweile mehr als 45 Dating-Portalen surft derzeit vor allem mit der Dating-App Tinder auf einer Erfolgswelle und erwartet auf der Plattform in diesem Jahr eine Million neue Mitglieder sowie ein Umsatzwachstum von rund 30 Prozent. Das Management von IAC sieht nun den richtigen Zeitpunkt zum Rückzug gekommen und will der eigenen Erfolgsgeschichte ein weiteres Kapitel hinzufügen. 1995 unter der Bezeichnung Silver King und mit einer Marktkapitalisierung von rund 250 Millionen US-Dollar gestartet, steigt die Gesellschaft meist als Mehrheitsaktionär bei jungen, aussichtsreichen Firmen ein und unterstützt sie beim Markenaufbau und Wachstum.

Mittlerweile sind zehn ehemalige Portfoliowerte von IAC börsennotiert, die zusammen einen Marktwert von mehr als 60 Milliarden US-Dollar haben. 2005 etwa versilberte der Konzern seine Beteiligungen an Hotels.com, Expedia, Hotwire und Tripadvisor. 2008 folgten die Spin-offs von Ticketmaster, HSN, Interval und LendingTree. Nun wird Match Group voraussichtlich im zweiten Quartal von der Leine gelassen.

Aktionäre, die zum Stichtag Aktien von IAC Interactive im Depot haben, bekommen dann zusätzlich bis zu 2,4 Aktien von Match Group ins Depot gebucht. Im Gegenzug wird sich der Aktienkurs von IAC in etwa um den Wert des Match-Anteils verringern und fortan das noch verbleibende Portfolio widerspiegeln, das mit zahlreichen spannenden Beteiligungen bestückt ist. Mit der bereits börsennotierten Angi Homeservices, einem Betreiber verschiedener erfolgreicher Heimwerker-Websites im Internet, könnte eine weitere Beteiligung bald reif für einen anstehenden Verkauf sein.

Die nächste Generation steht bereit

In den vergangenen fünf Jahren ist der Umsatz der Gesellschaft um durchschnittlich 37 Prozent pro Jahr gewachsen, bei einer Ebitda-Marge von zuletzt 15 Prozent. Das Researchhaus Benchmark hat Anfang Februar die Beobachtung der Aktie aufgenommen und sieht ein Kurspotenzial von rund 50 Prozent. Hinter den beiden etablierten börsennotierten Aushängeschildern wächst im Portfolio von IAC seit Jahren eine neue Generation von Internetunternehmen heran. Zu den größten Hoffnungsträgern gehört etwa Vimeo, ein Videoportal, über das sich Ersteller von Videofilmen mit Kunden und dem Publikum verbinden können. Mit 105 Millionen registrierten Mitgliedern und mittlerweile mehr als 1,2 Millionen zahlenden Kunden ist Vimeo die weltweit größte werbefreie Open-Video-Plattform für die Erstellung, das Teilen und den Verkauf von Videos in bestmöglicher Qualität.

Ebenso weit entwickelt ist Dotdash, eine Gesellschaft, die seit mehr als 20 Jahren Selbsthilfe- und Informationsseiten zu einer Vielzahl von Themen im Internet betreibt und stetig wächst. In den zurückliegenden drei Jahren stiegen die Erlöse im Schnitt um 29 Prozent pro Jahr. Bei Umsätzen von 68 Millionen US-Dollar erreichte Dotdash 2019 ein Ebitda in Höhe von 40 Millionen US-Dollar. Dazu kommen weitere Portfoliogesellschaften wie etwa die beiden App-Anbieter Mosaic Group und Ask Applications.

Auf Einkaufstour

Mit den Einnahmen aus dem Spin-off der Match Group erweitert sich der Spielraum für neue Investments, für die derzeit eine prall gefüllte Kriegskasse von 4,5 Milliarden US-Dollar zur Verfügung steht. Bei Bedarf könnte sich IAC wohl noch einmal die gleiche Summe per Kredit besorgen. Wiederum wird sich das Management nach wachstumsstarken Unternehmen mit großem Potenzial umschauen und diese dann finanziell und mit Managementerfahrung unterstützen, mit dem Ziel, sie in ein paar Jahren möglichst gewinnbringend zu veräußern.

Nur einen Tag nach Ankündigung des Ausstiegs bei Match Group hat IAC Interactive mit dem Kauf von Care.com für 500 Millionen US-Dollar sein Portfolio mit einem der führenden Internetmarktplätze für Betreuungs- und Pflegedienstleistungen für Familien verstärkt. Das Wachstumspotenzial ist enorm. Bislang nutzen erst 370 000 Familien die zahlungspflichtigen Vermittlungsangebote der Plattform. Die Zahl der Haushalte, die Pflege- und Betreuungsdienste für Kinder oder Senioren benötigen, wird allein in den USA auf 40 Millionen geschätzt.

"Wir haben dieses Spiel zuvor schon gesehen, der Spin-off ist ein Katalysator für den nächsten Akt", kommentieren die Analysten des Researchhauses Wedbush die Entwicklung von IAC. Wedbush und verschiedene andere Analysehäuser empfehlen den Titel derzeit zum Kauf. Investoren bietet sich aktuell die Chance, bei der nächsten Wachstumsstufe von IAC Interactive dabei zu sein.