Das Timing war optimal. Im Juni - und damit genau 20 Jahre nach dem Ausbruch der Asienkrise - hat Standard & Poor’s die Bonität Indonesiens wieder auf Investment-Grade hochgestuft. Damit bewertet auch die letzte der drei großen globalen Ratingagenturen das größte Land in Südostasien als anlagewürdig.

Die beharrlichen Strukturreformen haben sich ausgezahlt. Indonesien hat sein Leistungsbilanzdefizit deutlich heruntergefahren, die Verbindlichkeiten in Fremdwährung abgebaut und den Staatshaushalt saniert. Damit wurde auch die Widerstandskraft gegenüber externen Schocks gestärkt. So hat Indonesien die Folgen der globalen Finanzkrise nach 2008 gut weggesteckt. Dasselbe gilt für die Währungsabwertungen in den Schwellenländern, die mit dem Einbruch des Ölpreises von Ende 2014 bis Anfang 2016 einhergingen.

Vom Sorgenkind zum Musterschüler



In diesen kritischen Jahren glänzte die indonesische Wirtschaft mit einem robusten Wachstum von fünf Prozent. Für 2016 und 2017 erwartet der Internationale Währungsfonds (IWF) Wachstumsraten von 5,2 und 5,4 Prozent. Die Reserven der Zentralbank belaufen sich auf 125 Milliarden US-Dollar. Damit ist das Liquiditätspolster höher als im Jahr 2013, als die Ankündigung der US-Notenbank, den Aufkauf von Staatsanleihen einzustellen, zu einem massiven Kapitalabfluss aus den Schwellenländern führte.

"Das hohe Wachstumspotenzial der indonesischen Wirtschaft speist sich aus dem großen Binnenmarkt mit einem niedrigen Pro-Kopf-Einkommen, das in den nächsten Jahren deutlich ansteigen könnte", erläutert Michael Altintzoglou, Fondsmanager bei Flossbach von Storch. "Zugleich ist die Inflation unter Kontrolle, was Spielraum für Zinssenkungen in Zeiten einer konjunkturellen Abkühlung lässt." Ähnlich positiv schätzt Hartmut Issel, leitender Anlagestratege von UBS in Singapur, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ein: "Die wieder anziehenden Rohstoffpreise beflügeln die Konjunktur. Zugleich will sich Indonesien ähnlich wie Malaysia und Thailand als Produktionsstandort für internationale Auto- und Elektronikkonzerne aufstellen."

Bleiben als größter Unsicherheitsfaktor die jüngsten politischen Entwicklungen. So wurde Basuki Tjahaja Purnama, christlicher Gouverneur von Jakarta, im April wegen vermeintlicher Blasphemie zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Purnama hatte Gegnern vorgeworfen, den Koran für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. Dieses Urteil kann nach Einschätzung von Beobachtern unter anderem die Sorge schüren, dass das politische Klima in dem lange für seine religiöse Toleranz bekannten größten muslimischen Land zugunsten radikaler Kräfte kippen könnte.

Fundamental stehen die Zeichen ebenfalls für einen Börsenaufschwung in Jakarta. "Die Bewertungsprämie im regionalen Vergleich ist durch die hohe Profitabilität und die dominante Marktstellung vieler Unternehmen gerechtfertigt", meint Fondsmanager Altintzoglou. Das größte Problem sei die fehlende Liquidität. Die Folge: In Zeiten starker Mittelabflüsse wie 1997 oder 2013 wäre Indonesien weiter sehr stark von fallenden Aktien- und Anleihekursen betroffen.

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Sehr gut stehen vor allem der Finanz- und der Konsumsektor da. Aber: "Vor allem bei Firmen aus nicht zyklischen Konsumgütern wie Unilever Indonesia sind die hohen Wachstumsraten schon eingepreist", meint UBS-Experte Issel. Solides Wachstum zu attraktiven Bewertungen finden Investoren im Telekomsektor. In Indonesien sind Smartphones und Breitbandanschlüsse bei Weitem noch nicht so verbreitet wie in anderen Staaten Südostasiens. Telekomunikasi Indonesia zählt deshalb zu den attraktivsten Einzelwerten.



Erste Wahl unter den Finanztiteln ist die Bank Central Asia - dank des soliden Wachstums, das sich aus verschiedenen Geschäftsfeldern speist. Wegen der geringen Liquidität sollten Aktienorders strikt limitiert werden.

Bei Schwellenländerfonds überzeugt, was Strategie und Performance angeht, der in US-Dollar notierende Fidelity -Asean-A (WKN: 973 254). Mit einem Anteil von 23 Prozent bildet Indonesien nach Singapur die zweitgrößte Länderallokation. Wer sich Indonesien mit ETFs ins Depot holt, sollte immer auch die Spreads im Auge behalten. Am besten fahren Anleger mit dem db x-trackers MSCI Indonesia. Ebenso gilt es, die Quellensteuer von 15 Prozent auf Dividenden zu beachten. Umfassende Informationen hierzu bietet die Website des Bundeszentralamts für Steuern (www.bzst.de).



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