Weltweit fahren ­ Autohersteller ihre Produktion runter. Große Zulieferer wie jüngst Osram und Stabilus haben ihre Prognosen nach unten geschraubt. Auch der Chipkonzern Infineon, der einen Großteil seines Geschäfts in der globalen Autobranche erzielt, wird vorsichtiger. Für das Geschäftsjahr bis Ende September erwarte man ein Umsatzwachstum am unteren Ende des Korridors von neun bis elf Prozent, sagte Finanzvorstand ­Dominik Asam. Im April wird der Manager, der großen Anteil an der finanziellen Stabilität des Konzerns während der vergangenen Jahre hatte, in gleicher Funktion zum Flugzeugbauer Airbus wechseln.

Für Anleger ist Infineons Vorsicht keine Überraschung. Nach den Zahlen für das erste Quartal und dem Jahresausblick drehte die Aktie vorübergehend sogar ins Plus. Wie nervös Investoren bei Aktien aus dem Chipsektor sind, zeigten die zweistelligen Kursverluste des Herstellers AMS, der Apple zu seinen wichtigsten Kunden zählt. AMS hat im Quartal ein Drittel weniger Umsatz gebucht und wird für 2018 keine Dividende zahlen. Infineon, einst auch wichtiger Zulieferer der Mobilfunkbranche, hat seine Abhängigkeit vom zyklischen Markt stark reduziert.

Geprägt wird die Geschäftsentwicklung inzwischen von Kunden aus der Autobranche und Firmen aus zahlreichen Industrien, einschließlich Ausrüstern für Stromnetze oder die Stromerzeugung aus regenerativen Energien. Vorteil des neu fokussierten Geschäfts: Die Vertragslaufzeiten für die meist kundenspezifischen Chips und Systeme sind deutlich länger. Das bringt höhere durchschnittliche Margen und weit geringere Schwankungen der Profitabilität im Vergleich zu den früheren Zeiten. Infineon ist in seinen Sparten weltweit führend oder zählt zu den Top-3-Firmen.

Vorteil stabilere Margen

Zukunftstrends schieben das Wachstum an, etwa alternative Antriebe, die steigende Anzahl von Assistenzsystemen in Fahrzeugen und das autonome Fahren. Überall werden mehr Chips und Sensoren gebraucht. "Die weltweite Nachfrage ist hier weiterhin größer als die Lieferfähigkeit des Unternehmens", sagt ­Finanzchef Asam. Bei Chips für Autos erwarten die Münchner sogar Zuwächse über dem Konzerndurchschnitt von neun Prozent. Bei Halbleitern für Indus­triekunden sollten die Zuwächse auf Durchschnittsniveau sein. Hier profitiert Infineon von der Digitalisierung der Industrie. Unterdurchschnittlich sollen da­gegen die Geschäfte mit der Strombranche und bei Chips für digitale Sicherheit wachsen.

Trotz des insgesamt etwas geringeren Wachstums wollen die Münchner die Investitionen bei Zukunftsprojekten wie Silizium- Carbid-Chips oder der Weiterentwicklung der Chipfertigung auf Wafern mit großem Durchmesser nicht drosseln. In der Vergangenheit hat sich diese Strategie in ähnlichen Phasen später bezahlt gemacht.

Um die für den Konzern wichtigen Leistungshalbleiter, die Ströme und Spannungen regulieren, bei hohen Produktionsvolumen günstiger zu fertigen, hat Infineon ein Verfahren für größere Siliziumscheiben entwickelt und 2013 als Erster eingeführt. Als weltweit größter Hersteller dieser Chips verfügen die Münchner über ausreichend hohe Volumen, um die Anlagen auszulasten. Das ist ein langfristiger Kostenvorteil gegenüber den meisten Konkurrenten.