Beteiligt an den Gesprächen sei auf Bankenseite unter anderem die Deutsche Bank. Die genaue Höhe des Finanzbedarfs der Airline, die wie viele andere Gesellschaften wegen der Corona-Pandemie ihre Passagierflüge weitgehend eingestellt hat, steht den Insidern zufolge noch nicht fest. Konkurrenten wie American Airlines meldeten beim Staat bis zu zwölf Milliarden Dollar Finanzbedarf an. Es könnte um eine ähnliche Größenordnung bei Lufthansa gehen, sagte einer der Insider.

"Wir sind mit der Bundesregierung im engen Austausch, um die Liquidität zu sichern", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Zu Einzelheiten lehnte er einen Kommentar ab. Auch das Bundeswirtschaftsministerium wollte sich nicht äußern.

Rund um den Globus sind Airlines so massiv von den Folgen der Corona-Krise getroffen, dass viele ohne staatliche Hilfe nicht überleben können. Die Lufthansa könnte einen Kredit aus dem Corona-Sonderprogramm der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von maximal einer Milliarde Euro erhalten. Die KfW übernimmt auch bei Konsortialkrediten von Banken bis zu 80 Prozent des Ausfallrisikos.

Optionen für Eigenkapital vom Staat sind neben dem Kauf eines Aktienpakets auch eine stille Beteiligung oder Hybridkapital. Eine Mehrheitsbeteiligung des Staates als Rettung in der Not hat Vorstandschef Carsten Spohr im Interview mit dem "Spiegel" schon ausgeschlossen: "Eine Verstaatlichung hat die Bundesregierung ja schon öffentlich verneint." Staatliche Hilfe sei im Ausnahmefall für ein wettbewerbsfähiges Unternehmen wie die Lufthansa aber legitim. Am Ende komme es darauf an, dass die unternehmerische Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit erhalten bleibe, ergänzte er.

Der Bund war bis 1994 Hauptaktionär der Lufthansa, der Anteil von damals 36 Prozent wurde bis 1997 komplett verkauft. Im März hat sich der Münchener Unternehmer Heinz Hermann Thiele, Firmenpatriarch des Autozulieferers Knorr Bremse, mit dem Erwerb von zehn Prozent der an der Börse arg gebeutelten Lufthansa-Aktien zum Großaktionär aufgeschwungen.

Mitte März hatte die Lufthansa ihre flüssigen Mittel auf rund fünf Milliarden Euro beziffert. Die Kosten kann das Unternehmen durch das Zusammenstreichen der Flüge und Kurzarbeit für einen Großteil der Beschäftigten stark senken. Zugleich fallen rein rechnerisch ab April jeden Monat rund zwei Milliarden Euro Umsatz weg. Die Lufthansa reduzierte den Flugplan ab April auf nur noch fünf Prozent der Kapazitäten des Vorjahreszeitraums.

Gespräche über staatliche Unterstützung laufen auch bei den Tochter-Airlines Swiss in der Schweiz, Brussels Airlines in Belgien und Austrian Airlines (AUA) in Österreich. "Keine Fluglinie in Europa wird ohne staatliche Unterstützung auskommen", sagte ein Sprecher von AUA. Er fügte hinzu, die Airline sei über das Instrument Kurzarbeit hinaus im Kontakt mit der Regierung über weitere Hilfen im Rahmen des staatlichen Hilfspakets. Neben direkten Finanzspritzen und Kreditgarantien sind dabei Steuerstundungen möglich, um die Liquidität zu erhalten.

rtr