Trotz Lieferproblemen, einer holprigen Markt-Lage und der nicht enden wollenden Corona-Krise hat Intel im Schlussquartal einen Rekordumsatz erzielt. Der Umsatz stieg von Oktober bis Dezember verglichen mit dem Vorjahr um vier Prozent auf 19,5 US-Milliarden Dollar, wie der größte Chipkonzern der USA am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten hier im Schnitt lediglich mit 18,33 Milliarden Dollar gerechnet. Intel begründete den Anstieg der Erlöse mit einer robusten Nachfrage in allen Geschäftsbereichen. Unterm Strich sank der Quartalsgewinn zugleich um 21 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar. Der Gewinn je Aktie fiel dagegen auf 1,09 Dollar von 1,48 Dollar. Hier hatten Fachleute aber nur mit 91 Cent kalkuliert.

Denn unter anderem die Ausgaben für den Ausbau der Produktion lasten auf der Profitabilität, was einigen Analysten und Anlegern Sorgen bereitet. Intel-Chef Pat Gelsinger zeigte sich aber entschlossen, die Milliarden-Investitionen voranzutreiben.

Erst vergangene Woche gab der US-Chipriese aus Santa Clara bekannt, bis zu 100 Milliarden Dollar in den Bau einer riesigen neuen Chipanlage im US-Bundesstaat Ohio zu stecken. Eine Entscheidung über Europa-Investitionen steht noch aus. Deutschland macht sich große Hoffnungen auf einen Zuschlag. Der Konzern will in den nächsten Monaten eine Entscheidung treffen - auch abhängig vom Chip-Förderprogramm European Chips Act.

Apple baut eigene Chips


Ein Problem für Intel könnte es auch sein, dass Apple immer weniger Chips für seine Mac-Computer braucht, da der iPhone-Hersteller nach und nach auf Chips aus eigener Entwicklung umsteigt. Im Ergebnis setzte Intel im vergangenen Quartal insgesamt 26 Prozent weniger Notebook-Prozessoren als ein Jahr zuvor ab. Den Effekt auf den Umsatz half abzufedern, dass der durchschnittliche Preis der Notebook-Chips zugleich um 14 Prozent höher war.

Unter Druck im Smartphone-Markt


Eine weitere Herausforderung für den Branchenprimus ist der boomende Smartphone-Markt. Intel schaffte es in den vergangenen Monaten nicht, hier wirklich Fuß zu fassen. Zuletzt verzögerten Probleme bei der Produktionstechnologie die Einführung einer neuen Chip-Generation, wodurch der kleinere Rivale AMD Marktanteile dazugewinnen konnte.

Ausblick überzeugt die Anleger nicht


Intel-Chef Gelsinger, der seit rund einem Jahr an der Spitze der Chip-Konzerns steht, verspricht, Intel wieder zu einem unangefochtenen Branchenführer zu machen. Das werde aber einige Jahre in Anspruch nehmen, betonte er am Mittwoch.

Für das erste Quartal rechnet das US-Unternehmen mit einem Umsatz von 18,3 Milliarden Dollar und einem Gewinn je Aktie von 80 Cent. Analysten gehen von Erlösen in Höhe von 17,62 Milliarden Dollar aus und hatten bislang mit 0,86 Dollar je Anteilschein gerechnet.

Unsere Einschätzung zur Intel-Aktie


Nach Bekanntgabe der Q4-Zahlen fiel die Intel-Aktie. Zum Vormittag notiert das Papier rund 2,5 Prozent im Minus bei 45 Euro, da der Ausblick aufs laufende erste Quartal die Anleger und Analysten nicht überzeugen konnte.

Die globale Chip-Knappheit wird nach Einschätzung des Branchenriesen noch mindestens ein Jahr andauern. Die Engpässe dürften sich bis ins Jahr 2023 hinziehen, mit schrittweiser Besserung der Lage, so Gelsinger zur Vorlage aktueller Quartalszahlen am Mittwoch. Zu Gelsingers Strategie gehört, Intel verstärkt auch zu einem Auftragsfertiger zu machen, der neben eigenen Prozessoren Chips für andere Anbieter produziert. Wir sehen deshalb weiterhin Potenzial in der Intel-Aktie und bleiben bei unserer Kaufen-Einschätzung.

ak/dpa-AFX