Das Investmentbanking rutschte im vierten Quartal überraschend in die roten Zahlen. Unter dem Strich verdiente die Schweizer Großbank 267 (Vorjahr 263) Millionen Franken (rund 218 Millionen Euro) und verfehlte damit die Analystenerwartungen deutlich. Konzernchef Brady Dougan vertröstete die Aktionäre bei der Bilanzvorlage am Donnerstag auf die Zukunft und bekräftige sein ehrgeiziges Renditeziel. 2014 habe trotz der Turbulenzen in Schwellenländern vielversprechend begonnen. "Die Ergebnisse im bisherigen Jahresverlauf sind erfreulich", sagte Dougan. Die Abwicklung von nicht strategischen Geschäften wird aber auch in diesem Jahr das Ergebnis belasten.

Im vergangenen Jahr fuhr die Bank mit 3,07 Milliarden Franken zwar den höchsten Gewinn seit 2010 ein. Vor Jahresfrist hatte allerdings die Höherbewertung der eigenen Schulden den Gewinn gedrückt. Im Investmentbanking fiel im vierten Quartal ein Verlust von 40 Millionen Franken an. Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten im Zusammenhang mit Hypothekenpapieren schlugen mit 339 Millionen Franken zu Buche. Zudem verdienten die Investmentbanker trotz rückläufiger Erträgen mehr als im Jahr davor. Den Aktionären winkt indes für 2013 eine Dividende von 0,70 Franken pro Aktie.

Dennoch reagierten die Anleger verschnupft. An der Börse sackten die CS-Titel 1,8 Prozent auf 26,56 Franken ab, während der europäische Bankensektor anzog. "Credit Suisse wird definitiv von der Vergangenheit heimgesucht", erklärte Safra Sarasin-Analyst Rainer Skierka. Auch operativ sehe der Abschluss nicht gut aus. Credit Suisse hinke im Investmentbanking, das in guten Zeiten hohe Gewinne, in Krisenzeiten jedoch auch horrende Verluste bringen kann, dem in diesem Bereich kleineren Rivalen UBS hinterher. Dies werfe die Frage auf, ob Credit Suisse hier ein strukturelles Problem habe.

UBS konnte 2013 die Früchte ihrer Neuausrichtung ernten. Das zurechtgestutzte Investmentbanking lieferte im Schlussquartal fast 300 Millionen Franken Gewinn. Im Herbst 2012 hatten UBS-Konzernchef Sergio Ermotti und Verwaltungsrats-Präsident Axel Weber begonnen, das risikoreiche Geschäftsfeld zurückzufahren. Riskante Anleihegeschäfte wurden nach milliardenschweren Abschreibungen praktisch aufgegeben. Credit Suisse und auch die Deutsche Bank setzen dagegen weiterhin auf Kapitalmarktgeschäfte, die angesichts strengerer regulatorischer Vorschriften deutlich schwieriger geworden sind. Die Angst vor steigenden Zinsen in den USA hatte im zweiten Halbjahr für eine Flaute bei den Anleihenemissionen gesorgt. Das bekamen der deutsche Branchenprimus aber auch amerikanische Investmentbanken zu spüren. Credit Suisse gehe es genau so wie vielen großen Banken, erklärten Analysten von Goldman Sachs.

NEUGELD-WACHSTUM AUF MEHRJAHRESTIEF

Auch im Geschäft mit Reichen und Superreichen holte die Vergangenheit Credit Suisse ein. Für den US-Steuerstreit stellte die Bank weitere 175 Millionen Franken zurück. Damit sollen allerdings nur Kosten im Zusammenhang mit der US-Börsenaufsicht SEC gedeckt werden. Experten gehen davon aus, dass die Gesamtkosten für eine von der Bank angestrebte Einigung mit den US-Behörden die bisher zur Seite gelegten 470 Millionen Franken übertreffen dürften. Finanzchef David Mathers wollte keine Prognose wagen, bis wann das Thema vom Tisch ist. "Wir haben das Timing nicht unter Kontrolle."

Im vierten Quartal sammelte Credit Suisse bei Privatkunden 1,7 Milliarden Franken an neuem Geld ein, vor allem dank Kunden aus Schwellenländern. "Das ist das tiefste Nettoneugeld seit vielen Jahren", kommentierte Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Kunden aus Europa, die unter dem Druck der Steuerfahnder stehen, zogen weiter allein im Schlussquartal 3,4 Milliarden Franken ab. Im laufenden Jahr sollen weitere sechs bis zehn Milliarden Franken abfließen.

Wachstumschancen sieht Dougan vor allem im Geschäft mit Superreichen. Um diese Klientel zu ködern, sind Kredite ein wichtiges Instrument. Entsprechend will Dougan die Ausleihungen markant ausweiten. Die Mittel dafür sollen von der Investmentbank kommen. Andere Geschäfte dieser Sparte sollen dagegen zurückgefahren werden. So kann der Handel mit Zinsprodukten wegen schärferen Kapitalanforderungen der Aufsichtsbehörden kaum mehr rentabel betrieben werden. Mit dem Ausstieg aus den kapitalintensiven Geschäften soll auch der Konzerngewinn steigen. "Wir sind überzeugt, dass wir mit Hilfe des weiteren Ausbaus unseres strategischen Geschäfts und der erfolgreichen Abwicklung des nicht strategischen Geschäfts die angestrebte Eigenkapitalrendite von 15 Prozent über den Marktzyklus hinweg erreichen können", erklärte Dougan. Die mit einem großen Privatkundengeschäft und einem Investmentbanking ähnlich aufgestellte Deutsche Bank hat sich für 2015 zwölf Prozent vorgenommen. Dass das Ziel der Schweizer ehrgeizig ist, zeigt auch ein Vergleich mit dem vergangenen Jahr: 2013 erreichte die Eigenkapitalrendite lediglich 7,5 Prozent.

Reuters