Mehr als vier Milliarden Menschen sind mittlerweile online - Tendenz steigend. Auch die Anzahl vernetzter Maschinen, Stichwort Internet der Dinge (IoT), nimmt rasant zu. Laut Gartner wachsen die sogenannten IoT-Endpunkte um rund ein Fünftel pro Jahr.

Einerseits wird die Welt also immer digitaler - eine Entwicklung, die das Coronavirus womöglich noch beschleunigt -, andererseits nehmen die Risiken für die Sicherheit im Cyberraum exponentiell zu. Spionage, Sabotage und Datendiebstahl sind an der Tagesordnung. Laut dem Branchenverband Bitkom sind rund 70 Prozent aller deutschen Unternehmen von Hackerangriffen betroffen. Auch der neue Fraud Report des Security-Spezialisten RSA liefert beängstigende Zahlen: Im vierten Quartal 2019 kam es weltweit zu mehr als einer Viertelmillion Betrugsangriffen, das entspricht ungefähr einer Attacke alle zwei Minuten.

Steigende Nachfrage

Die Firmen sehen allerdings nicht tatenlos zu, im Gegenteil, sie rüsten auf. Eine neue Umfrage von Bitkom und Tata Consultancy hat ergeben, dass zwei Drittel der Unternehmen ihre Investitionen in IT-Sicherheit steigern wollen. Das ist mehr als in jedem anderen Bereich. Selbst wenn es zu einer Rezession kommen würde, dürften sich die Sicherheitsbudgets laut dem Broker Piper Sandler widerstandsfähiger zeigen. Zudem könnte der neue Trend "Work from Home" den Experten zufolge zu einem "mehrjährigen Rückenwind" führen.

IT-Security-Spezialisten wie die deutsche Secunet halten dankend die Hand auf. Bei den Essenern, die unter anderem Sicherheitslösungen für Arztpraxen, Unternehmen oder die Regierung anbieten, floriert das Geschäft. 2019 verzeichnete die Firma das sechste Rekordjahr in Folge: Umsatz plus 39 Prozent, operativer Gewinn plus 23 Prozent.

Trotz des beeindruckenden Wachstums sauste die Aktie des IT-Sicherheitsspezialisten in dem jüngsten Marktcrash um knapp 40 Prozent nach unten, legte dann aber einen "U-Turn" aufs Parkett. Mittlerweile wurde mehr als die Hälfte des Kursverfalls wieder aufgeholt. Wir unterziehen den Titel, wie auch alle anderen, nach der heftigen Korrektur einer Neueinschätzung. Da die Geschäftsaussichten erfolgversprechend sind, raten wir zum Kauf.

Interessante Anlagechancen ergeben sich auch beim Blick über den großen Teich. Im Bereich der Netzwerksicherheit führt kaum ein Weg an Cisco vorbei. Der US-Konzern blockiert weltweit 20 Milliarden Cyberbedrohungen pro Tag. Zwar ist Cisco kein Pure Play, sondern ein breit aufgestellter IT-Konzern. Mehr als die Hälfte der Erlöse entfallen auf Infrastruktur-Plattformen. Allerdings wächst die Security-Sparte mit Abstand am schnellsten. Um 18 Prozent kam das Segment 2019 voran. Die Chancen für weiteres Wachstum stehen gut und machen die Aktie zu einem Basisinvestment in der IT-Security-Industrie.

Sicherheit "Made in USA"

Unerwünschten "Gästen" in einem Netzwerk sagt Fortinet den Kampf an. Die im Jahr 2000 gegründete Firma hat eine beeindruckende Entwicklung seit dem Launch des ersten Produkts 2002 gemacht. Der Umsatz legte seither im Durchschnitt um 47 Prozent pro Jahr zu und summiert sich mittlerweile auf 2,6 Milliarden Dollar. Besonders lobenswert ist, dass sich die Marge zuletzt spürbar verbessert hat. Wies der Konzern vor drei Jahren noch eine operative Rendite von 15 Prozent aus, lag diese im vierten Quartal 2019 bei 26,8 Prozent.

Um auf Wachstumskurs zu bleiben, setzt Fortinet vor allem auf Innovationen. Mit 662 weltweit angemeldeten Patenten verfügen die Kalifornier über dreimal so viele Patente wie die Konkurrenten Fireye oder Palo Alto Networks. Angesichts einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 30 Prozent bis 2021 ist die Firma mit einem KGV von 30 nicht zu teuer.

Das "Price-Earning to Growth-Ratio" (PEG) ist bei NortonLifeLock sogar noch günstiger. Der Titel weist lediglich ein PEG-Ratio von 0,4 aus. Bei dem Unternehmen handelt es sich um die bekannte Symantec, die sich nach dem Verkauf der Enterprise-Sparte an den Chiphersteller Broadcom umbenannt hat. Dass das verbliebene Consumer-Geschäft gut läuft, zeigen die jüngsten Zahlen. Im abgelaufenen Quartal steigerte NortonLifeLock das Ergebnis je Aktie um mehr als 50 Prozent und übertraf damit klar die Erwartungen.

Positiv gestimmt sind wir auch für Check Point Software. Die Israelis haben ein breites Angebot an Firewalls sowie Cloud- und Mobile-Sicherheitslösungen und konnten im Schlussquartal 2019 ebenfalls die Konsensschätzungen schlagen. Vor allem das in den vergangenen Jahren eingeführte Abomodell kommt gut an. "2019 erzielten die Abonnements einen Umsatz von mehr als 600 Millionen US-Dollar", sagt Vorstandschef Gil Shwed. Unterstützung bekommt die Aktie zudem von einem bis zu 325 Millionen Dollar pro Quartal schweren Aktienrückkaufprogramm.