Das Unternehmen Moncler ist auf den Hund gekommen. Seit November gibt es die glänzenden Daunenjacken auch für Pudel, Mops und Bulldogge. Die Idee ist nicht neu. Jäckchen, Halstücher und Accessoires für Tiere offerieren etliche Luxusfirmen. Über den Sinn kann man leidenschaftlich streiten. Fakt ist: Die Designerstücke kommen bei Herrchen und Frauchen einfach gut an. Es gibt eben mehr Gründe als lediglich das kalte Winterwetter, weshalb der Vierbeiner beim Gassigehen ein Daunenjäckchen für 390 Euro tragen sollte. Es ist das Statement, dass man sich derlei leisten kann.

Remo Ruffini holte die Daunenjacke von den Bergen auf den Mailänder Laufsteg. Als der Italiener 2003 bei Moncler einstieg, war die Firma ein französischer Wintersportausrüster ohne Glamourfaktor, aber mit langer Tradition. Höhepunkt war 1954 die Ausrüstung für die Erstbesteigung des K2 im Himalaya.

Als Winter- zum Breitensport wurde, wandelte sich Moncler zum Sportswearanbieter mit einem Jahresumsatz von 45 Millionen Euro. Heute ist die Marke eines der angesagtesten Luxuslabels. 2017 knackte die Firma die Umsatzmarke von einer Milliarde Euro. Ruffini ist ein Marketingprofi, der die Zahlen nie aus den Augen verliert. Montcler, seit 2013 börsennotiert, ist in Sachen effizienter Produktions- und Lieferkette vorbildlich. Jeden Monat werden neue Produkte präsentiert. Der jüngste Coup ist die "Genius"-Kollektion, die acht Designer entwickelt haben. Die Augmented-Reality-App auf dem Smartphone erweckt die Stücke zum Leben. Vermarktet wird die Kollektion in exklusiven Pop-up-Stores rund um die Welt. So wird Shopping zur Fashionjagd.

Die Läden sind nur für ein paar Wochen geöffnet, ebenso wie die digitalen Pop-ups auf der Luxus-E-Commerce-Plattform von Alibaba. Chinas Interesse an Wintersport entwickelt sich im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2022 rasant. Monclers Umsatzanteil in Asien liegt heute schon bei fast 40 Prozent, Tendenz stark steigend. In den ersten drei Quartalen 2018 legte der Umsatz um 35 Prozent zu, das hat selbst Ruffini überrascht.

Ein Jahr vor Moncler ging Brunello Cucinelli an die Börse. Die Mode des italienischen Luxuslabels ist sündhaft teuer, aber Balsam fürs Gewissen. Der gleichnamige Gründer und Firmenchef folgt seiner eigenen Philosophie: Ein Produkt ist entweder teuer oder wertvoll. Keine Frage, in welche Kategorie die Luxusklamotten aus Umbrien zählen.

1978 stieg Cucinelli in das Modegeschäft seiner Frau Federica ein und überraschte den Markt mit der Idee, Kaschmir zu färben. Pullover aus Haaren der Kaschmirziegen sind unverwüstlich, wenn man sie richtig pflegt. Langlebige Produkte, die Ressourcen schonen, handwerkliche Tradition fördern und bei denen Mitarbeiter fair bezahlt werden - Cucinelli sieht sich als Bewahrer und trifft mit seinem "humanen Kapitalismus" den Nerv der Zeit. Kaschmir, Seide, feiner Zwirn und die mitgelieferten Werte ziehen immer mehr Käufer an.

Vergangenes Jahr erzielte das Luxuslabel erstmals mehr als 500 Millionen Euro Umsatz. Das Unternehmen wächst über alle Regionen hinweg. Die höchste Steigerung verbucht es in Asien. Der Absatz in China ist mit seinem 8,5-Prozent-Anteil am Gesamtumsatz zwar noch überschaubar, das Wachstum um 36,2 Prozent jedoch schnittig. Wesentlich günstiger als ein Kaschmirpulli ist die Aktie zu haben.

Wachstumstreiber Asien



Asien ist weltweit der Wachstumstreiber im Geschäft mit Luxusprodukten. Die wichtigste Zielgruppe sind die chinesischen Millenials, die bevorzugt über das Smartphone ordern. Im Lyst-Report, der Such- und Wunschlisten sowie Einkäufe im Internet auswertet, steht Prada auf Platz 5 der angesagtesten Marken. Miuccia Prada, die Enkelin des Gründers, gilt als Designerin, die ihrer Zeit voraus ist, den Trend zur Streetwear aber hat sie verpasst. Noch schlimmer: Prada ignorierte die Digitalisierung.

Mit gravierenden Folgen. Nach dem Börsengang 2011 fielen Umsätze und Margen in einen Dornröschenschlaf. In alter Kaufmannstradition eröffnete Prada mit dem Börsenerlös einen Laden nach dem anderen. Die Marke inflationierte sich. Lorenzo Bertelli hat sie ins 21. Jahrhundert befördert. Der Spross der Familie verbreitet das Prada-Flair erfolgreich in den sozialen Medien. Die Kleider mit neonfarbenen Fransen oder sportlich schmale Sonnenbrillen aus der "Linea Rossa"-Kollektion gibt es in neu kreierten Pop-up-Stores.

Die künstliche Verknappung macht die Marke für die internetaffine Kundschaft wieder interessant. Die Onlineoffensive zeigt erste operative Erfolge. Im ersten Halbjahr stieg der Umsatz trotz Gegenwind durch den starken Euro leicht auf 1,5 Milliarden Euro. Besonders gut lief es in Asien. Der Aktienkurs konnte allerdings noch nicht profitieren. Die Investitionen treiben die Kosten in die Höhe. Doch die Prada-Kasse ist voll und könnte daher auch größere Übernahmen verkraften.

Die italienische Modebranche zählt zu den wichtigsten weltweit. Die 67 000 Unternehmen erzielen einen Umsatz von 90 Milliarden Euro. 80 Prozent davon gehen in den Export. Bisher scheiterten alle Bemühungen, einen multinationalen Konzern nach dem Vorbild der französischen Multibrands LVMH oder Kering zu bilden. La Famiglia hütet die Marke und das Geschäft - solange es irgendwie geht.

Investitionen in die Digitalisierung und Social-Media-Aktivitäten verschlingen Unsummen. Bei Versace beispielsweise ging das nicht mehr gut. Das schillernde Edellabel hatte es nach einer langen Durststrecke in die Gewinnzone zurückgeschafft. Dann kaufte der US-Konzern Michael Kors das Unternehmen für 1,8 Milliarden Euro. Der US-amerikanische Designer, bekannt vor allem für seine Handtaschen, übernahm zuletzt auch den britischen Schuhhersteller Jimmy Choo.

Labels zum Schnäppchenpreis



Als nächster möglicher Übernahmekandidat wird der traditionsreiche Schuhhersteller Salvatore Ferragamo gehandelt. Gründer Salvatore Ferragamo nähte Schuhe für Hollywoodstars wie Marilyn Monreo, Judy Garland und Audrey Hepburn. Er starb 1960. Die Witwe Wanda Ferragamo machte seinen Namen welt-bekannt - und prägte ein ganzes Jahrhundert. Mit Schuhen, Handtaschen und Lederwaren, Mode, Schmuck und Parfums machte der Konzern 2017 einen Umsatz von 1,4 Milliarden Euro. Im Oktober starb Wanda mit 96 Jahren in Florenz.

Die sechs Kinder der Ferragamos halten rund 70 Prozent der Anteile. Obwohl sich die Familie wiederholt gegen einen Verkauf der Firma ausgesprochen hatte, wurde im Sommer ein kleiner Anteil abgestoßen. Das Geschäft läuft schon länger nicht mehr rund. Schuld ist die nachlassende Nachfrage nach Schuhen. Umsatz und Ergebnis sind rückläufig. Nach nur zwei Jahren gab Chef Eraldo Poletto auf. Die Enttäuschung bei den Investoren war groß. Sie hatten nach der langen mageren Zeit mit einer Verbesserung gerechnet. Nun ist die frühere Gucci-Managerin Micaela Le Divelec Lemmi, die 20 Jahre lang bei Kering war, auf dem Chefposten. Der Turnaround ist noch nicht geschafft. Scheitert die Familie, wäre das Schuh- und Lederimperium ein günstiges Schnäppchen.

Auch das Luxuslabel Tod’s, wie Ferragamo in den 20er-Jahren gegründet, kämpft seit einigen Jahren mit sinkenden Umsätzen und rückläufigen Gewinnen. Die Nachfahren von Gründer Filippo Della Valle expandierten vor allem in die USA. Schon bald fertigte Tod’s Schuhe für Krizia, Fendi und Calvin Klein. 2000 ging die Firma an die Börse. Der Kurs kletterte 2013 auf das historische Hoch von 138 Euro. Doch die Schuhkrise drückte auch bei Tod’s auf Umsatz und Gewinn. Die Familie Della Valle hat kürzlich ihre Holding reorganisiert und das Familienvermögen vom Tod’s-Anteil getrennt. Auch das gibt Anlass zu Spekulationen.

An lukrative Accessoires wie Leinen oder Schuhe für Hunde haben die Nobelschuster wohl noch nicht gedacht. Fashionliebhaber würden sicherlich auf Hunde-Tod’s abfahren.



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