Die Übernahmespekulationen um JDC könnten wieder aufflammen. Seit der Konkurrent Great West bei den Wiesbadenern einstieg, gilt der Finanzdienstleister als möglicher Kaufkandidat. Nachdem die Kanadier bereits im März dieses Jahres den Kauf von 28 Prozent der JDC-Anteile angekündigt hatten, passierte ­jedoch wenig. Und auch als Ende Oktober bekannt wurde, dass der Versicherungskonzern 8,40 Euro je Aktie für sein Invest­ment zahlt, bewegte sich der Kurs kaum. Dabei notierte der Titel damals mit Kursen um die sechs Euro deutlich unter dem Kaufpreis. Heute klafft unverändert eine Lücke von fast 15 Prozent zwischen Börsen- und Einstandskurs.

Der Abstand könnte sich aber bald verringern. Das Aktienpaket wurde im Block von den bisherigen Großaktionären und Vorständen Ralph Konrad und Sebastian Grabmaier erworben. Beide haben 14 Prozent ihrer Anteile verkauft und halten nun noch je fünf Prozent. Das Geschäft musste allerdings von Deutschland, Österreich, Irland und Kanada abgenickt werden. Dass derart viele Aufsichtsbehörden mitsprechen, liegt daran, dass JDC eine Tochter in der Alpenrepublik hat, während die kanadische Great West den Kauf über eines ihrer irischen Unternehmen abwickelt. Mit der Erlaubnis zum Einstieg wurde diese Hürde vor vier Wochen genommen.

Per Zukauf Rabatt auf den Einstiegskurs

Weil JDC im Freiverkehr gelistet ist, muss Great West, anders als bei Aktien im regulierten Markt, jedoch weder melden, wenn ihr Anteil 30 Prozent erreicht, noch ist ein Übernahmeangebot Pflicht. Eine schnelle Akquisition scheint daher zwar unwahrscheinlich, aber immerhin ist es Great West daher jederzeit möglich, den ­eigenen Einstiegskurs mittels Zukäufen über die Börse zu verbilligen. Hinzu kommt, dass der kanadische Konzern ein milliardenschweres Familienunternehmen ist, das deutlich lieber Mehr- statt Minderheiten hält.

Gegen diese Spekulation aber spricht, dass für den weiteren Erfolg von JDC die eigene Unabhängigkeit sehr wichtig ist. Über die IT-Plattform der Wiesbadener können Finanzdienstleister Policen unterschiedlichster Versicherungen vermitteln und verwalten. Anbieterneutralität ist damit von strategischer Bedeutung. Nach dem Belegschaftsmakler der Lufthansa und der Comdirect konnte die JDC-Plattform mit der Volkswagen Bank kürzlich den nächsten Konzern überzeugen. Während die Großkunden sich den Verwaltungsaufwand sparen, verdient JDC an den Bestandsprovisionen der Policen mit. Wächst dann das Vertragsvolumen, sollte die Plattform skalieren.

Bisher konnte JDC dank der Konzern­klientel zwar die Umsätze, nicht aber die Margen steigern  - auch weil jeder neue Mandant zu Beginn hohe Anbindungskosten verursacht. JDC aber ist zuversichtlich, das Skalierungspotenzial der Plattform bald zeigen zu können. Die Aussichten scheinen zumindest Anleiheinvestoren überzeugt zu haben. Die Zeichnungsfrist für eine soeben begebene 25-Millionen- Euro-Anleihe wurde verkürzt. Sollte JDC weitere Hilfe brauchen, um das derzeit hohe Wachstumstempo zu finanzieren, steht mit Great West nun ein kapitalstarker Partner bereit.