Hans-Dieter Schumacher war gut gelaunt. "Endlich wieder positive Nachrichten", begann der Finanzchef von Jenoptik das Gespräch mit BÖRSE ONLINE und meinte die jüngsten Meldungen. Erst schloss der Anlagenbauer den Kauf von Trioptics ab, dann meldete er einen Großauftrag aus der Autobranche. Der SDAX-Konzern, der im ersten Halbjahr wegen des Coronavirus fast zwölf Prozent weniger bereinigten Umsatz und rund 22 Prozent weniger Ebitda machte, beginnt die Pandemie hinter sich zu lassen.

Einen großen Beitrag zur Erholung liefert Trioptics. Das Unternehmen mit Sitz in Wedel nahe Hamburg testet, inspiziert und zentriert kleinste Kameralinsen. Als "Goldstandard" der Industrie gibt es laut Jenoptik kaum ein Smartphone auf der Welt, dessen Kamera nicht die Qualitätskontrolle der Norddeutschen durchläuft. Der Trend zu mehr und immer kleineren Handyobjektiven beschert dem Unternehmen eine gut 27-prozentige Ebitda-Marge und zweistellige Wachstumsraten. Nach 80 Millionen Euro 2019 sollen die Einnahmen auch dieses Jahr deutlich steigen.

700 bis 800 Millionen Euro Feuerkraft


Da Trioptics ab Oktober in die Zahlen ­der Jenaer einfließt, scheinen die Jahresziele konservativ. Ohne die Übernahme wurden 770 bis 790 Millionen Euro Umsatz und eine Marge von 14,5 bis 15 Prozent erwartet. Nun wird spekuliert, dass Jenoptik seinen Ausblick mit den Zahlen für das dritte Quartal im November anhebt. Schumacher sagt, dass sich Trioptics bereits 2020 positiv auf Umsatz und Ertrag auswirke, hält sich in Sachen Prognose aber noch zurück. Doch "ab 2021 wird die Profitabilität des Konzerns wieder klar nach oben gehen. Wir müssen und wollen uns bei unserem mittelfristigen Ausblick nicht mit 16 Prozent zufriedengeben", so der Finanzchef.

Dazu will er auch weiter zukaufen. Obwohl Trioptics geschätzt rund 300 Millionen Euro kosten dürfte, hat Jenoptik mit Cash, Krediten und dem geplanten Verkauf der Rüstungssparte Vincorion eine finanzielle Feuerkraft von 700 bis 800 Millionen Euro. Laut Schumacher ist die Bilanz solide genug, um die Nettoschulden im Verhältnis zum Ebitda mittelfristig auf das 1,5- bis 2,5-Fache steigen zu lassen. Doch auch "wenn ich den Leverage-Effekt liebe, werden wir es nicht übertreiben. Cash bleibt King. Langfristig peilen wir ein Verhältnis von Nettoschulden zu Ebitda von etwa 1,5 an."

Dass sich die Zukäufe lohnen können, zeigt der jüngste Großauftrag. Die Order über Produktionszellen für Karosserieteile kam über den spanischen Zukauf Interob. Zugleich setzt der nun die Laserschweißanlagen von Jenoptik ein. Die Maschinen für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag sind laut Branchenkennern für die Tesla-Gigafabrik in Brandenburg. Obwohl das Geschäft mit Autokunden zuletzt Verluste machte, soll die Autosparte dank der Bestellung 2020 insgesamt wieder in die schwarzen Zahlen kommen. Die Laune der Aktionäre könnte so wieder steigen.