War was? Wer die vergangenen sechs Monate abgeschottet auf einer einsamen Insel oder einer Berghütte verbracht hat, wird sich bei seiner Rückkehr in die Zivilisation über manches ungewohnte Verhalten der Menschen wundern. Der Blick auf die Kurstafel des DAX aber suggeriert: keine besonderen Vorkommnisse. Der Deutsche Aktienindex steht ziemlich genau dort, wo er vor sechs Monaten stand.

Ansonsten ist fast nichts mehr so, wie es war. Die Corona-Pandemie hat alle Bereiche des Lebens aufgewühlt. Die Weltkonjunktur wird 2020 den stärksten Einbruch seit dem Zweiten Weltkrieg erleiden. Die deutsche Wirtschaft stürzte im zweiten Quartal mehr als zehn Prozent ab. Notenbanken und Staaten pumpen gigantische Geldbeträge in den Kreislauf, um einen noch stärkeren Absturz zu verhindern. Trotzdem haben Millionen Menschen ihren Job verloren, viele Unternehmen werden nur durch Staatshilfen überleben. In einigen Branchen, vor allem im Technologiesektor, hat die Pandemie dagegen einen Boom ausgelöst.

Das alles hält die Aktienmärkte in Bewegung: "Das erste Halbjahr 2020 hat die Anleger viele Nerven gekostet. Niemals zuvor sind die Aktienmärkte so schnell so tief gefallen, und niemals zuvor haben sie sich von einem derartigen Kurseinbruch so schnell wieder erholt", bilanziert Carsten Klude, Chefvolkswirt der Privatbank M.M.Warburg

Börsianer schauen nach vorn. Wie hoch können die Aktienmärkte in diesem Umfeld noch steigen? Droht sogar ein zweiter Crash? €uro am Sonntag hat sich unter führenden Finanzmarktexperten umgehört. Insgesamt herrscht unter den Profis verhaltener Optimismus. Es gibt ein klares Gesamtbild, aber auch ungewöhnliche Thesen.

Im Bann der Notenbanken

Gottfried Heller hat in fünf Jahrzehnten als Vermögensverwalter viele Krisen miterlebt. Die Pandemie ist aber auch für den Seniorpartner der Vermögensverwaltung Fiduka eine extreme Situation. Den mit Abstand wichtigsten Kurstreiber für die Aktienmärkte sieht Heller in der Geldpolitik: "Insbesondere die US-Fed hat noch viel mehr Geld als in der Finanzkrise geschaffen, und das in noch viel kürzerer Zeit. Sie hat innerhalb von vier Monaten so viele Wertpapiere aufgekauft, wie ab 2008 innerhalb von fünf Jahren - nämlich für über drei Billionen Dollar auf nunmehr sieben Billionen. Die EZB und andere Notenbanken haben zwar nicht ganz so massiv Geld erzeugt, aber auch viel mehr und viel schneller als in der Finanzkrise", rechnet der Börsenaltmeister vor.

Eine schnelle Normalisierung der Geldpolitik ist auch nach Einschätzung der Commerzbank unwahrscheinlich. Die Europäische Zentralbank (EZB) "dürfte auf Jahre an ihrer lockeren Geldpolitik festhalten. Erstens hält die Corona-bedingt hohe Arbeitslosigkeit die Lohnkosten und damit die Inflation niedrig. Zweitens sieht es die EZB nicht als ihre Aufgabe an, gegen stark steigende Preise an den Finanz- oder Immobilienmärkten vorzugehen", kalkuliert Chefvolkswirt Jörg Krämer.

Bei Warburg sieht man Parallelen zur Geldpolitik der späten 1990er-Jahre, als die US-Notenbank nach dem Zusammenbruch des Hedgefonds LTCM die Zinsen drei Mal senkte. "Als sich die Konjunktur danach wieder erholte, versäumte es die Notenbank jedoch, rechtzeitig wieder die Zinsen zu erhöhen. Aufgrund der Sorge vor möglichen Computerproblemen aufgrund des Jahrtausendwechsels versorgte man die Märkte weiterhin mit üppiger Liquidität - und schuf damit die bislang größte Börsenblase aller Zeiten", erinnert Klude.

Europa dreht auf

Der zweite Kurstreiber der Gegenwart sind die großen Konjunkturprogramme der Staaten. Allein die Europäische Union hat im Kampf gegen die Corona-Krise einen Aufbaufonds mit einem Volumen von 750 Milliarden Euro geschaffen. Parallel dazu laufen auf nationaler Ebene viele Konjunkturprogramme, in Deutschland beispielsweise die Mehrwertsteuersenkung. Noch größere Summen pumpt die US-Regierung in den Wirtschaftskreislauf. Heller: "Das stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten und hält die Wirtschaft am Laufen. In ein paar Jahren wird das zwar große Probleme schaffen, aber das ist ein anderes Thema."

Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, beschreibt die Lage wie gewohnt mit deutlichen Worten: "Mit der beispiellosen Neuverschuldung, die von der EZB finanziert wird, will man nicht zuletzt die Konjunktur kaltstarten, um sozialen Problemen aus dem Weg zu gehen."

Tatsächlich haben viele Konjunkturindikatoren wie der Geschäftsklimaindex in Deutschland (siehe Investor-Info) oder auch die Einzelhandelsumsätze zuletzt positiv überraschen können. "Vor diesem Gesamthintergrund wird immer mehr ein Ende der Gewinnmisere der Unternehmen eingepreist. In Deutschland bildet sich die Schrumpfung bereits zurück. Es kommt wieder fundamentaler Speck an den Aktienknochen", formuliert Halver.

Joker in der Hinterhand

Trotzdem dürfte die Geldpolitik weiterhin eine zentrale Rolle für die Finanzmärkte spielen. Für Ulrich Stephan, den Chefanlagestrategen für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, ist es nötig, dass Regierungen und Notenbanken fortfahren, alles zu tun, um die negativen Folgen der Corona-Krise zu bewältigen: "Der noch junge Aufschwung könnte schnell beendet sein, wenn zu früh aus der unterstützenden Geldpolitik ausgestiegen wird oder es zu Verzögerungen bei der Umsetzung der Stimulusmaßnahmen kommt", warnt Stephan.

Die aktuellen Programme müssen dabei nicht das letzte Wort sein: Christan Kahler, Leiter Aktienstrategie & Asset Allocation der DZ Bank, sieht neue Hilfsprogramme für den Fall, dass sich die Lage wider Erwarten verschärfen sollte, als "Joker" für die Aktienmärkte.

Die Aktienmärkte haben auf die neuen Impulse bereits reagiert. Wie weit ist damit eine Wirtschaftserholung bereits in den aktuellen Kursen verarbeitet? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des DAX liegt auf Basis der für die kommenden zwölf Monate erwarteten Unternehmensgewinne ein Drittel über dem langjährigen Durchschnitt. Beim marktbreiten amerikanischen Aktienindex S & P 500 ist der Bewertungsaufschlag laut Bloomberg-Daten sogar noch höher und beträgt 40 Prozent.

"Verglichen mit den eingebrochenen Unternehmensgewinnen sind deutsche Aktien hoch bewertet", gibt Krämer zu bedenken. Die Aussicht auf dauerhaft negative EZB-Zinsen treibe Anleger auf der verzweifelten Suche nach Erträgen in Anlagen wie Aktien oder Immobilien. Außerdem würden viele Anleger mit einer V-förmigen Erholung der Weltkonjunktur rechnen.

Hohe Bewertungskennziffern müssen allerdings nicht zwingend eine Kursbremse sein. Die Gewinne der Unternehmen sind in dem durch die Corona-Krise gezeichneten zweiten Quartal zwar stark gefallen, viele aber konnten sich besser halten, als es Analysten erwartet haben. Von den Mitgliedern des S & P 500 haben in der laufenden Berichtssaison laut Datendienst Bloomberg über 80 Prozent die Konsensschätzung übertroffen, im europäischen Stoxx 600 sind es 60 Prozent.

Positive Überraschungen wiederum dürften die Gewinnschätzungen der Analysten nach oben schieben und damit Größen wie das KGV drücken. Anders ausgedrückt: Aktien sind womöglich gar nicht so teuer, wie es die Kennziffern suggerieren. Nach Einschätzung von Kahler rücken klassische Bewertungskennziffern im aktuellen Umfeld ohnehin in den Hintergrund: "Bis die Ertragskraft der Unternehmen wieder die treibende Dominante für die Aktienkurse wird, dürfte es noch einige Zeit dauern. Bis dahin dürfte die üppige Liquiditätsversorgung der Notenbanken dafür sorgen, dass Aktien nachgefragt bleiben", so der Stratege.

Ein wichtiger und schwer zu kalkulierender Faktor bleibt der Kampf gegen das Virus: Eine zweite große Infektionswelle könnte die Regierungen zu neuen Zwangsmaßnahmen treiben. Da viele Unternehmen bereits stark geschwächt sind, würden erneute Einschränkungen drastische ökonomische Folgen haben. Dieser Angst steht die Hoffnung auf die zügige Entwicklung eines Impfstoffes entgegen. Mehr als zwei Dutzend Kandidaten sind laut einer Analyse der Weltgesundheitsorganisation inzwischen in den klinischen Testphasen, sechs haben die dritte und damit finale Phase erreicht. Die Zwischenmeldungen aus den Laboren sind ermutigend, Prognosen zur Wirksamkeit der Kandidaten aber extrem schwer. Schon ein Erfolg aber könnte zum Befreiungsschlag reichen. "Die wahrscheinliche Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffs in den nächsten Quartalen sowie eine synchrone Erholung der Weltwirtschaft nächstes Jahr dürften förderlich für deutsche Aktien sein", kalkuliert Ulrich Urbahn, Leiter Multi Asset Strategy & Research bei Berenberg.

Leben mit dem Virus

Bis zu einer erlösenden Erfolgsmeldung aus den Forschungslaboren geht es vor allem darum, das Virus einzugrenzen. Das ist ein Balanceakt. Es müsse gelingen, die Neuinfektionen trotz weiterer Lockerungen der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen niedrig zu halten: "Dies ist in Asien und Europa bisher gut gelungen. Deutsche Unternehmen sind maßgeblich von der Auslandsnachfrage abhängig. Für sie ist es besonders wichtig, dass auch die USA und Südamerika die Pandemie in den Griff bekommen", mahnt Stephan.

Auch wenn das Virus im Alltag noch immer der dominierende Einflussfaktor ist, gewinnen andere Themen an Bedeutung - und könnten schnell starken Einfluss auf die Aktienkurse entwickeln. Heller verweist auf die Anfang November anstehende Präsidentschaftswahl in den USA, den sich in diesen Tagen erneut zuspitzenden amerikanisch-chinesischen Handelskrieg und Großbritanniens Abschied aus der Europäischen Union, der spätestens zum Jahreswechsel abgeschlossen wird.

Carsten Mumm, Chefvolkswirt des Bankhauses Donner & Reuschel, sieht als weiteren potenziellen Einflussfaktor steigende Insolvenzanmeldungen vor allem bei kleineren Unternehmen aus Dienstleistungssektoren.

Neue Favoriten

Was bedeutet das alles für die Aktienmärkte? Rücksetzer sind angesichts der massiven Kursgewinne jederzeit möglich. Dramatische Kurseinbrüche beziehungsweise ein Crash seien aber nicht zu erwarten, glaubt Halver. Das liege auch daran, dass "die Kassenhaltung der großen Kapitalsammelstellen immer noch überdurchschnittlich hoch ist. Es ist also genug Anlagemunition vorhanden, um attraktive Einstiegschancen bei Kursrücksetzern zu nutzen. Nicht zuletzt haben die Vermögensverwalter seit Mitte März realisieren müssen, dass eine zu lange Aktienabstinenz gefährlich ist."

Nachdem US-amerikanische Titel lange Zeit die klaren Gewinner an den Aktienmärkten waren, sehen die Profis jetzt neue Favoriten. Zwei Regionen wurden in der Umfrage der Redaktion besonders häufig genannt: die Schwellenländer und Europa. "Generell würde ich regionale Schwerpunkte bei den Emerging Markets setzen, die von reichlich Liquidität stets mit am stärksten profitieren. An zweiter Stelle steht Europa, weil sich hier die Wirtschaft - neben China - am deutlichsten erholt, wenn auch von extrem tiefem Niveau aus", glaubt Heller.

Ein Comeback Europas ist oft vorausgesagt worden, könnte jetzt aber Wirklichkeit werden: Die Einigung auf dem Gipfel in Brüssel mit dem Kompromiss beim Wiederaufbaufonds sei ein "wichtiges Signal vor allem an ausländische Anleger, dass die EU und die Eurozone nicht auseinanderbrechen werden, sondern dass die Integration weitergeht", argumentiert Ökonom Klude. Der Schritt zu einer "Fiskalunion light" könnte somit dazu führen, dass sich der DAX besser entwickelt als der S & P. In Europa seien zudem der spanische und der italienische Aktienmarkt sehr günstig bewertet.

Bei den Branchen setzen die Profis sehr unterschiedliche Akzente: Altmeister Heller bevorzugt defensive, dividendenstarke Unternehmen aus den Bereichen Gesundheit, Nahrung, Energieversorgung und Telekom sowie langfristig Value-Aktien, also die besonders stark unter die Räder gekommenen zyklischen Sektoren. Heller: "Sie weisen bei einer wirtschaftlichen Normalisierung beachtliches Aufholpotenzial auf - von Chemie über Autoindustrie und deren Zulieferer bis hin zu Maschinenbau und Rohstoffen."

Stratege Stephan erwartet, dass sich zyklische Sektoren wie Grundstoffe, Industrie und Finanzen gut entwickeln. "Nach der zehnjährigen unterdurchschnittlichen Entwicklung gegenüber Wachstumstiteln sind meiner Meinung nach auch Substanzwerte wieder einen Blick wert." Langfristig orientierte Investoren sollten aber die strukturellen Herausforderungen nicht außer Acht lassen: "Banken werden noch lange unter dem Niedrigzinsumfeld leiden, die sinkende Bedeutung fossiler Brennstoffe belastet den Öl- und Gassektor, und die Automobil- sowie Luftfahrtbranche müssen sich auf eine veränderte Nachfrage gefasst machen und sich dem technischen Wandel anpassen." Bei Donner & Reuschel sieht man weiterhin gute Chancen bei Aktien aus den Branchen Technologie und Gesundheit: "Beide Bereiche sind Nutznießer von schon lange bestehenden Megatrends, die gerade von den akut aus der Krise resultierenden verstärkten Investitionen in die Digitalisierung, die Entwicklung von Impfstoffen oder den Ausbau der Gesundheitsinfrastruktur zusätzlich profitieren."

Die Ziele für den DAX

Und was trauen die Profis dem Deutschen Aktienindex in diesem Jahr noch zu? Prognosen für kurze Zeitspannen sind besonders schwierig, weil die Finanzmärkte von vielen, oft unberechenbaren Faktoren getrieben werden. Darum wollten nicht alle von der Redaktion befragten Experten konkrete Prognosen abgegeben. Trotzdem reicht es, um eine Tendenz abzulesen: Bis Jahresende sehen die Profis den DAX in etwa auf dem aktuellen Niveau. Das am häufigsten genannte Ziel ist 13.000 Punkte.

Für das kommende Jahr erwarten die Profis mehr Potenzial, allein schon weil die Corona-Krise dann vermutlich an Dramatik verloren hat. Baader Bank und Warburg trauen dem DAX dabei am meisten zu, nämlich Jahreshöchststände in der Region von 15.000 Punkten. Wer in einem Jahr von einer einsamen Insel oder seiner Berghütte zurückkehrt, könnte also von guten Nachrichten empfangen werden.

 


INVESTOR-INFO

Munich Re

Dividendenheld

Durch die Pandemie sind dem Rückversicherer im zweiten Quartal Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro entstanden. Der Quartalsnettogewinn schrumpfte von 993 auf rund 600 Millionen Euro. Analysten hatten mit einem stärkeren Rückgang auf 405 Millionen gerechnet. Die Dividende sollte auf dem aktuellen Niveau nicht in Gefahr sein: Für das laufende Jahr erwarten Analysten erneut 9,80 Euro je Aktie. Die Dividendenrendite der Aktie liegt damit deutlich über DAX-Niveau.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 280,00 Euro
Stoppkurs: 180,00 Euro

Nestlé

Basisinvestment

Der Schweizer Nahrungsmittelkonzern wächst auch in der Krise. Der Umsatz legt im ersten Halbjahr organisch um 2,8 Prozent zu. Analysten hatten laut Bloomberg nur 2,3 Prozent auf dem Zettel. Nach Hamsterkäufen im März schwächte sich das Wachstum zuletzt etwas ab. Für das Gesamtjahr erwartet Nestlé einen Zuwachs um zwei bis drei Prozent. Das wäre angesichts der Rahmenbedingungen ein guter Wert. Nestlé bleibt ein defensives Basisinvestment und guter Dividendenwert.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 125,00 Euro
Stoppkurs: 85,00 Euro

Roche GS

Qualitätstitel

Die Diagnostiksparte des Schweizer Pharmakonzerns profitiert von der hohen Nachfrage nach Covid-19-Tests. In der deutlich größeren Pharmasparte läuft es dagegen schlechter: Weil viele Menschen aus Angst vor dem Virus nicht zum Arzt gingen, sank der Umsatz mit Medikamenten zuletzt. Inzwischen erhole sich das Kerngeschäft aber wieder, berichtet Roche. Im Gesamtjahr sollen Umsatz und Gewinn im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Auch Roche ist ein zuverlässiger Dividendenzahler.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 380,00 Euro
Stoppkurs: 260,00 Euro

Konjunktur

Klimaerwärmung

Der Ifo-Geschäftsklimaindex misst die Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Für Juli legte das Barometer auf 90,5 von 86,3 Punkten zu. Der dritte Anstieg in Folge wird als Signal für eine Trendwende zum Besseren gewertet. Geschäftsaussichten und Lage werden günstiger eingeschätzt als zuletzt.

Bewertung

Neutrale Zone

Der Buchwert misst die Substanz einer Firma. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) schwankt weniger als das Kurs-Gewinn-Verhältnis aufgrund der Gewinnschätzungen und gibt in turbulenten Zeiten gute Orientierung. Das KBV des DAX liegt derzeit bei etwa 1,5, also ungefähr im langjährigen Schnitt.

Deutschland

Fidelity Germany

Deutschland sollte mit seiner stark auf den Export ausgerichteten und damit zyklischen Wirtschaft von einer Erholung der Weltkonjunktur deutlich profitieren. Die Fondsmanager des Fidelity Germany haben bei der Suche nach chancenreichen Titeln ein gutes Gespür bewiesen. Besonderen Wert legen sie bei der Analyse auf eine hohe Kapitalrendite und ein Ertragswachstum, das dauerhaft über dem Durchschnitt liegt. Die größten Positionen waren zuletzt SAP, Linde und Bayer.

Europa

Berenberg Eurozone Focus

Europa war für Börsianer lange so etwas wie der versunkene Kontinent. Jetzt besteht die Hoffnung, dass es dank der großen Aufbaufonds wirklich aufwärtsgeht. Schon in der Vergangenheit hat der Berenberg Eurozone Focus Fund beachtliche Renditen erreicht. Die Fondsmanager setzen als Stockpicker klare eigene Akzente. Zu den Top-Positionen im Fonds zählten zuletzt der deutsche Kochboxenlieferant Hellofresh oder auch der niederländische Halbleiterspezialist ASML.

Schwellenländer

Vontobel Emerging Markets

Schwellenländer zeichnen sich durch hohes Wachstumspotenzial mit entsprechenden Chancen für Investoren, aber auch besondere Risiken aus. Zu den besten Fonds in diesem Bereich gehört der Vontobel MTX Sustainable Emerging Markets Leaders. Die Fondsmanager wählen Aktien systematisch unter anderem auf Basis der Kapitalrendite eines Unternehmens, aber nach ethischen Standards aus. Knapp 40 Prozent des Fondsvolumens waren zuletzt in China investiert, gefolgt von Südkorea (14) Taiwan (9) und Brasilien (6).

ASML

Trendgewinner

Der Chipausrüster dominiert als Anbieter von Lithografiesystemen eine lukrative Marktnische. Im zweiten Quartal kletterte der Gewinn der Niederländer deutlich auf 751 Millionen Euro, blieb damit allerdings hinter den Erwartungen. Die Aktie von ASML ist darum unter Druck geraten. Bei Kursen knapp unter 300 Euro liegt eine charttechnische Unterstützung und damit eine Einstiegsgelegenheit für offensive Anleger. Auf lange Sicht bleibt ASML klarer Profiteur der Digitalisierung.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 360,00 Euro
Stoppkurs: 246,00 Euro

Daimler

Wendemanöver

Der Autokonzern hat sich mit dem Betriebsrat auf Eckpunkte zur Personalkostensenkung in Deutschland geeinigt. Laut Reuters geht es um 450 Millionen Euro. Im zweiten Quartal hat Daimler besser abgeschnitten als von Analysten befürchtet. Auch der Ausblick macht Mut: Für das laufende Quartal erwartet der Vorstand eine Erholung des in der Pandemie eingebrochenen Absatzes. Die Deutsche Bank stufte die Aktie auf "Kaufen" hoch.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 48,00 Euro
Stoppkurs: 32,00 Euro

Kering

Onlineschub

Der Umsatz des französischen Luxusgüterkonglomerats (Gucci) ist im zweiten Quartal um 44 Prozent eingebrochen, nicht ganz so extrem, wie von Analysten kalkuliert. Ermutigend ist das deutliche Wachstum des Onlinegeschäfts, das im Quartal um 72 Prozent zulegte. Langfristig bleibt Kering eine attraktive Wachstumsstory. Gegenwärtig ist die Aktie eine Spekulation auf eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 590,00 Euro
Stoppkurs: 390,00 Euro