Wenn am kommenden Mittwoch die USA und China nach fast zwei Jahren Handelskrieg ein erstes Handelsabkommen unterzeichnen, dann haben fast zeitgleich auch die ersten großen US-Konzerne ihre Zwischenberichte vorgelegt. Noch ist unklar, was genau in dem Abkommen steht und ob es sich nicht doch noch verzögert, aber jedes Signal der Entspannung könnte sich schon positiv auf die Ausblicke der Unternehmen auswirken. Gerade der Handelsstreit hatte die Gewinnperspektiven der US--Konzerne zuletzt teilweise erheblich belastet.

Der Chefvolkswirt von Donner-& Reuschel, Carsten Mumm, erwartet ansonsten von den S & P--500-Unternehmen wenig Überraschendes - auch weil die Bewertungen vieler US-Unternehmen schon erheblich über ihrem langjährigen Durchschnitt lägen. "Deutliche Kursgewinne sind tatsächlich nur bei einem klar positiven Ausblick und der Aussicht auf steigende Gewinne zu erwarten." Die zuletzt von Analysten für 2020 im Schnitt erwartete zehnprozentige Gewinnsteigerung für die S & P-500-Firmen sei schon sehr ambitioniert.

Den Auftakt für die Berichtssaison geben wieder die großen US-Banken: JP Morgan Chase, Citigroup und Wells Fargo am Dienstag, Bank of America, Bancorp, Goldman Sachs und Morgan Stanley ab Mittwoch. "US-Banken haben Euroanlegern 2019 eine sagenhafte Performance von 43 Prozent beschert", sagte der Chefanlagestratege der Deutschen Bank, Ulrich Stephan, gegenüber BÖRSE ONLINE. Trotz der Hausse werde der Sektor derzeit mit einem Abschlag zum S & P 500 von 35 Prozent günstiger gehandelt als in den Vorkrisenjahren 2005 bis 2008. "Deshalb sehe ich auch angesichts der erwarteten Konjunkturerholung weiteres Kurspotenzial." Die Banken könnten die zuletzt gefallenen Nettozinsmargen mittelfristig stabilisieren, sollte die Fed wie erwartet den Leitzins stabil halten. Und aufgrund der Aktienrückkaufprogramme von rund 100 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr sei ein solides Gewinnplus von vier Prozent pro Aktie zu erwarten. Das größte Risiko für die US-Banken sei eine erneute Eskalation des Handelsstreits samt globaler Konjunkturschwäche, so Stephan.

Deutsche Banken legen zu


Europäische Geldhäuser stecken dagegen in viel schwierigerem Fahrwasser - auch wenn Baader-Bank-Kapitalmarktexperte Robert Halver schon eine mögliche "Renaissance deutscher Bankaktien" ausgerufen hat. Immerhin haben die Papiere von Deutscher Bank und Commerzbank seit Ende Dezember zweistellig angezogen. Mangels fundamentaler Gründe sei das aber eher eine "technische Gegenbewegung eines der schlechtesten Sektoren 2019", so Reuschel-Experte Mumm.

Philipp Häßler von Pareto -Securities zieht die leichte Entspannung bei den Kapitalmarktzinsen als mögliche Begründung für den rätselhaften Kurs-anstieg heran, aber das reiche auch nicht aus. Vermutlich habe Deutsche-Bank-Konzernchef Christian Sewing auf dem Kapitalmarkttag im Dezember den Investoren vermitteln können, dass die Bank beim Kostenabbau und beim Konzernumbau auf dem richtigen Weg sei. "Und dass es auch im operativen Geschäft vor allem im Kerngeschäft Investmentbanking im vierten Quartal gut gelaufen sei und dort keine negativen Nachrichten drohten."