Erstaunliche Resilienz an der Wall Street: Bei Vorlage der neuen Quartalsbilanzen überrascht JPMorgan positiv, während die Citigroup Rekordzahlen liefert.
Während Donald Trumps neue Zollpolitik für Turbulenzen an den Finanzmärkten sorgt, beweisen die beiden Großbanken JPMorgan Chase und Citigroup im zweiten Quartal 2025 erstaunliche Resilienz. Beide Institute übertrafen die Analystenerwartungen teils deutlich – getrieben von robusten Handelsgeschäften und einer widerstandsfähigen US-Konjunktur.
JPMorgan Chase glänzt
Die größte US-Bank, JPMorgan Chase, erzielte zum sechsten Mal in Folge ein besser als erwartetes Quartalsergebnis. Zwar sank der Gewinn um 17 Prozent auf knapp 15 Milliarden Dollar, doch mit einem Gewinn je Aktie von 5,24 Dollar wurden die Schätzungen der Analysten klar geschlagen. Die Erträge fielen zwar – insbesondere wegen eines Vorjahreseffekts durch den Visa-Verkauf – dennoch überzeugten vor allem die Investmentbanking- und Handelsbereiche.
Das Handelsgeschäft legte um 15 Prozent auf 8,9 Milliarden Dollar zu. Auch die Investmentbanking-Fees wuchsen um 7 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. CEO Jamie Dimon hob den Ausblick für den Zinsüberschuss auf 92 Milliarden Dollar an und kündigte ein 50-Milliarden-Dollar schweres Aktienrückkaufprogramm sowie eine Dividendenerhöhung an.
Dimon warnte zugleich wie zuletzt vor systemischen Risiken: Zölle, geopolitische Unsicherheiten, hohe Haushaltsdefizite und überhöhte Bewertungen seien ernst zu nehmen. Dennoch bleibe die US-Wirtschaft widerstandsfähig – der Konsum sei robust, die Kreditqualität stabil.
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Citigroup: Trading-Boom befeuert bestes Q2 seit fünf Jahren
Noch besser lief es bei der Citigroup. Das Institut erzielte ein Handelsplus von 20 Prozent im Bereich Anleihen, Zinsen und Währungen, aber auch das Aktiengeschäft überraschte positiv. Die Erträge stiegen auf 21,67 Milliarden Dollar, der Gewinn legte um rund 25 Prozentauf 4,02 Milliarden Dollar zu – ebenfalls klar über den Erwartungen.
Besonders beeindruckend: Das Banking-Segment verzeichnete ein Umsatzplus von 22,6 Prozent, Investmentbanking legte um 15 Prozent zu. Citigroup-CFO Mark Mason erklärte, dass Kunden angesichts der Marktvolatilität vermehrt Transaktionen tätigten – ein Vorteil für das Fee-Geschäft. Für das Gesamtjahr peilt die Bank nun rund 84 Milliarden Dollar Umsatz an – das obere Ende der bisherigen Guidance.
Wells Fargo: Gewinnplus ohne Glanz – Aktie unter Druck
Weniger überzeugend fiel der Bericht von Wells Fargo aus. Zwar wuchs der Nettogewinn um 12 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar, doch die enttäuschende Entwicklung beim Zinsüberschuss – ein Rückgang um 1,8 Prozent auf 11,71 Milliarden Dollar – veranlasste die Bank, ihre Prognose für das Gesamtjahr zu senken.
Statt eines Wachstums beim Zinsüberschuss erwartet CEO Charlie Scharf nun Stagnation. Die Aktie verlor vorbörslich rund 3 Prozent, auch weil Wells Fargo im Gegensatz zu den Rivalen kaum vom florierenden Investmentbanking profitieren kann.
Finanzsektor einer der großen Gewinner 2025
Bankaktien zählen 2025 zu den großen Gewinnern and er Wall Street. JPMorgan hat seit Jahresbeginn über 20 Prozent zugelegt, die Citigroup sogar um rund 24 Prozent, während Wells Fargo mit knapp 19 Prozent leicht hinterher hinkt; der Banken-ETF XLF kommt unterdessen auf ein Plus von rund 9 Prozent.
Warum Finanzwerte so gut gelaufen sind, machen die jüngsten Quartalsergebnisse deutlich. Trotz des durchwachsenen Bildes bleibt die fundamentale Story der US-Banken intakt. Citigroup und JPMorgan zeigen, dass gut positionierte Häuser von Marktvolatilität und resilientem Konsum profitieren können – selbst im Umfeld geopolitischer Unsicherheit.
Wer auf Stabilität, Dividenden und Rückkäufe setzt, findet in den US-Großbanken weiterhin überzeugende Investmentcases – allerdings hätte der schwache Dollar für europäische Anleger den Großteil der Zugewinne aufgefressen. Deutsche Bankaktien konnte 2025 bislang ungleich mehr zulegen: Die deutsche Bank um 52 Prozent, die Commerzbank um über 80 Prozent.
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