Volle Auftragsbücher, ein schönes Umsatzplus und höhere Margen: Mit dem Quartalsergebnis hat Kion Group die Erwartungen getoppt. Beim Gesamterlös legte die MDAX-Gesellschaft um 13 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. In derselben Größenordnung - mit ähnlichen Steigerungsraten - bewegt sich der Auftragseingang. Den Ausschlag gab die umsatzmäßig kleinere Sparte Supply Chain Solutions mit ihrem Orderzuwachs von mehr als 50 Prozent. Dieser Geschäftsbereich umfasst sämtliche Logistiklösungen, die den Materialfluss in Lagerhäusern, Fabriken und Vertriebszentren steuern.

Digitaler Handel befeuert Geschäft


Noch besser läuft es bei den Gewinnen. Das bereinigte operative Ergebnis kletterte um 15,5 Prozent auf 182 Millionen Euro. Unterm Strich verdiente Kion 93,1 Millionen Euro, 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Beim Ausblick für 2019 hält das Management an den Eckdaten fest, die es vor zwei Monaten vorgegeben hatte: ein Korridor von 8,15 bis 8,65 Milliarden Euro beim Konzernumsatz und ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebit) in der Bandbreite von 380 bis 480 Millionen Euro. Die Frankfurter sind langfristig sehr gut aufgestellt, sodass sie die Wachstumsraten auch bei sich eintrübender Konjunktur hoch halten können. Die Aktie hat damit das Zeug, den Höhenflug von 30 Prozent Kursgewinn seit Jahresanfang fortzusetzen.

Ein geschickter Schachzug war die im Dezember 2016 abgeschlossene zwei Milliarden US-Dollar schwere Übernahme des Anlagen- und Maschinenbauers Dematic. Mit diesem Coup, so Konzernchef Gordon Riske im Interview, habe Kion sich als globaler Komplettanbieter entscheidend verstärkt: "Bei uns können Kunden einen einfachen Handhubwagen für 500 Euro kaufen. Zugleich sind wir als einer der ganz wenigen Anbieter in der Lage, ein hochautomatisiertes Lager mit 100 000 Quadratmetern für 100 Millionen Euro zu konstruieren, zu implementieren und zu warten."

Neben neuen Produkten wie digital gesteuerten Staplern und Flottensystemen will Riske in den nächsten Jahren den Anteil des margenstarken Dienstleistungsgeschäfts von aktuell 43 Prozent nach oben fahren. Mit drei neuen Werken in Indien, China und Polen sollen zugleich die weltweiten Fertigungskapazitäten um 20 Prozent aufgestockt werden.

Klar ist aber auch: Die Auftragslage bei Kion hängt an den Investitionen der Endkunden - und diese an der wirtschaftlichen Entwicklung. Was im Umkehrschluss bedeutet: Sollte sich das globale Konjunkturbild aufhellen, profitiert Kion unmittelbar davon.

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Interview mit Gordon Riske, Vorstand der von Kion


Konzernchef Gordon Riske erläutert, wie Kion im Geschäft mit Gabelstaplern und automatisierten Lösungen für den Lagertransport weiter wachsen will.

Börse Online: Im Quartalsbericht verweist Kion auf "uneinheitliche Markttrends". Was hat es damit auf sich?
Gordon Riske: Unser Geschäft ist global ausgerichtet, regional ist China unser größter Einzelmarkt. Unsicherheiten wie der Handelskonflikt zwischen den USA und China beeinflussen die Nachfrage von Kundenseite. Umgekehrt profitieren wir davon, wenn die jüngsten Maßnahmen der chinesischen Regierung zur Konjunkturbelebung greifen, zum Beispiel die Absenkung der Mehrwertsteuer um drei Prozent.

Bedeutet das größere Schwankungen?
Wir hatten einen sehr guten Start ins neue Geschäftsjahr. Unsere Umsatzbasis ist sehr wetterfest, bei unseren Staplern bilden die zehn größten Kunden gerade einmal sechs Prozent am Gesamtumsatz. Wir erwarten eine Normalisierung der Nachfrage nach Staplern rund um das langfristige Marktwachstum von jährlich vier Prozent.

Trotzdem sind die Zielkorridore im Ausblick breit gefasst.
Damit tragen wir dem Umstand Rechnung, dass sich bei den Staplern eine Normalisierung gegenüber dem zweistelligen Wachstum der vorigen Jahre abzeichnet. Zugleich wächst der Markt für automatisierte Lager weiterhin im oberen einstelligen Bereich. Diese Prognose hatten wir vor zwei Monaten abgegeben, und wir fühlen uns weiter wohl damit.

Wird das Geschäftsfeld Lieferkettenlogistik die hohen Wachstumsraten halten?
Absolut. Ich sehe außerdem noch große Chancen im Servicegeschäft, das in dieser Sparte erst 26 Prozent am Gesamtumsatz liefert. Bei den Staplern sind es 49 Prozent. Zudem haben automatisierte Lager eine lange Lebenszeit von bis zu 20 Jahren, in denen viele technische Updates notwendig sind.

Erwarten Sie, dass Hauptaktionär Weichai Power seinen Anteil von 45 Prozent weiter aufstockt?
Ich erkenne keinen Grund dafür. Weichai konsolidiert uns voll, dafür ist nach chinesischem GAAP der heutige Anteil völlig ausreichend. Die Firma ist ein exzellenter Partner und für uns ein wichtiger Türöffner in den bedeutenden chinesischen Markt.