P ersonaldienstleister haben Hochkonjunktur in Zeiten des Fachkräftemangels. Der in weiten Teilen nahezu leer gefegte Arbeitsmarkt ist ein Thema in den USA ebenso wie in Japan, in Europa und nicht zuletzt auch in Deutschland. Seit Jahren steigt hierzulande die Zahl der offenen Stellen. In Deutschland könnte dies aber erst der Anfang einer längerfristigen Entwicklung sein, die aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung in den kommenden Jahren weiter an Brisanz zunehmen dürfte.

In vielen Ländern Europas ist die Entwicklung ähnlich, die Quoten unbesetzter Arbeitsplätze steigen auch dort seit Jahren. Vergleichbar ist die Situation in den USA, dort liegt die Arbeitslosigkeit, die in der Pandemie zeitweise Rekordstände erreicht hatte, längst wieder auf dem Niveau von vor der Krise.

In den Ingenieursbranchen ist der Mangel an Arbeitskräften schon heute besonders eklatant, vor allem in der Informatik. In vielen Unternehmen hat die Personalabteilung an Bedeutung gewonnen. Das gilt auch für deren öffentliche Wahrnehmung als kritischer Faktor für den Unternehmenserfolg. Vor allem mittelständische Firmen ohne große Personalabteilung sind bei der Besetzung offener Stellen oft auf den Einsatz von Personaldienstleistern angewiesen. Goldene Zeiten also für die Branche.

Amadeus Fire, ein Personaldienstleister, der sich ausschließlich in Deutschland auf die Vermittlung kaufmännischer Fach- und Führungskräfte in Zeitarbeit als Interimsmanager und auf die klassische Vermittlung von Arbeitskräften spezialisiert hat, erlebt dank des lebhaften Jobmarkts in Deutschland einen Boom. Das Unternehmen macht rund 60 Prozent seines Umsatzes auf dem Zeitarbeitsmarkt. Amadeus Fire stellt selbst Mitarbeiter ein und vermittelt sie auf Zeit an andere Unternehmen mit einem Aufschlag auf das gezahlte Gehalt. Ein Marktsegment, das 2005 mit der Einführung der Hartz-IV-Maßnahmen groß wurde. In den vergangenen Jahren aber ist das Geschäft kontinuierlich zurückgegangen. Grund dafür war eine zunehmend restriktive Regulierung.

Dafür steigt bei Amadeus Fire der Umsatzanteil, der mit der vorübergehenden Besetzung von Vakanzen in den Führungsetagen erzielt wird, und mit der klassischen Vermittlung von Mitarbeitern gegen Gebühr.

Corona hat die Branche zunächst nur kurzfristig getroffen. Nach dem ersten Schock im zweiten und dritten Quartal 2020 mit fast flächendeckenden Einstellungsstopps ging es ab dem vierten Quartal schon wieder aufwärts. Die damals einsetzende verstärkte Nachfrage nach Arbeitskräften ist seitdem ungebrochen. Mitarbeiter sind gesucht. Das gilt vor allem für Hochqualifizierte.

Kurspflege mit Aktienrückkauf

Einer der ganz großen international aktiven Personaldienstleister mit einer Marktkapitalisierung von rund 70 Milliarden Euro sind die Recruit Holdings mit Hauptsitz in Tokio. In Deutschland kennt man das Unternehmen am ehesten durch die Angebote der Plattformen Indeed oder Glasdoor.

Der Name Indeed prangt beispielsweise auf den Trikots der Fußballspieler von Eintracht Frankfurt. Das Jobportal ist eines der größten weltweit, der Konzern ist hier in über 60 Ländern aktiv und arbeitet in fast 30 Sprachen. Auf Glasdoor finden sich Stellenausschreibungen, Arbeitgeberbewertungen und Gehaltsangaben sowie Informationen zu Bewerbungsgesprächen. Mit den vielen Zusatzinformationen liefert Glasdoor grundsätzlich zu einem Jobwechsel neigenden Menschen Anlass, auf deren Seite zu gehen und vielleicht - motiviert von den vermeintlichen Verdienstmöglichkeiten bei einem anderen Arbeitgeber -, nach für sie passenden Angeboten zu suchen.

Im Januar geriet die Aktie der Japaner stärker unter Druck, weil mehrere institutionelle Investoren signalisiert hatten, ihre Anteile verkaufen zu wollen. Deshalb beschloss das Management der Recruit Holdings Ende Januar ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 34 Millionen Aktien, um den Abverkauf weitgehend abzufedern.

Die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr (per Ende September) verlief jedenfalls vielversprechend. Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um mehr als 30 Prozent zu, der Gewinn je Aktie verdreifachte sich.

Wachstum in der Gig-Economy

Die niederländische Randstad zählt nicht nur im europäischen, sondern auch im weltweiten Vergleich zu den großen Personaldienstleistern und betreibt etwa die Jobbörse Monster. Das Unternehmen hat ein sehr breites Produktportfolio rund um den Personalbedarf: Randstad bietet die Besetzung offener Stellen, dauerhaft oder auf Zeit, ebenso wie die Suche von Führungskräften für Top-Positionen, Interimsmanagement, strategische Beratung von Unternehmen im Personalbereich oder fungiert als ausgelagerte Personalabteilung. Darüber hinaus führt Randstad Outplacement-Beratung durch und bietet Personalentwicklung.

Als einen der neueren Trends im Markt haben die Niederländer die sogenannte Gig-Economy ins Auge gefasst: Analog zu den einzelnen Auftritten von Musikern, die als Lebensunterhalt dienen, beschreibt der Begriff einen Teil des Arbeitsmarkts, bei dem kleine Aufträge kurzfristig an Selbstständige, Freiberufler oder geringfügig Beschäftigte vergeben werden. Randstad schätzt diesen Markt für 2020 im EMEA-Raum (Europa, Arabien, Afrika) auf eine Größe von etwas mehr als 60 Milliarden Euro.

Auch bei Randstad läuft es rund. 2021 brachte einen Wachstumssprung. Beim Umsatz stand ein Plus von 20 Prozent auf den Rekordwert von knapp 25 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebitda) stieg sogar um fast 60 Prozent auf etwas mehr als eine Milliarde Euro. Die Aktionäre können sich über eine Dividende von fünf Euro je Anteilschein freuen. Und mit Schwung geht es weiter. Der Januar habe sich ähnlich entwickelt wie das vierte Quartal, teilte Randstad Anfang der Woche mit.
 


INVESTOR-INFO

Randstad

Europäischer Riese

Der wichtige europäische Markt wächst, und auch der Arbeitsmarkt in den USA ist für Personaldienstleister in sehr guter Verfassung. Der Umsatz für 2021 liegt auf Rekordniveau, das Wachstum von 20 Prozent war hoch, wie auch der Sprung beim operativen Gewinn von rund 60 Prozent. Der Start ins Jahr ist demnach ebenfalls gut gelungen. Randstad befindet sich organisch auf dem Wachstumspfad. Die Aktie zieht an, attraktive Dividende.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 75,00 Euro
Stoppkurs: 54,00 Euro

Recruit Holdings

Starker Japaner

Das Schwergewicht mit einer Marktkapitalisierung von um die 75 Milliarden Euro erzielt seinen Umsatz zu gut 50 Prozent auf dem Heimatmarkt, der Rest verteilt sich zu etwa gleichen Teilen auf Europa und die USA. Damit kann das Unternehmen im zyklischen Geschäft regionale Schwankungen abfedern. Das Geschäftsfeld Personaldienstleistungen ist das größte, auch die Online-Rekrutierungsservices sind stark aufgestellt. Die Verkäufe von Großinvestoren mahnen jedoch zur Vorsicht. Die Aktie ist haltenswert.

Empfehlung: Beobachten
Kursziel: 43,00 Euro
Stoppkurs: 34,00 Euro

Amadeus Fire

Fokus auf Deutschland

Schon die bereits veröffentlichten 2021er-Jahresergebnisse der Konkurrenten gerade auf dem deutschen Markt stimmten für Amadeus Fire zuversichtlich. Vor allem weil die Frankfurter fast ausschließlich hierzulande aktiv sind. Jetzt hat Amadeus Fire selbst überzeugende vorläufige Zahlen vorgelegt. So stieg das operative Ergebnis (Ebita) 2021 im Jahresvergleich um knapp 62 Prozent. Anleger nutzen den Rücksetzer zum Einstieg.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 210,00 Euro
Stoppkurs: 145,00 Euro