Die Übernahme von Sky Deutschland durch RTL ist zweifellos ein Paukenschlag für den deutschen Medienmarkt. Zwei nationale TV-Schwergewichte bündeln ihre Kräfte, um mit vereinten 11,5 Millionen Streaming-Abonnenten endlich ein Gegengewicht zu den US-Plattformen Netflix und Amazon Prime zu bilden. Doch so spektakulär dieser Deal für die hiesige Medienlandschaft auch wirken mag – im globalen Maßstab ist er nicht mehr als eine Zwergenhochzeit im Zeitalter der Plattform- und KI-Giganten.
150 Millionen Euro zahlt RTL zunächst für Sky Deutschland – mit einer möglichen Nachzahlung von bis zu 377 Millionen Euro, abhängig von der Entwicklung der RTL-Aktie Das klingt nach viel Geld, ist aber im Vergleich zu den Summen, die im KI-Sektor derzeit bewegt werden, fast schon lächerlich. Zum Vergleich: Meta (Facebook) bietet einzelnen KI-Talenten mittlerweile Jahresgehälter von bis zu 100 Millionen Dollar – und legt für den Wechsel ins Unternehmen noch einmal einen Bonus in ähnlicher Größenordnung obendrauf. Für einen einzigen Top-Ingenieur werden also Beträge gezahlt, die fast an den gesamten Sky-Deal heranreichen: kostenloses Mittagessen ist im Salär enthalten.
Die wahren Giganten heißen Meta, TikTok & Co.
Während RTL und Sky sich als „nationaler Medienchampion“ feiern haben die globalen Plattformen das Spiel längst verändert. Gerade mal 10 Millionen Abonnenten haben die beiden kombiniert. (Netflix: mehr als 300 Millionen). TikTok, Meta, Google und Amazon investieren dreistellige Milliardenbeträge in KI-Infrastruktur, Content und Nutzerbindung. Sie diktieren mit ihren Algorithmen, was gesehen, geteilt und gekauft wird – und verdrängen klassische Medienkonzerne zunehmend aus dem Alltag der Konsumenten. Die Reichweiten und Datenmengen, über die diese Plattformen verfügen, sind für nationale Player unerreichbar.
KI: Der nächste Tsunami für den Medienkonsum
Die nächste Disruption steht schon vor der Tür: Künstliche Intelligenz wird den Medienkonsum radikal verändern. Personalisierte Inhalte, automatisch generierte Nachrichten und KI-gesteuerte Empfehlungssysteme setzen neue Standards – und machen klassische Senderstrukturen obsolet. Wer nicht massiv in KI investiert, wird im Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Werbegelder weiter zurückfallen. Die Summen, die derzeit in KI-Start-ups, Talente und Infrastruktur fließen, sprengen jede Dimension, die der deutsche Medienmarkt je gesehen hat.
Was bedeutet das für Aktionäre?
Kurzfristig mag die RTL-Aktie vom Deal profitieren – Synergien und Kosteneinsparungen werden an der Börse honoriert.
Langfristig bleibt der strukturelle Druck enorm: Die großen Plattformen wachsen weiter, KI wird zur Pflichttechnologie, und die Eintrittsbarrieren steigen.
Wer als Aktionär langfristig denkt, sollte sich nicht von nationalen Deals blenden lassen, sondern auf Unternehmen setzen, die bei KI und Plattformtechnologie vorne mitspielen – oder sich zumindest strategisch an die neuen Realitäten anpassen.
Fazit:
Die RTL-Sky-Fusion ist spannend für den deutschen Markt, aber global betrachtet ein kleiner Fisch im Haifischbecken der Tech- und KI-Giganten. Wer als Anleger auf die Zukunft des Medienkonsums setzt, kommt an KI und den großen Plattformen nicht vorbei. Die Zwergenhochzeit mag für Schlagzeilen sorgen – die Musik spielt längst woanders.
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Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: RTL Group.